Gallspach
„Prügelszenen“ mit „vaterländischem“
Prolog – Heldenplatz, Peripherie
Ein Bürgermeister, der „ziemlich
scharf gegen die Nazis vorging“
Ein Gestapo-Beamter und
SS-Obersturmbannführer im Gallspacher Ruhestand
der glanze heldenplatz zirka / versaggerte
im maschenhaften männchenmeere
/ […] / und brüllzten wesentlich. / verwogener stirnscheitelunterschwang / nach nöten
nördlich, kechelte / mit zu-nummernder
aufs bluten feilzer stimme / hinsensend
sämmertliche eigenwäscher.
/ pirsch! / döppelte der gottelbock
von Sa-Atz zu Sa-Atz / […]
/ balzerig würmelte es im männchensee / […][1]
Die „politischen Wogen“ waren im Ort,
soviel verraten die vom Postenkommando Gallspach im
Mai 1946 auftragsgemäß ans
Landesgendarmeriekommando berichteten Zahlen, bereits seit 1934 „besonders
hoch“ gegangen. Seit im Februar 1934 vorgeblich vaterländisch und christlich
gesonnene vermeintliche Politiker den letzten Schritt getan hatten, auch in
Österreich den Vollbegriff einer Diktatur zu verwirklichen, seit im Juli
desselben Jahres österreichische Nationalsozialisten beim Versuch, das zwischen
blutiger Repression und frömmelnd ständischer Betulichkeit unentschiedene
Regime durch ihre entschiedene „Bewegung“ zum Totalitarismus zu ersetzen,
gescheitert waren, hatte sich Gallspach zu einem
Brennpunkt des Konflikts zwischen autoritärem Ständestaat und illegalen
Nationalsozialisten entwickelt. Die einen verübten „Böllerattentate“ (d.h.
veritable Sprengstoffanschläge, vgl. die im Beitrag zu Gaspoltshofen
beschriebene Wirkung der verharmlosend „Böller“ genannten Tatmittel),
beschmierten Hauserwände mit ihren Parolen, veranstalteten nächtlichen Feuerzauber.
Die anderen, vorerst noch Mächtigen ließen (41 mal)
solcher nationalsozialistischer Umtriebe Verdächtige verhaften und ordneten 62
Hausdurchsuchungen an.[2]
Anfang 1938 aber hatte der Wind merklich gedreht. Knapp über der westlichen
Landesgrenze versuchte man sich finster entschlossen wie nie am Brauen Unheil
drohender Wolken. Die Repräsentanten des Ständestaats gaben sich, aller als
„Befriedung“ beschönigten Nachgiebigkeit zum Trotz, hart. Noch in seinen
vorletzten Reden in Innsbruck und Wien hatte Schuschnigg scharfe Töne in
Richtung Berchtesgaden gespuckt, nachdem die (sich selbst so heißenden)
Vaterländischen die längste Zeit vorgegeben hatten, „für Österreich“ zu kämpfen
– um „lediglich die Demokratie zugrunde“ zu richten. In der entscheidenden Krise
des Jahres 1938 erwies sich dieses Regime „dort, wo es der echten Stärke“
bedurft hätte – „Hitler gegenüber und Mussolini gegenüber“ – final als „unterwürfig
und servil“, ja bald „zur Kapitulation bereit.“[3]
Das Bemühen um „Befriedung“ und Integration bestimmter – dem Nationalsozialismus nahe stehender –
Kreise bzw. einzelner vermeintlich nur Nationaler war seit Mitte der 30er Jahre
zunehmend eifriger und offener geworden. Dabei hatten Oberösterreicher eine
prominente Rolle spielen dürfen. Hier ein Sicherheitsdirektor des Landes und
Heimwehrführer, der, das nur nebenbei, im Bezirk Grieskirchen Schloss und Land besaß, möglicherweise gar ein
Landeshauptmann, dort der Führer des illegalen Linzer SS-Abschnittes, der es
noch zum Chef des Reichssicherheitshauptamtes bringen sollte, Ernst Kaltenbrunner, und ein im Bezirk Vöcklabruck ansässiger
Regimentskamerad des Bundeskanzlers, Anton Reinthaller,
der bereits Ende der 1920er Jahre der NSDAP beigetreten war. Schuschniggs
nationalsozialistischem Regimentskamerad war es – wohl aus der oberösterreichischen
Sicherheitsdirektion – „gestattet worden“, mit seinen eigentlich illegalen
Parteigenossen „Besprechungen abzuhalten“, das heißt, den Vermittler zu
spielen.[4]
Schon im August 1934 hatte der oberösterreichische Landeshauptmann Gleißner mit „nationalen“ bzw. „gemäßigt [sic!] nationalsozialistischen
Gruppen“ Gespräche geführt.[5]
Kein Jahr darauf hatte der Sicherheitsdirektor des Landes Oberösterreich, Peter
Graf Revertera, gegenüber – dem späteren NS-Bürgermeister
von Linz und Richter beim Volksgerichtshof – bedauert, so viele
Nationalsozialisten verhaften zu müssen. Dafür, dass der
Sicherheitsdirektor auch mit dem erwähnten, nachmaligen Chef des RSHA und
Hauptkriegsverbrecher „irgendwie […] in Verbindung“ gestanden war, spricht
unter anderem die Eifersucht anderer illegaler NS-Führer auf den während der
sogenannten Systemzeit angeblich „ganz ungestört und offen“ arbeitenden Kaltenbrunner.[6]
Mit dem „Juliabkommen“ von 1936, das – so der Wunsch und die Intention bloß
einer Seite – „die Eigenstaatlichkeit Österreichs gewährleisten“ hätte sollen,
das tatsächlich aber „bereits bestimmte die Souveränität des Landes
einschränkende Maßnahmen“ vorgesehen hatte, war dann der Weg zum Anschluss vorgezeichnet und frei. Bis in den März 1938
konnte Hitler unter Berufung auf dieses Abkommen seine Erpressungsversuche als
Forderung nach Einhaltung und Erfüllung eines zwischenstaatlichen Vertrags
verschleiern – zum Gaudium einer „nationalen Opposition“ in Österreich, die
sich längst zur „nationalsozialistischen Bewegung“ entpuppen hatte dürfen.[7]
Die beiden Oberösterreicher, die im Dienste Schuschniggs mit Führern derselben
Fühlung aufgenommen hatten, mussten 1938 am eigenen
Leib erfahren, dass sich die Bewegung weder befrieden
noch integrieren ließ. Im Gegenteil: Ihr Österreich war mit verhältnismäßig
geringem Aufwand zuerst überwältigt und dann geschluckt worden, sie selbst
landeten in Buchenwald und Dachau bzw. wurden „gauverwiesen“. Ob und wie weit
bzw. wie lange das Handeln der oberösterreichischen Mittler zwischen
autoritärem Ständestaat und Nationalsozialisten von „Naivität“, Berechnung oder
Zwängen einer sich zuspitzenden Situation bestimmt gewesen war?[8]
Ihre Bemühungen waren offenbar soweit als aufrichtig – oder jedenfalls
potentiell nützlich – interpretiert worden, dass man
sich um eine Einladung Reverteras ins Reich zu
bemühen begonnen hatte, „um dessen Stellung in Österreich zu stärken.“[9]
Wovon man mittelbar sich wiederum eine Stärkung der Stellung der
Nationalsozialisten – oder, um wieder den im österreichischen Regime beliebten
Euphemismus zu bemühen: nationaler Kreise – erhofft haben musste.
(Die Befriedungsbemühungen waren allem Anschein nach – von den direkt
Beteiligten – wirklich ernst genommen worden. Der spätere Linzer
NS-Bürgermeister und Richter am Volksgerichtshof wollte dem
oberösterreichischen Landeshauptmann Gleißner, der
kurz vor dem Anschluss behauptet hatte, „in
Oberösterreich“ sei man den Nationalsozialisten „immer entgegengekommen“,
nichts nachsagen. Er sei ein „sehr fähiger Mensch […] fern jeder
klerikal-ultramontanen Gesinnung“.[10]
Selbst als alles – Austrofaschismus und
Nationalsozialismus – vorbei war, unterstellte keiner dem anderen ein falsches
Spiel oder die Absicht zu übervorteilen. Revertera
trat noch nach 1945, anläßlich des Verfahrens vor dem Volksgericht gegen Anton Reinthaller, als Entlastungszeuge auf, und schilderte dem
Gericht, wie sich der Angeklagte für ihn eingesetzt habe, als er „verfolgt“
worden „und fünfzig Monate im KZ“ gesessen war.[11])
Noch Während Hitler von außen kaum verhohlen gedroht hatte, betrieb der Kreis
um Schuschnigg die Selbstdemontage des Regimes. Vollkommen erfahrungsresistent
hatte er beispielsweise im Sommer 1937 Weisung gegeben, in der Vaterländischen
Front ein „Volkspolitisches Referat“ einzurichten – wieder einmal in der
Hoffnung jene Kräfte, die er verharmlosend mit dem Begriff Nationale zusammenfaßte,
einzubinden. Wenig überraschend hatte auch dieses Referat, das sich – allen
Ernstes! – vor allem mit Entschädigungsansprüchen ehemals inhaftierter
illegaler Nationalsozialisten zu befassen hatte, kaum eine beruhigende Wirkung
in Richtung NSDAP und Reich entfaltet. Dafür erwies es sich als zusätzlicher
„destabilisierender Faktor“ innerhalb der – alles andere als geschlossenen,
immer brüchiger werdenden – Vaterländischen Front.[12]
Ähnlich ungeschickt ging Schuschniggs leitendes Personal im Sicherheitsapparat
vor. Was hatte etwa der Sicherheitsdirektor für das Bundesland Oberösterreich,
es handelt sich nach wie vor um denselben, von dem bereits die Rede war, gedacht,
welchen Effekt eine Anweisung wie die seine vom 6. März 1938 auf
nicht-nationalsozialistische, loyale Exekutivbeamte haben würde? In einem an
sämtliche Bezirkshauptmannschaften adressierten Schreiben hatte er eine Tagung
von „zirka 20 bis 30 [nationalsozialistischen] Vertrauensmänner[n]“ aus dem
„Bereiche jeder Bezirkshauptmannschaft (Bundespolizeibehörde)“ angekündigt, der
der „Herr Minister[] [und Nationalsozialist] Seyß-Inquart“
vorsitzen werde. Damit nicht genug: Ein „gemeinsames Abhören“ der im Rundfunk
übertragenen Eröffnungsrede des Ministers durch – man bleibt sich irrend selber
treu: – „Nationale“ sei „zuzulassen“. Immerhin hatte der Mut zur Forderung
gereicht, dass dies, bitte, „im geschlossenen Raum“
zu erfolgen habe.[13]
Ebenfalls aus der Sicherheitsdirektion in Linz war die Bezirkshauptmannschaft
Grieskirchen zwei Tage zuvor angewiesen worden, „von der Ausbürgerung“ eines
nach dem illegalen Überschreiten der Grenze in Schärding festgenommen
Wendlingers „auf Grund der geänderten politischen Lage dermalen abzusehen.“ Der
Mann hatte sich – als „Illegaler“ – nach dem gescheiterten Staatssteich
1934 nach Deutschland abgesetzt, wo er in die SS-Standarte Deutschland
aufgenommen worden war; beim illegalen Grenzübertritt nach Österreich zur
Jahreswende 1937/38 war er nach wie vor Angehöriger dieser Einheit im Rang
eines Rottenführers gewesen.[14]
Sowenig zur Vorgeschichte des März
1938, als auch in Gallspach Partei- und
Volksgenossinnen aufstanden, um Sturm und Wellen über Nachbarn hereinbrechen zu
lassen. In Ermangelung geeigneter Opfer mussten sie
im Landl, anders als etwa im „verjudeten“ Wien,
zumeinst mit den tatsächlichen oder vermeintlichen Trägern und Sympathisanten
des verhassten „Systems“ vorlieben nehmen. Ob der in Gallspach wohnhafte und in der Vaterländischen Fronst
engagierte Elektriker Friedrich K. wenige Stunden zuvor, am Abend des 11. März
1938 die im Rundfunk übertragene Rede Schuschniggs mitverfolgt, ob er ihre
Bedeutung begriffen hatte und aufs Kommende gefaßt bzw. auch für sich
entschlossen war, obwohl selbst im Besitz einer Faustfeuerwaffe, der Gewalt zu
weichen und „kein Deutsches Blut zu vergießen“, ist nicht überliefert. Gallspacher Nationalsozialisten dagegen mussten
früh im Klaren darüber gewesen sein, woher der Wind jetzt wehen würde. Aktenmäßig
belegen läßt es sich, dass sie bereits zu einem
Zeitpunkt gegen politische Gegner (zumindest unter Androhung von Gewalt)
vorzugehen begannen, als sich die nach Wien kommandierten höheren SS- und
Polizeiführer wie Heinrich Himmler und Ernst Kaltenbrunner
noch in der Luft befanden – an Bord einer Maschine, die das Flugfeld Aspern bei Wien ansteuerte und dort von „österreichischen
Nationalsozialisten“ erwartet wurde. Eben erst hatten sie Bundespräsident
Miklas dazu gebracht Seyß-Inquart zum Bundeskanzler
zu ernennen und damit in letzter Minute den Nationalsozialisten in Österreich
zu einem „unblutigen Sieg“ verholfen. Das falsche Pathos und das fälschende
Adjektiv gehen zurück auf Görings Emissär in Wien, Wilhelm Keppler,[15]
der hier seit 1937 offiziell die Erfüllung der wirtschaftspolitischen Punkte
des (oben erwähnten) Juliabkommens zu überwachen hatte. Zur Einordnung, nicht
um zu relativieren, sei den nachfolgend geschilderten Ereignissen in Gallspach und Grieskirchen an dieser Stelle die Chronologie
der Ereignisse in Wels – in wenige Worte gerafft – vorangestellt. Nach einigen
Stunden höchster Anspannung und Unklarheit, während derer sich etwa die
Sicherheitskräfte befehlsgemäß von den Straßen in ihre Dienststellen
zurückgezogen hatten, aber allem Anschein nach noch antinazistische
Kundgebungen mit mehreren Hundert Teilnehmern möglich gewesen waren,
beherrschten in den späten Abendstunden teilweise uniformierte
Nationalsozialisten die Szene. Um 19 Uhr 30 wird das Bundespolizeikommissariat
gestürmt, die übrigen „Dienststellen der Gendarmerie und Bezirksverwaltung“
sollten bald folgen; so wie die ersten Festnahmen.[16]
Das Telefonprotokoll der Welser Zweigstelle eines Wiener Textilunternehmens
gibt einen Eindruck von der gespannten Stimmung und unklaren Lage an diesem
Tag: „[… ] In Wels selbst ist Ruhe, doch herrscht eine
Hochspannung, die sich ab und zu in kleinen […] Schlägereien auswirkt. –
Militär und die gesamte Exekutive ist kaserniert […] können […] mitteilen, dass sich alles ruhig verhält. […] nach der Nachricht über
die Verschiebung der Volksabstimmung […] findet heute um ½ 8 Uhr abends ein
Fackelzug in Wels statt, von der Gegenseite, welche in voller Uniform und
Waffen aufmarschieren soll […] Zu den Gerüchten über den Rücktritt des
Bundeskanzlers Schuschnigg […]: Dies dürfte wohl auch etwas übertrieben sein.“[17]
Unter Berücksichtigung der damaligen Verkehrs- und Nachrichtenverbindungen darf
für einen Marktflecken im Bezirk Grieskirchen jedenfalls ein kaum gleicher,
wenn nicht schlechterer Informationsstand angenommen werden. Dennoch zählt die
„noch nachts zum 12. 3. 1938 vorgenommene Durchsuchung“ in der Wohnung des
obgenannten Friedrich K. in Gallspach zu den ersten „Amtshandlungen“
der neuen Mächtigen. Den vorliegenden Berichten zufolge datieren die übrigen
Aktionen (vor allem „Schutzhaftnahmen“) im Bezirk auf die Tage zwischen dem 13.
und 16. März. Da hatte die Wehrmacht längst die Grenzen überschritten, der
Führer sich schon – „[…] unter dem Eindruck der Triumphfahrt von Braunau nach
Linz [die ihn auch durch den Bezirk Grieskirchen, z.B. nach Jeding
bei Gaspoltshofen, geführt hatte], den Blumen, dem
Jubel und den Fahnen, diesem ganzen elementaren Vereinigungstaumel“[18]
– zum unverzüglichen Anschluss entschlossen.[19]
Die österreichischen Angehörigen von SS und SA hatten sich die Rolle von
Hilfspolizisten davor, am 11. und 12. März, keineswegs nur angemaßt: Immerhin
war schon einige Zeit bevor der Führer – samt Anhang – den Sprung über den Inn
wagen wollte, ein österreichischer Nationalsozialist (Seyß-Inquart)
österreichischer Innenminister geworden. Berichte über die Entwicklungen am 11.
März deuten – woher aus dem Bundesgebiet sie auch immer kommen: aus der
Steiermark (Bruck an der Mur) oder aus Tirol (Imst) –
auf ein Muster. Einige Zeit war nach
der Radioansprache Schuschniggs vergangen, da erschienen SA und SS in den
Dienststellen, mal gleichzeitig die Übernahme der Macht im Staate und dieses
Gendarmeriepostens ankündigend und vollziehend, mal um sich „der staatlichen
Exekutive […] für die Aufrechterhaltung der Ordnung und Ruhe“ zur Verfügung zu
stellen. In beiden Fällen oft unter Berufung auf Seyß-Inquart
– wobei sich die Gendarmen in der Nacht vom 11. auf den 12. März wohl noch
weniger darüber im Klaren waren, als der Verfasser, in welcher Eigenschaft oder
Funktion er ihr Auftreten legitimiert oder angeordnet haben sollte: noch als
Innenminister oder schon als Bundeskanzler? Der Parteigenosse hatte den
Innenminister und den Bundeskanzler wohl längst überholt – kurz bevor er sie
abstreifen sollte. Während die Beamten sich den ganzen Tag von ihren
vorgesetzten Dienststellen verlassen gefühlt hatten, von denen weder
„Weisungen“, noch „Antworten auf Anfragen“ gekommen waren, gingen gegen
Mitternacht seitens der „Sicherheitsbehörden und Kommanden“
Anweisungen der Art ein, die Beamten hätten „sich ohne Widerstand zu ergeben“,
„in den Dienst der SS und SA zu stellen“ oder, das bestechende Hilfsangebot
annehmend, zusammenzuarbeiten und „gemeinsam […] auf Patrouille zu gehen.“
Diese Anrufe kamen, wenn überhaupt, wohlgemerkt erst, als die Trupps der
augenscheinlich mit dem Ballhausplatz kurzgeschlossenen Parteigliederungen
bereits vor den Posten auf- bzw. in dieselben einmarschiert waren. Darauf
verschwanden in ganz Österreich „nach und nach […] die Kollegen und kamen mit
Armbinden wieder“. Wie viele die „Hakenkreuzarmbinde“ duldend und (innerlich)
widerstrebend „angelegt bekommen“,[20]
wie groß die Zahl derer, die sie schon – verdeckt bei sich – getragen hatten? Der
Großteil der österreichischen Gendarmen und Polizisten, sieht man von jenen ab,
die selbst umgehend festgenommen worden waren, oder – wie drei Tage später in
Linz – ermordet wurden, tat auch nach der Nacht vom 11. auf den 12. März weiter
Dienst. Wie weit sie mit Begeisterung oder Überzeugung dabei waren oder aus
Angst und mit Widerwillen glaubten mitmachen zu müssen, ist nur in Einzelfällen
– mehr oder minder glaubwürdig – überliefert. Ob sie aus Opportunismus konformierten oder um sich selbst zu schützen nicht
auffallen wollten, der Effekt war – bis auf wenige Ausnahmen – der gleiche: Sie
waren im Dienst, gehorchten ihrer vermeintlichen Pflicht und ihren neuen oder
alten Vorgesetzten, machten mit. Die Machtverhältnisse mochten umgebrochen sein, der Sicherheitsapparat
aber war nicht zusammengebrochen. Er würde fürs Erste, das war am 13. März so
sicher, wie eine Mehrheit für die „Wiedervereinigung“, den neuen – von jeder
„Humanitätsduselei“ befreiten – Herren dienen, wie er den alten – sich
„christlichen“ heißenden – gedient hatte. Das ganze Ausmaß seiner Anpassungs-
und Wandlungsfähigkeit, wie seiner repressiven Wirksamkeit sollte sich
allerdings erst nach der Neuuniformierung der beiden (ehemals) österreichischen
Wachkörper erweisen. Einen Teil des Personals der Polizei- und
Polizeireservebataillone stellend, die zu 100.000en ins Deutsche Reich
verschleppten ArbeiterInnen unter Kontrolle bzw.
niederhaltend, jeden seinen Henkern ausliefernd, wenn er sich – weil er liebte,
widersprach, sich widersetzte, nicht hungern wollte – als Mensch benahm. Die
Polizei- und Reservebataillone kommen an anderer Stelle (siehe Neumarkt i. H.)
ausführlicher zur Sprache. Exempel fürs zuletzt Gemeinte statuierte man dort
wie hier. Wurde ein Pole am Kalvarienberg in Neumarkt im Sommer 1942 gehenkt,[21]
weil er es gegenüber Gendarmen des dortigen Postens an Respekt – eher: Furcht –
hatte fehlen lassen, hatte hier, an der Gemeindegrenze Gallspachs,
ein halbes Jahr zuvor die Liebesbeziehung zwischen einem 16jährigen polnischen
Zwangsarbeiter und einer ebenso jungen – allerdings „deutschblütigen“ – Magd, Anlass genug geboten.[22]
Hat man auch teuflisch schlau Polen dazu gezwungen, ihre Landsleute – Johann Levko und Mieczyslaw „Kristfezky [?]“ zu „justifizieren“,
Gendarmen blieben in beiden Fällen beteiligt und mit verantwortlich. Für die
namentlich bekannten Beamten, die die Festnahme („aus eigenem Antrieb“)
vorgenommen hatten bzw. beim Hängen dabei gewesen waren, hatte ihr Verhalten
nach Kriegsende Folgen. Politik, Militärregierung und Gendarmeriekommando
legten Anfang 1946 (noch) eine bemerkenswerte Konsequenz an den Tag. „Ray.Insp. A[.] Josef“ (Neumarkt) und „Gendarm Wilhelm R[.]“
(Grieskirchen) wurden noch 1945 entlassen. „Patrl.
Franz O[.]“ wurde immerhin vor eine Überprüfungskommission, unter Vorsitz des
Bezirkshauptmanns und bestehend aus Gendarmen, Personalvertretern und
Repräsentanten der politischen Parteien, zitiert.[23]
Eine Registrierungspflicht als Nationalsozialisten (im Sinne des
Verbotsgesetzes in der Fassung von 1945) ist für beide früher am
Gendarmerieposten Neumarkt eingeteilten Beamten dokumentiert. Im Mai 1947 waren
sie allerdings wieder im Dienst.[24]
Wilhelm R. kam Ende der 1940er Jahre bei der Grieskirchner
Stadtwache unter. An Versuchen, auf die Frage nach der Loyalität bzw.
„Gesinnung“ österreichischen Exekutivbeamten 1938 eine umfassende, statistische
und belastbare Antwort zu finden, fehlt es weitgehend. Gernod
Fuchs hat eine der wenigen, hierzu aussagenkräftigen Quellen ausgewertet. Die GeStapo kam für die Gendarmeriebeamten in Salzburg im April
1938 – nachdem man 433 individuell unter dem Gesichtspunkt ihrer Haltung zum
Nationalsozialismus beurteilt hatte – zur Einschätzung, 29,8 Prozent seinen
national bis nationalsozialistisch eingestellt, 45 % „Systemanhänger“ oder
„extrem Systemnah“ und 25,2 Prozent „indifferent“. Bis zur Volksabstimmung
wollte man für die Exekutive österreichweit von
weiteren Sanktionen und Verfolgungen absehen. Selbst nach Inkrafttreten der
Verordnung zur Neuordnung des österreichischen Berufsbeamtentums[25]
wurden in Salzburg lediglich 75 Beamte „gemaßregelt“, was für neun Betroffene
die Einweisung in ein Konzentrationslager, für 29 die Versetzung in den
Ruhestand, für 3 die Enthebung vom Dienst und die übrigen 29 Versetzungen bedeutete.[26]
Wenn diese Zahlen auch nicht auf das
Nachbarbundesland eins zu eins übertragen werden können, liefern sie doch einen
Hinweis auf die Stimmung im Wachkörper und bezüglich der zu erwartenden
Loyalitäten. Für Oberösterreich bietet die von Gerald Hesztera
vorgenommene Auswertung der Gendarmerie-Almanache aus den Jahren 1937 bis 1939
Anhaltspunkte, dass – und wie – der Umbruch in
erlebten Hierarchien und im Dienstalltag einfacher Gendarmen doch strukturelle Spuren
hinterließ. (Die mehr oberflächlichen – wie zuerst Hakenkreuzarmbinden und dann
neue Uniformen – sind ausdrücklich nicht gemeint.) Bei
Betrachtung der im genannten Zeitraum eingeteilten – und in jedem Jahrgang des
Almanachs namentlich genannten – Dienststellenkommandanten ist eine ausgeprägte
Zunahme der Neubesetzungen festzustellen. Hatten im Vergleichszeitraum 1937/38 21
(von 238 oberösterreichischen) Dienststellenkommandanten gewechselt, waren es
nach Anschluss bzw. Umbruch 1938/39 mehr als dreimal
so viele: 79. Auch am oberen Ende der Hierarchie hatten die politischen
Veränderungen (aber auch die perfid-ausgeklügelten, nur so genannten Ausbrüche
und Ausschreitungen von Bürgern und Kollegen) zum Teil individuell
traumatische, manchmal tödliche Folgen. Gerald Hesztera
ist es gelungen, auch diese Facette des Umbruchs in Zahlen festzuhalten.
Einschließlich des erst am 20. April (!) 1938 ausgemusterten, im März noch
laufenden Kurses, hatte das Offizierskorps der Gendarmerie im März 1938 120
Offiziere umfasst. „Acht […] wurden gleich in den
Anfangstagen […] in KZs deportiert, 18 weitere wurden zwangspensioniert.“ Davon
abgesehen sind zwischen 1938 bis 1945 elf Todesfälle verzeichnet – zumindest
einer davon wurde (im KL Buchenwald) ermordet, zumindest einer in den Suizid
getrieben.[27] Ein
Offizier, der von den neuen bzw. alten – jetzt aber deklariert
nationalsozialistischen – Vorgesetzten und „Vertrauensleuten“ „gemaßregelt“,
das hieß zum Beispiel: vom östlichen Niederösterreich bis nach Freiburg im
Breisgau herumversetzt worden war, wurde vor Kriegsende trotzdem Kommandant der
Gendarmerie im Kreis Grieskirchen –
um auch nach Kriegsende Bezirksgendarmeriekommandant
zu bleiben. Die Rede ist vom Hauptmann der Gendarmerie Karl Moser, der zusammen
mit dem späteren Bezirkshauptmann, Josef Hofer, zur kampflosen Übergabe
zahlreicher Orte in den heutigen Bezirken Eferding
und Grieskirchen entscheidend und unter Einsatz seines Lebens beigetragen hat.
Sei es, als er wenige Tage vor der bedingungslosen Kapitulation durch den
gesamten Kreis die Runde machte, um etwa auf mittlerweile kleinlaut gewordene,
verzagende Bürgermeister und Ortsgruppenleiter einzuwirken, doch – um Himmels
willen (er war, anders als der Verfasser, für einen Gendarmerieoffizier des
Ständestaats kaum überraschend, gläubiger Katholik) – alles zu unterlassen, das
auch nur als Vorbereitung oder Ansatz zu militärischer Verteidigung interpretiert
werden hätte können. Wobei er in Eferding beinah
einem Hauptsturmführer der SS in die Arme gelaufen wäre, der bereits nach ihm
auf der Suche war. Sei es, als er, ein weißes Bettuch aus dem Fenster seines
Wagens gehängt, den aus Richtung Ried anrollenden amerikanischen Panzerspitzen
entgegenfuhr – um zu warnen, wo SS lag, und wie sie umgangen werden konnte. Bis
in den März 1938 war er einer der Lehrer an der Zentralschule der
Bundesgendarmerie in Mödling gewesen, von denen die Teilnehmer des letzten
österreichischen, ersten deutschen Offizierskurses dort ausgebildet worden
waren.[28]
Für den Bezirk Grieskirchen kann festgehalten werden, dass
zum Teil selbst solche Beamte im Dienst blieben und nicht versetzt wurden,
denen im Kampf gegen „Illegale“ Erfolge nachgerühmt wurden. Der Gaspoltshofener Postenkommandant Ludwig M. beispielsweise musste, nachdem er im Juli 1934 seinen Beitrag zum Zusammenbruch
des nationalsozialistischen Putsches geleistet hatte und dafür sogar belobigt
worden war, zwar ein „Verfahren vor dem Sonderausschuss
zur Bereinigung des österreichischen Berufsbeamtenbund [sic!] über sich ergehen
lassen“,[29] weitergehende
oder nur nennenswerte Sanktionen (Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand,
Dienstenthebung, Strafversetzung) aber wurden nicht verhängt. In den Jahren
zwischen 1938 bis 1945 tauchen sein Name und seine Paraphe immer wieder im
Schriftverkehr des Postens auf (siehe Gaspoltshofen-Beitrag).
So wurden die Beamten meist Zeugen, manches Mal Mittäter der anrollenden
Säuberungen – wenn sie diese nicht selbst und ohne Assistenz seitens SA und SS
auszuführen hatten, weil die Aufträge zur „Inschutzhaftnahme“
bereits auf dem Dienstweg über die Bezirkshauptmannschaft auf den Posten einliefen.
In ihrer Wahrnehmung müssen die Vorgänge dieser Tage und Stunden einen
verwirrenden Charakter angenommen haben. Nicht, dass
man sich Willkür und Ausschreitungen offen in den Weg hätte stellen wollen. Die
Wachkörper der Republik Österreich aber waren selbst unter solch
außerordentlichen Umständen und mit Hakenkreuzbinden am Arm ihrem
Selbstverständnis nach Bürokratie geblieben, nicht Bewegung geworden. Um dem
Chaos Herr zu werden, waren auch die Beamten des Gendarmeriepostens Gallspach bemüht, sämtliche Festnahmen, Durchsuchungen usw.
wenigstens im Nachhinein zu dokumentieren. Im Falle der erwähnten Durchsuchung
fehlen die sonst immer vermerkten Namen jener Gendarmen, die zumindest dabei
waren. (Die dieses Mal – im Gegensatz zum Juli 1934 – erfolgreiche
nationalsozialistische Erhebung bzw. Erpressung gab sich gern einen
hoheitlichen Anschein.) Die nicht genannten Gendarmen zusammen mit dem
bemerkenswert frühen Zeitpunkt der Durchsuchung wertet der Verfasser als
Hinweis auf eine ausschließlich von lokalen Nationalsozialisten auf eigene
Initiative durchgeführte Aktion. In Gallspach
erfolgte das Gros der „Schutzhaftnahmen“ am 13. März – mit der immer
gleichlautenden Begründung: „weil zu besorgen war, daß sich [die] Genannte[n]
auch weiterhin in [jetzt] verbotener Weise pol.[itisch, d.h. genauer: im Sinne der Vaterländischen Front,
also des autoritären Ständestaats] betätigen würde[n]“. Schenkt man den
Gendarmerie-Meldungen Glauben, verhaftete man sie zwar „unter Mitwirkung“ von
nicht näher genannten „S.A. Leuten“ bzw. der in Gallspach
wohnhaften „SS-Männer“ Rupert G., Franz R. und Franz P. – die Festnahme selbst
aber nahm beinah jedes Mal ein Gendarm vor. Die Gallspacher
Johann K. und Karl H. – seines Zeichens Gendarmerie-Revierinspektor und bis
März 1938 Postenkommandant! – allerdings seien, so meldet es zumindest das
Gendarmeriepostenkommando Gallspach am 14. März an
die Bezirkshauptmannschaft, „von SS-Männern unbekannten Namens in Grieskirchen […]
in Schutzhaft genommen und in die Fronfeste des Bezirksgerichtes […]
eingeliefert“ worden. Der hier verantwortliche Grieskirchner
Postenkommandant wird die Dinge am 19. März in einer eigenen Meldung an die
Bezirkshauptmannschaft in eine für Beamte akzeptable Form bringen und zu diesem
Zweck erklären, der eine sei vom Gendarmerieposten Grieskirchen in Haft
genommen worden, der andere vom Posten in Gallspach –
wovon dort aber niemand jemals etwas gewußt haben will. Zusammen mit den von Gallspach „am 14. März 1938 um 2 Uhr früh in das Gefängnis
des Bezirksgerichtes Grieskirchen eingeliefert[en]“ „Schutzhäftlingen“ Kornelius
O., Johann F., Johann G., Friedrich K., Wilhelm W., Johann H., Eduard G.,
Richard P., Alois F. und Georg Schmied wurden mithin allein in Gallspach in den „Anschluss“-Tagen
zwölf Personen in Schutzhaft genommen.[30]
Als im Mai 1946 das Bezirksgendarmeriekommando Grieskirchen dem
Landesgendarmeriekommando in Beantwortung einer recht allgemeinen Anfrage zu
Vorkommnissen zwischen 1938 und 1945 auch die mitunter tumultuösen
Ereignisse vom März 1938 schildert, verliert man kein Wort zur Beteiligung der
Gendarmen an den zahlreichen Inschutzhaftnahmen. „Veritas temporis filia“, denkt sich der Verfasser. Karl H. jedenfalls
hätten, so ist unter dem Datum „15. Mai 1946“ zu lesen, „S.A., SS und
illegale[] Nazis“ von Gallspach nach Grieskirchen
eskortiert; ihn dabei „aufs Gemeinste“ verhöhnend und „schwerstens“
misshandelnd.[31]
Legte 1938 der Grieskirchner Postenkommandant Wert
auf die – wie weit oder wenig den Tatsachen entsprechende – Feststellung, die
Festnahme des Kollegen H. sei durch ein Amtsorgan
erfolgt, lässt man seitens des
Bezirksgendarmeriekommandos 1946 – rhetorisch – nichts unversucht, um jeden
Verdacht, man habe vielleicht – seine Pflicht tuend – zur vermeintlich
reibungslosen und unblutigen Wiedervereinigung einiges beigetragen, zu
zerstreuen.
Die Gendarmen waren vermutlich mehr
von der Rolle irritiert, die im Rahmen dieser Amtshandlungen uniformierte
Angehörige von Parteigliederungen (SA, SS) oder einfache, in Räuberzivil
auftretende und eben noch illegale Parteigenossen gespielt hatten. Ihr in Akten
und Korrespondenz zum Teil durchscheinendes Bemühen diese Aktionen wenigstens nachträglich,
oberflächlich korrekt festzuhalten, verunmöglicht heute eine Klärung der Frage,
wer in diesen Stunden tatsächlich den Ton angegeben und einen gewissen
Überblick bewahrt hatte. Verstört haben mag, wer da verhaftet hat, nicht wie.
Der österreichische Gendarm kannte zwar keinen Schutzhaftbefehl, sehr wohl aber
vertraut war er mit sogenannten Anhaltebescheiden. Entsprechende
Instrumentarien waren auch im autoritär-ständestaatlichen Österreich auf
Grundlage der Anhalteverordnung (gültig ab 23.9.1933), mit dem als Reaktion auf
den „Juliputsch“ am 30.7.1934 in Kraft getretenen Bundesverfassungsgesetz, dem
Anhaltegesetz (ab 24.9.1934) und dem Ordnungsschutzgesetz seit dem 20.8.1937 geschaffen
und angewandt worden. Die Tendenz zur Ausdehnung der rechtlichen bzw. zeitlichen
Grenzen polizeilicher Haft und ihre Entwicklung hin zu einer Präventivmaßnahme hatte sich auch in Österreich seit 1933 manifestiert.[32]
Die über einen längeren Zeitraum und in Etappen vollzogene Angleichung der
Rechtsverhältnisse in der Ostmark bzw. den Alpen- und Donaugauen brachte es mit
sich, dass man sich noch Monate bis Jahre nach dem Anschluss zur Verfolgung politischer Gegner der unter
Dollfuß und Schuschnigg geschaffenen Gesetze bediente. Einer dieser Fälle
(Franz M.) ist Gegenstand der Arbeit zu Gaspoltshofen.
Der Verfasser steht nicht an, das allzu Offenbare trotzdem auszusprechen: Im
Gegensatz zur grundlegenden Tendenz hatten die österreichische und die
reichsdeutsche Praxis bis 1938 Welten getrennt.
Diese neue Praxis bekam am 12. März,
als, was den Abend, die Nacht zuvor nur einige geahnt, manche erhofft hatten,
gewiß und allgemein bekannt war, Karl H., der eben noch Postenkommandant gewesen war, am eigenen Leib
zu spüren. Ein ausgelassen bis hemmungslos siegestrunkener Mob ortsansässiger
Nationalsozialisten erstürmte seine Gallspacher Dienststelle,
zerrte ihn auf die Straße – um ihn dort in aller Öffentlichkeit zu demütigen,
zu mißhandeln, zu verletzten.[33]
Wie es den Schutzhäftlingen während und nach ihrer Überführung ins
Gerichtsgefängnis Grieskirchen erging, dazu geben die Akten nicht Auskunft. 1946
wissen die Beamten vom Gendarmerieposten Gallspach
Näheres zum Leidensweg Karl H.s nach Grieskirchen zu
berichten. Unter „schwersten Mißhandlungen und Verhöhnungen“ hätten ihn Alt-
und Konjunkturnazis nach Grieskirchen getrieben und dort ins Gefängnis des Bezirksgerichts
eingeliefert.[34]
Ein Jahr zuvor wiederum, im Sommer 1945, schreibt Bezirkshauptmann Dr. Hofer
dem Counter Intelligence
Corps von veritablen „Prügelszenen“, die sich im und ums Grieskirchner
Gerichtsgefängnis – laut Aussage mehrerer Zeugen respektive Opfer – im März
1938 abgespielt haben dürften. Angeblich seien diese auch vom
Nationalsozialisten der ersten Stunde und später bis Mai 1945 amtierenden
Bürgermeister P. fotografiert worden.[35]
Neben diesem Akademiker, der, soweit das Hörensagen des nachmaligen Bezirkshauptmannes
eines Tatsachenkerns nicht entbehrt, in jenen Stunden und Tagen in Grieskirchen
den völkisch bewegter Schaulustigen gab, stieß der Verfasser in einem anderen
Zusammenhang zufällig auf einen noch konkreteren Hinweis. Am 24. Juli 1946
ersucht das Landesgericht Linz in Vorbereitung eines Volksgerichtsprozesses die
„Ortspolizeibeh.[örde]“ am Wohnort des der Denunziation (§ 7
Kriegsverbrechergesetz) beschuldigten Friedrich L. um Auskünfte zur Person. Auf
dem mit Schreibmaschine ausgefüllten Formblatt findet sich die handschriftliche
Glosse: „Auch wolle über das politische Vorleben vor und nach 1938 berichtet
werden.“ Der Grieskirchner Bürgermeister Gföllner kommt dieser Bitte nach und weiß dabei – neben
einer Parteimitgliedschaft seit dem Jahre 1931 – zu berichten: „Friedrich L[.]
war ein fanatischer Nationalsozialist und hat […] im März 1938 […] u.a. den Gendarmeriebeamten H[.], den er inhaftierte,
tätlich angegriffen.“[36]
Weitere Indizien, etwa die gleichzeitige Festnahme eines Oberaktuars und eines
Gefängnisaufsehers am Bezirksgericht Grieskirchen (Franz B. und Karl O.), legen
den Schluss nahe, dass
offiziell Hilfsdienste verrichtende SA- und SS-Männer auf die zahlreichen
Schutzhäftlinge noch nach deren Einlieferung ins Gerichtsgefängnis buchstäblich
freien Zugriff hatten. Nicht um das Bild, soweit man sich 2012 noch ein der
Vergangenheit adäquates machen kann, zu vervollständigen, sondern um es
abzurunden, sei eine weitere Impression nicht unterschlagen. Nicht „Nazi“
allein nutzten, eine immer einseitige und in Teilen öffentliche „Schlägerei“
veranstaltend, die sich im März 1938 bietende Gelegenheit: Ein nicht weiter
qualifizierter und sicher nicht aus alten
Kämpfern allein sich rekrutierender „Pöbel“ hatte sich „vor dem Bezirksgericht
angesammelt[]“ um die Vorgeführten „an[zu]spucken“.[37]
Wer nur wenige Tage oder Stunden unter solchen Umständen seiner Freiheit
beraubt war, ständig Mißhandlungen und Demütigungen zumindest gewärtigen, mit ansehen oder
mithören mußte, den läßt diese Erfahrung wohl zeitlebens nicht wieder los. Von
den Gallspachern zunächst am längsten in Haft
geblieben zu sein, scheint Johann K.: In den Archivalien zur
Bezirkshauptmannschaft Grieskirchen findet sein Name sich auf einer in den
späten 40er Jahren erstellten Liste mit „Häftlinge[n] von einem ½ Jahr
Haftzeit“ – die aber leider weder datiert ist, noch spezifischere Angaben zur
Art der Haft (Schutzhaft, Untersuchungshaft usw.) enthält. Der Gendarm Karl H.
kam ebenso wie Georg Schmied mit weniger als drei Monaten „Haft“ bzw.
„Schutzhaft“ davon.[38]
Eduard G.s Schutzhaft dauerte, laut einer am
Gendarmerieposten Gallspach im Jänner 1946 erstellten
Liste, einen Monat – den er durchgehend im Gefängnis des Gerichts Grieskirchen
zubringen musste. Bereits nach – den allerdings aller
Wahrscheinlichkeit nach: schlimmsten – vier Tagen gehen ließ man Friedrich K.[39]
(Der Nationalsozialisten rauschhaftes Triumphieren übersetze sich in Brutalität
und Rücksichtslosigkeit vergleichbaren Ausmaßes.) Zur Haftdauer der übrigen, im
März 1938 ihrer Freiheit beraubten Gallspacher ist
nichts Näheres überliefert. Nachdem man Karl H. „5 Wochen“ in Grieskirchen in
Schutzhaft behalten hatte, wurde er zugleich aus Gefängnis und Dienst
entlassen. 13 Monate später wurde, vermutlich bereits mit Blick auf den längst
geplanten Krieg, diese Dienstenthebung wieder rückgängig gemacht, und Karl H.
zunächst nach Vorchdorf geschickt. Nachdem Polen von
der Wehrmacht überfallen und bis zur Demarkationslinie, auf die man sich mit
der sowjetischen Führung im sogenannten Hitler-Stalin-Pakt geeinigt gehabt
hatte, besetzt war, erfolgte Karl H.s Versetzung
dorthin. 1940 sollten ihm zwei weitere Gendarmen, die bis dahin am Posten Gallspach eingeteilt waren, folgen.[40]
Der Verfasser jenes Schreibens aus dem Jahr 1946, das das
Landesgendarmeriekommando davon unterrichtete, wollte die Wahl des Dienstorts
Polen als Disziplinarmaßnahme verstanden wissen. Allerdings machte er keine
Angaben, ob und welche Verfehlungen – in einem, wie ebenfalls insinuiert, politischen Sinn – die Beamten sich hatten zu
Schulden kommen lassen. Schwerer wiegende, weiter reichende oder schärfere
Sanktionen gegen Gendarmen des Postens Gallspach
wurden jedenfalls nicht überliefert. (Bereits ein knappes Jahr vor Kriegsende
wird Karl H. wieder Postenkommandant – in Gallspach.)[41]
Ein Bürgermeister, der „ziemlich
scharf gegen die Nazis vorging“
Beide, der Postenkommandant des
autoritären Ständestaates und der Kommunist Georg Schmied werden nach
Kriegsende im Bezirk Grieskirchen Verantwortung tragen. Dieser wird von der
Militärregierung zum ersten Bürgermeister Gallspachs
berufen, jener wird, mittlerweile Bezirksinspektor, unter dem von den
Nationalsozialisten gemaßregelten Hauptmann (1947: Major) der Gendarmerie Moser
– dessen Zusammenarbeit mit dem einstigen Polizeijuristen, Buchenwald-Insassen
und Widerstandskämpfer Josef Hofer die kampflose Übergabe Grieskirchens
und einer Reihe weiterer Orte in den heutigen Bezirken Eferding
und Grieskirchen möglich gemacht hatte –
am Bezirksgendarmeriekommando Grieskirchen Dienst tun.
Vor einem weiteren Hinabsteigen zu
historischen Details sollte allerdings anhand der im Oberösterreichischen
Landesarchiv erhaltenen Akten die Vita Georg Schmieds kurz rekonstruiert
werden: Geboren wurde er am 21. Februar 1892 in Grieskirchen. Seine Lehre zum
Drechsler schloss er mit der Meisterprüfung ab, bevor
er 1915 zum Kriegsdienst eingezogen wurde, aus dem er 1918 als Unteroffizier
zurückkehrte. 1919 ließ er sich als selbständiger Handwerker in Grieskirchen
und Gallspach nieder. Bis zum Februar 1934 war er
„Anhänger der sozialdemokratischen Partei“ (gemeint ist die Sozialdemokratische
Arbeiterpartei Deutschösterreichs, SDAP), dann engagierte
er sich als Kommunist, was ihm bereits im autoritären Ständestaat Verfolgung
und Haftstrafen einbrachte. Im März 1938 wurde er – wie bereits ausgeführt –
aus den selben Gründen in „Schutzhaft“ genommen und
wegen (vermutlich: Vorbereitung zum) „Hochverrat“ angeklagt. Obwohl das
Verfahren eingestellt wurde, sperrten die NS-Behörden 1942 seinen Betrieb. Das
könnte den Umzug nach Linz in die Klammstraße Nr. 1 erklären. Nach Kriegsende
wohnt er wieder in Gallspach (Nr. 135). Nicht länger
Bürgermeister bezieht er eine Wohnung in Grieskirchen (Mangelburg). 1945 war
Georg Schmied geschieden.[42]
Trotz seiner wiederholt unglücklichen Erfahrungen in Gallspach
blieb er politisch aktiv und wurde Bezirksobmann der KPÖ.
Bald nach Kriegsende setzt ein
Stimmungswechsel ein, gewinnen neue (und alte) Feinbilder wieder Kontur. Die
alliierte Militärregierung, um genau zu sein: die Verantwortlichen in den USFA,
begreifen wohl schon nach wenigen Wochen die durch sie selbst in den
chaotischen Tagen des Mai 1945 erfolgte Ernennung eines bekennenden Kommunisten
zum Bürgermeister von Gallspach als Fehler. Das
schlechte Ergebnis (2,6 %) der KPÖ bei den Kommunalwahlen im November 1945[43]
bewahrt sie nicht vor der Verlegenheit, diesen Fehler irgendwie rückgängig,
jedenfalls öffentlich eingestehen zu müssen. Bereits am 22. Juni 1945 endet
Georg Schmieds Amtszeit – oder: wird beendet. Am 19. Juni traten „in order of the American military government“ 14 „gentlemen“ als
provisorischer Gemeinderat zusammen und einigten sich auf vier Namen aus ihrem
Kreis, die der Militärregierung dann als Bürgermeister und (drei)
Vizebürgermeister vorgeschlagen wurden. Höheren Orts hatte man gegen den
Vorschlag keine Einwände. Am 22. Juni folgt Josef Schlager Georg Schmied als
Bürgermeister nach. (Josef Schlager war bis zum „Umbruch“ Postenkommandant des
Gendarmeriepostens Roitham im Traunviertel
gewesen. Als Obmann der Ortorganisation der Vaterländischen Front hatte man ihn
1938 für vier Tage in Schutzhaft genommen und ihn des Kommandos enthoben.)[44]
Zum „1st Viceburgomaster“ wird Alfred Holter ernannt. Dem „country-village
with only rural surroundings“ und Sitz
eines „international [sic!] well-known medical establishement“ war ein,
wie immer unorthodoxer, Kommunist nicht zuzumuten. (Diese Episode in der
Geschichte der Gemeindeselbstverwaltung Gallspachs
dürfte einer der „gentlemen“ bis in die späten 1950er
Jahre als anstößig – jedenfalls aber als des Verschweigens wert – empfunden
haben. Alfred Holter erwähnt Georg Schmied in seinem
„Dreißig Jahre[n] Gallspach[s]“ gewidmeten Buch mit
keinem Wort. Im Gegensatz zur schon „in den ersten Tagen“ nach Eintreffen
amerikanischer Truppen einsetzenden „Initiative Dr. Zeileis‘“
und der Tätigkeit eines Ausschusses von „Leuten […], die früher schon in
Gemeindefunktionen tätig gewesen waren“ – worin der Verfasser das Gremium
vermutet, das den Nachfolger Georg Schmieds bestimmte. „[…] natürlich [auch in
diesem Fall] ohne [durch] irgendeine Wahl“ legitimiert zu sein, wie Alfred Holter schreibt.)[45]
Ende desselben Jahres zieht Schmied also nach Grieskirchen. Die Behörden oder
zumindest einige höhere Beamte behalten ihn auch als Bezirksobmann der – spätestens
ausweislich der Wahlergebnisse vom November 1945 – marginalisierten KPÖ im
Auge. Dem Anfang April 1947 „mündlich“ seitens des katholisch-konservativen
Bezirkshauptmannes an das Bezirksgendarmeriekommando ergangenen „Auftrag“
betreffend Auskunft zum vielleicht belastenden „politischen und kriminellen
Vorleben“ Georg Schmieds kommt Bezirksinspektor Karl H. persönlich – und
schriftlich – nach. Möglich, dass der Verfasser hier
überinterpretiert – Art, Umfang und vor allem Inhalt des Antwortschreibens Karl
H.s lassen Sympathie mit dem Objekt obrigkeitlichen
Interesses erkennen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit war man
einander Mitte März 1938 spätestens im Gerichtsgefängis
Grieskirchen begegnet und hat dort im jeweils anderen, der Gendarm des
Ständestaats im Kommunisten und vice versa, für Augenblicke wenigstens den Leidens-Genossen
erkannt. Wahrheitsgemäß erstattet der Bezirksinspektor Fehlanzeige, was etwa Vorstrafen betrifft. Damit lässt er es aber nicht bewenden. Dem Bezirkshauptmann, der
selbst Buchenwald er- und überleben musste, stellt er
das „politsche Vorleben“ Georg Schmieds deutlich vor
Augen. Zweimal sei er „von den Nazi“ eingesperrt worden; einmal „im März 1938“
für „einige Wochen“ „Schutzhaft“, später nochmals für mehrere „Monate
Untersuchungshaft“. Darüber hinaus charakterisiert er ihn – beinah liebevoll,
jedenfalls tendenziell als politisch ungefährlich – mit dem Begriff „Salonkommunist[]“,
der immer schon seine „seperaten [sic!] [d.h. von der
offiziellen Parteilinie abweichenden] Ansichten“ gepflegt habe. Als Kommunisten
wolle er ihn, der selbst an Fronleichnamsprozessionen teilnehme, nicht ganz
ernst nehmen. Gegen die Gallspacher „Nazi“ allerdings
sei er als Bürgermeister „ziemlich scharf“ vorgegangen. Die habe er etwa am
Tage vor Fronleichnam im Ort die Straßen kehren lassen.[46]
Seine Amtsführung war in dieser
Hinsicht, wie gleich zu lesen sein wird, tatsächlich selbst für das Jahr 1945 unbestreitbar
gekennzeichnet von einer gewissen Schärfe. Was mit eine Ursache für seiner Partei schlechtes Abschneiden bei den Wahlen zum
Gemeinderat im November gewesen sein mag. Seine Handlungen als Bürgermeister
waren dabei kaum Folge einer Haltung zwischen Verblendung und Halsstarrigkeit,
wie man sie einem doktrinär linientreuen Kommunisten zuschreiben würde.
Bezirksinspektor H. weist an einer Stelle – wie der Verfasser vermutet: um
jeden Anschein politischen Extremismus zu zerstreuen – auf Schmieds Gewohnheit
hin, bei Fronleichnamsprozessionen mitzugehen. Aus einigen Worten von der Hand
Georg Schmieds erhellt hier – wo nicht seine Affinität zur Sphäre der Religion
– immerhin sein Verständnis für die legitimen Interessen einer Institution wie
der katholischen Kirche. Im Wissen um die politischen Manöver einiger
Repräsentanten des Linkskatholizismus in Österreich, wie sie bald für
Diskussionen und Schmähungen sorgen sollten – als Beispiele seien Univ.-Prof.
Josef Dobretsberger erwähnt, dessen „von den Sowjets
protegierte bürgerliche Demokratische Union“ 1949 zu den oberösterreichischen
Landtagswahlen antrat,[47]
oder der „Katholik und Kommunist“ aus der katholischen Arbeiterbewegung, Viktor
Matejka, der erst 1966 wieder aus der KPÖ austrat[48]
–, bleiben dem Verfasser die erwähnte Amtsführung wie die nachfolgend zitierten
Worte Georg Schmieds Ausfluss seines ehrlichen
Bemühens um einen demokratischen Neuanfang. Ein Bemühen, das es dem
„bekennenden Kommunisten“ zur Pflicht machte, für die Zukunft genauso ein Auge
auf die Wahrung der Religionsfreiheit zu haben.
Aus Anlass
von Erhebungen zur Vorbereitung der sogenannten Entnazifizierung der
österreichischen Wirtschaft, waren die einzelnen Gemeindeverwaltungen und
Bürgermeister gehalten, Informationen zum politischen Vorleben und zur
demokratischen Gesinnung der ehemaligen „Wirtschaftsführer“ zu liefern. In den
ersten Monaten nach Kriegsende herrschte tatsächlich noch Einigkeit zwischen
den politischen Lagern, dass
„Personen, die den Auf- und Ausbau der Demokratie durch weitere Betätigung im
Sinne des Nationalsozialismus gefährden könnten, vom öffentlichen Leben und aus
Führungspositionen fernzuhalten“ seien.[49]
(Was sich im Laufe der Jahre, im Buhlen um die – ab 1948 wieder wahlberechtigten
– „Minderbelasteten“ oder „Mitläufer“, rasch ändert.) Am Rande seiner
Ausführungen zum „politischen Lebenslauf“ der Vorstände und Aufsichträte der
Raiffeisenkasse Gallspach also geht Bürgermeister
Schmied auf eine spezielle Spielart des nationalsozialistischen Kulturkampfs
gegen die katholische Kirche ein: „Therese W. war B.d.M.
Führerin und störte in der Kirche von Gallspach am
Beichttag der Schulkinder[,] indem sie die in der Kirche versammelten Kinder
aufforderte[,] die Kirche zu verlassen u.[nd] sofort
in den Appell [gemeint waren der Flaggenappell der Hitlerjugend und der Appell
des Bundes deutscher Mädel] zu kommen.“[50]
[…] ich hatte Angst vor den […] dabei auftretenden
SS-Obersturmbannführern, von welchen ich Jahrzehnte geglaubt habe, sie seinen
tot oder wenigstens den entsprechenden Strafen zugeführt […] Was ist das für
ein Staat, frage ich mich, der dem Massenmörder eine saftige Pension ins Haus
schickt und ihn mit Ehrenzeichen überhäuft […]?[51]
Den Auftrag, zur sogenannten
Wirtschaftssäuberung beizutragen, hat Georg Schmied ernstgenommen. Der
Bezirkshauptmannschaft berichtet er so ausführlich wie fundiert. Sei es, dass er trotz seines Umzugs nach Linz – der auf gezielte
wirtschaftliche Benachteiligung durch die NS-Behörden zurückzuführen war – auf
dem Laufenden geblieben ist, sei es, dass er sich
seit Mai 1945 gezielt umgehört hat: Zu Hintergrund und Vorleben des letzten
nationalsozialistischen Bürgermeisters von Gallspach,
der dieses Amt nur vier Wochen inne hatte, machte er nicht nur auf dessen „Jausenstation
[…], [wo] sich stets die Mitglieder [der] N.S.D.A.P.“ träfen, aufmerksam. „Ein Bruder desselben“ sei
„Jurist und höherer Gestapobeamter in Prag, Salzburg u. Linz gewesen.“[52]
Zugang zu den entsprechenden Dokumenten vorausgesetzt, bereitet es keine
Schwierigkeiten, diese Angaben zu belegen. Weder mißbrauchte Georg Schmied
Gerüchte verbreitend sein Amt, noch mißverstand er es – nach der ihm zwischen
1938 und 1945 widerfahrenen Verfolgung – als willkommene Gelegenheit, dem einen
oder anderen Nachbarn am Zeug zu flicken oder das Nest (i.e.
Gallspach) zu beschmutzen. Der folgende Abschnitt
wird den Nachweis erbringen, dass er schon im Juni
1945 mehr wusste oder wissen wollte, als das
offizielle Österreich – noch geraume Zeit später.
Der im Winter 1897 auf einem
Bauernhof knapp eineinhalb Kilometer außerhalb des Ortskerns von Gallspach zur Welt gekommene Josef A. brachte es – nach Besuch
der „Volksschule in Gallspach“ und seit 1909 des
Gymnasiums (Linz, Urfahr), Kriegsdienst als
Einjährig-Freiwilliger im k.u.k. Infanterie-Regiment
Nr. 70 (ab Oktober 1915), wenigen Wochen an der Front, russischer
Kriegsgefangenschaft (in „Ostsibirien“), in die er im August 1916 geraten war,
und aus der er erst im September 1921 nach Gallspach
heimkehren sollte, sowie, anschließend, zweijähriger Mitarbeit am elterlichen
Hof[53]
– in Wien zum Kriminalbeamten und Doktor der Rechtswissenschaften. Die letzte
Staatsprüfung hatte er 1929 – „mit genügendem Erfolge“ – bestanden.[54]
Dort, in Wien, besaß er seit Jänner 1926 auch das Heimatrecht – nicht, weil er
sich zu diesem Zeitpunkt bereits vier Jahre (§ 12)[55]
dort aufgehalten hatte, sondern als „Staatsdiener“ (§ 13), d.h. Polizeibeamter
mit Dienstort Wien.[56]
Die weitere Karriere Josef A.s ist – ab 1933 – geeignet, zweierlei zu demonstrieren. Zum
einen, wie in Österreich (d.h. im
autoritären Ständestaat) zum Teil lange vor dem Anschluss
legistisch – etwa mit dem Ordnungsschutzgesetz (siehe
die Arbeit zu Gaspoltshofen) oder der
Anhalteverordnung (siehe oben) – der Exekutive Instrumente zur Verfolgung
Oppositioneller in die Hand gegeben worden waren, die dann in unveränderter
(Ordnungsschutzgesetz) oder ähnlicher, aber verschärfter (Schutzhaft) Form
unter nationalsozialistischer Herrschaft weiter angewandt wurden. Zum anderen,
wie weit und an welch entscheidenden Stellen es schon im autoritären
Ständestaat Parteigenossen oder Sympathisanten gelungen war, die österreichische
Exekutive zu unterwandern.
Der NSDAP beigetreten war Josef A. bereits
während der „Systemzeit“, im Juni 1933. Seit Mai 1934 hatte er der (illegalen)
„SS-Standarte 89, IV. ND-Kompanie (Polizeigruppe Schwertführer)“ angehört –
nach einer Beförderung im März 1935 als Hauptscharführer (zweithöchster
Unteroffiziersdienstrang).[57]
Wenige Monate nach dem März 1938 geriet der für Josef A. zuständige Leiter der
NSDAP-Ortsgruppe „Kernstock“ in Wien darüber beinah ins Schwärmen. „Pg. Dr.
A[.]“ sei, so wurde erklärt, gerade „durch seinen Dienst als Polizeikommissär,
der Bewegung von großem Nutzen“ gewesen. Wann immer behördlicherseits „gegen Mittglieder der N.S.D.A.P.“ ermittelt oder vorgegangen
werden hätte sollen, waren „dieselben […] vorher“ rechtzeitig verständigt
worden. An anderer Stelle findet sich die zusammenfassende parteiamtliche Bewertung,
dieser illoyale österreichische Beamte habe „in der Systemzeit der Partei viel
genützt“.[58] Zum
Zweck der Konspiration und um hochverräterisch mit den Partei- und
Sicherheitsdienststellen im Deutschen Reich zu konspirieren, war er vor dem Anschluss „immer wieder“ die wenigen Kilometer von Wien
„nach Pressburg gefahren“.[59]
Die eben zitierte Einschätzung seiner Verdienste um die (illegale) NSDAP in
Zweifel zu ziehen, fand der Verfasser nirgends Anlass.
Ein Mann mit seinen Fertigkeiten und
seiner Einsatzbereitschaft war für den Dienst als Polizist im zwar blutigen und
repressiven, aber noch nicht völlig enthemmten, protofaschistischen Ständestaat
schlicht überqualifiziert. Und übermotiviert. Anfang 1937 hatten 14 (vierzehn!)
Untersuchungshäftlinge, die als aktive Kommunisten verdächtigt worden waren,
ihre Geständnisse mit der Begründung widerrufen, diese wären „durch
Mißhandlungen seitens […] Dr. A[.]s erpreßt“ worden. Es ist, in Anbetracht der schieren
Zahl, anzunehmen, dass ein Akademiker der solcherart
im Akkord peinliche Verhöre durchführte, nicht allein anderen physisches und
psychisches Leid zufügte, sondern auch selbst sich dabei wenigsten körperlich
verausgaben musste. Je detaillierter das Bild Josef A.s aus der Historie und vergilbten Akten hervortritt, umso mehr erschließt sich die tiefere und eigentliche
Bedeutung eines vom Reichsarbeitsführer, Robert Ley, geprägten Begriffs: ein „Arbeiter der Stirn und der Faust“.
Der folglich bei Zeiten „als Schläger berüchtigte“ – aber auch vor 1938
keineswegs disziplinar- oder gar strafrechtlich wegen solcher Petitessen zur Rechenschaft gezogene[60]
– Polizeibeamte und illegale Parteigenosse erklomm, was Wunder, in den paar Jahren
des Tausendjährigen Reiches, die auf den Umbruch folgen sollten, eine Sprosse
der Führerleiter um die andere. Allerdings nicht ohne zuvor, am 12. März 1938,
noch den Haftzettel für einen Kollegen – den Polizeijuristen Josef Paul –
eigenhändig unterschrieben zu haben. Josef Paul wird nach 1945, wahrscheinlich
nicht zu unrecht, in Josef A. einen der Verantwortlichen für seine Inschutzhaftnahme und anschließende Haft im
Konzentrationslager vermuten.[61]
Weiters soll Josef A., ebenfalls Mitte März 1938, die Festnahme eines Dr. Thaler und eines gewissen Popelka
„persönlich“ vorgenommen haben. Quelle und Kontext legen die Vermutung nahe, dass es sich bei den genannten (wie bei Josef Paul) um
Kollegen Josef A.s handelte.[62]
Foto: Dokumentationsarchiv des
österreichischen Widerstandes, Wien
Noch im März wurde er als Leiter der
neu geschaffenen Außenstelle der Staatspolizeileitstelle Wien vom
Polizeikommissariat Ottakring nach St. Pölten
versetzt. Mit Ende April war er – als Leiter des „Sachgebietes II A 2“
(Beobachtung und Bekämpfung politischer Gegner) – der Staatspolizeileitstelle Wien zugeteilt.[63]
Im Herbst desselben Jahres wurde er für einen Monat (Oktober) zur Geheimen
Feldpolizei einberufen.[64]
Von Februar 1939 bis September 1940
führte er anschließend – im Sinne des Nationalsozialismus – erfolgreich die
Außenstelle St. Pölten.[65]
Dem „pflichtbewussten“ Josef A. mit seiner
„natürlichen und guten“ Lebensauffassung fielen auf jeder seiner Stationen Menschen
zum Opfer. Die nächste Station seiner Führerlaufbahn: Referatsleiter „II C und
H“ (Reaktion und Verstöße gegen das Heimtückegesetz) der Staatspolizeistelle
Wien. Seine Ernennung zum Regierungsrat, die Beförderung zum
SS-Untersturmführer (der niedrigste Offiziersrang in der SS, äquivalent dem
Leutnant der Wehrmacht) und – zwei Dienstgrade überspringend – zum
Sturmbannführer erfolgten während seines Wirkens hier. Begründet wurde sein
Avancement mit seinen „besonderen Verdienste[n] im Kampfe für die NSDAP“ und
seinem „Einsatz[] beim Aufbau“ der Wiener GeStapo.[66]
Weiterhin erfüllte er als Mitarbeiter
der GeStapo seine Pflicht, das seine beitragend zur
Verfolgung all derer, die anders handelten, redeten,
dachten, waren oder sein sollten. Ein Schreiben an einen Oberstaatsanwalt, der im
Herbst 1941 mit einem Fall nach dem Rundfunk- und eventuell Heimtückegesetz
befaßt war, bietet eine ähnliche Diktion und widerspiegelt die selbe Logik, wie
sie zu Antonia H. (siehe Arbeit zu Weibern) von der Hand eines Linzer Kriminalobersekretärs
begegnen. Zwischen den beiden Briefen liegen auch wirklich nur Tage. Wo dieser
„jüdische Verdrehungen“ der „jüdischen Abtreiberin“
witterte, waren Josef A. Handeln und Motive der Beschuldigten durchsichtig –
bis auf ihre Abstammung, die er als kausal erkannt haben wollte für aufrechte
Kritikfähigkeit und zaghafte Opposition: „Bei den in die vorstehende Sache verwickelten
Personen handelt es sich um einen Kreis von Juden, Mischlingen und
judenfreundlich gesinnten Ariern, die ihre Gegnerschaft zum nat.soz. Staat durch Abhören und Verbreiten von Nachrichten
des Feindrundfunkes sowie durch Greuelpropaganda zum
Ausdruck brachten.“[67] 1942
verschlug es ihn nacheinander, jeweils für verhältnismäßig kurze Zeit und als
stellvertretenden Leiter in die Staatspolizeistellen Salzburg und Linz (Februar
bis April bzw. April bis Juli).[68] Von
Linz wurde er im Juli 1942 zum Sonderkommando 7b der Einsatzgruppe B an –
tatsächlich: hinter – die Ostfront befohlen, das er, so Krausnick,
„möglicherweise“[69]
bis zum Oktober desselben Jahres in Stellvertretung von SS-Obersturmbannführer
Adolf Ott befehligte. Aus
einer Beilage zum „Vorschlag zur Ernennung
[…] zum Oberregierungsrat“, es handelt sich um eine mehrseitige,
tabellarische Dokumentation seiner Laufbahn als SS- und Polizeiführer, dagegen
scheint hervorzugehen, dass er zwischen dem 14. Juli
und dem 22. Dezember tatsächlich „Führer“ – nicht Stellvertreter desselben –
„eines Einsatzkommandos bei der Einsatzgruppe B“ war.[70]
Auch ein, ebenfalls im Bundesarchiv befindliches Verzeichnis von Befehlshabern
und Kommandeuren in der Einsatzgruppe B qualifiziert ihn „als Führer des
Sonderkommandos 7b“.[71] Diese
„kleinen, hochmobilen Einheiten mit besonders qualifizierten GeStapo, Kripo- und SD-Männern“ waren bereits in den Tagen
des Anschlusses aufgetreten. Damals allerdings in und an Schlüsselpositionen
(etwa in Ministerien oder Bundespolizeidirektionen) und klar definierte Befehle
bzw. sorgfältig vorbereitete Listen abarbeitend. Ihr Einsatz nach dem Überfall
auf Polen hatte dann aber „allein in den annektierten Gebieten“ bereits „mehr
als 60 000“ Opfer gefordert. In Vorbereitung des Unternehmens Barbarossa wurden
die Befehle und Direktiven vager – und bewusst eine
„Kluft zwischen dem Wortlaut […] und der [operativen] Wirklichkeit“ offen
gehalten. Vorgeblich im Verfolg sicherheitspolizeilicher Zielsetzungen sollten
die Einsatzgruppen, so Hitler zum Chef des Generalstabs Franz Halder, hinter der Front – „kommunistische Kommissare
und die kommunistische Intelligenz“ – „vernichten“ und waren darüber hinaus
gehalten, „in eigener Verantwortung Exekutivmaßnahmen gegenüber der Zivilbevölkerung“
durchzuführen. Innerhalb dieses Rahmens war ein Agieren der Sonderkommandos im
Rücken der kämpfenden Truppe, also in unmittelbarer Frontnähe, vorgesehen –
während die Einsatzkommandos die „weiter westlich gelegenen Heeresgebiete“ zu
bearbeiten hatten. Waren dieser Aufgaben mit „Erforschung“ und „Bekämpfung“ umrissen
worden, hatten jene für die „Sicherstellung“ (vor allem) bestimmter Personen
und Personengruppen zu sorgen. Nur in groben Zügen war festgelegt worden, wen
die Führer und Mannschaften der Einsatzgruppen „praktisch an die Wand zu
stellen“ hatten: Mitglieder „der GPU-Organisationen,
die Politkommissare, Juden usw.“ (Göring/Heydrich) Den Kommandoführern stand
somit ein „ungeheurer Interpretationsspielraum“ offen. In welche der beiden
Kategorien, der die Teilkommandoführer zuzurechnen waren, Josef A. fiel, wird,
in Anbetracht der doch nur rudimentären Informationen zur Beurteilung seiner
Person durch vorgesetzte Stellen, sich nicht abschließend beantworten lassen.
Der Verfasser neigt jedenfalls nicht dazu, in ihm einen der „unteren und
mittleren Beamten aus Stapo-Stellen im Reich, die
abgewickelt wurden“, zu sehen. Immerhin wird er Anfang 1944 zum
Obersturmbannführer befördert und im Herbst desselben Jahres ins RSHA nach
Berlin gerufen. (Siehe unten.) Danach zu urteilen, musste
man in ihm jemanden erkannt haben, dessen „Bildung, Fähigkeiten und
Zukunftspotential“ ihn für „Leitungsfunktionen in Schlüsselstellungen des
NS-Staates“ prädestinierten.[72] Wie
weit zu dieser – wie anzunehmen – positiven Einschätzung eine eigenständige,
initiative und weit gehende Gestaltung des ihm als Kommandeur eines
Sonderkommandos offenstehenden Handlungsspielraums zur tödlichen Wirklichkeit
beitrug, muss nach Lage der vom Verfasser eingesehenen
Quellen offen bleiben. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen
Widerstandes wertet seine „Mitwirkung an der Ermordung Tausender Juden und
Jüdinnen“ in Smolensk als Tatsache.[73] Die etwa 2 000
Juden, die bis zum Sommer 1942 in dem Ghetto, das in einem Viertel von Smolensk
eingerichtet worden war, überlebt hatten, wurden im Juli außerhalb der Stadt,
bei Magalanschina erschossen. Lediglich eine
Dienststelle der Sicherheitspolizei in Smolensk „behielt“ 40 bis 80 Juden – man
wollte sie vorerst noch als Zwangsarbeiter ausbeuten, später ermordete man auch
sie.[74] (Krausnick verortet das Sonderkommando 7b zwischen Mai und Winter
1942 – mitunter in einzelne Trupps aufgespaltet – in Orel,
Brjansk und Karatschew,[75] das
heißt etwa 200 Kilometer südöstlich Smolensk.)
Fest steht
die Dimensionen des Wirkens und Wütens der gesamten Einsatzgruppe B in den
eroberten Gebieten der Sowjetunion – im wesentlichen Weißrussland.
(Die Schwestereinheit von Josef A.s Sonderkommando 7b
hatte aber zusammen mit dem Vorauskommando Moskau erst kurz vor der Hauptstadt
der Sowjetunion kehrt machen müssen. Zuvor waren unter anderem mindestens „46 Russen in
Smolensk […], darunter 38 jüdische Akademiker“, ermordet worden.[76] Auch was das Jahr 1942,
als sich Josef A. hinter der Ostfront aufhielt, ist das mörderische Wirken des
Sonderkommandos 7a besser belegt und erforscht. In Wjasma
und Rshew fielen der Einheit, so die Meldung ans RSHA
in Berlin, allein in der zweiten Augusthälfte 124 „Juden“, „Zigeuner“,
„Geisteskranke“, „Bandenzugehörige“ etc. zum Opfer. Zu Jahresende konnte man
mit 6.788 „Sonderbehandlungen“ bilanzieren. Darüber hinaus frappieren gewisse
biographische Ähnlichkeiten zwischen Josef A. und Ostubaf.
Rapp, der das Sonderkommando 7a 1942 kommandierte: Beide hatten sie auf dem
zweiten Bildungsweg, als Werkstudenten ihren Dr. jur. gemacht. Beide waren früh
in die Partei eingetreten und in den Sicherheitsdienst übernommen worden.[77]) Nach den
Meldungen aus dem Stab der Einsatzgruppe B ans RSHA ist bis Dezember 1942 von
134.000 Opfern allein der Einsatzgruppe B auszugehen. Vom Überfall auf die
Sowjetunion im Juni bis Mitte November 1941 wurden 45.467 Exekutionen gemeldet; einige Monate
darauf berichtete man nach Berlin, man habe innert 24 Tagen (bis zum 30. März
1942), von den Einsatz- und
Sonderkommandos der Einsatzgruppe B 3.733 Menschen der „Sonderbehandlung“
zuführen lassen. (Die Führung der Einsatzgruppe B wollte bis zum Geburtstag
Hitlers am 20. April alle Juden, die sich in ihrem Operationsgebiet
aufhielten, auslöschen.) [78]
Zusammenfassend kann davon ausgegangen werden, dass
von November 1941 bis Dezember 1942 mehr als 88.533 Menschen durch Angehörige
der Einsatzgruppe B getötet wurden. Josef A. führte, wie erwähnt, vermutlich von
Juli bis Oktober (längstens Dezember) eines der Kommandos dieser Einsatzgruppe,
das Sonderkommando 7b. Versucht man das Morden dieser Einheit gesondert zu
bilanzieren, fällt das Ergebnis weniger klar und detailliert aus. Festgehalten
werden kann, dass bis 13. September 1941 diese kleine
Gliederung der Einsatzgruppe B insgesamt
1.153 Exekutionen gemeldet hatte.[79]
Das Sonderkommando 7b wurde spätestens ab August 1941 auch zur sogenannten
Partisanenbekämpfung eingesetzt. Mit Beginn des „Bandenkampfs“ war unter den
Führern der Einsatzgruppen die Gleichsetzung von Partisan und Jude allgemein
verbreitet und galt als selbstverständlich. Damit begründete man auch die im Spätsommer 1941 im
Gebiet der Einsatzgruppe B (Weißrussland) einsetzende
Auslöschung ganzer – zunächst kleiner – jüdischer Gemeinden. Beides waren
„Vorboten des totalen Judenmordes“, wie er Monate später am Wannsee konzipiert
und koordiniert wurde.[80]
Adolf Ott wird im sogenannten Einsatzgruppen-Prozess 1947 in
Nürnberg als Angeklagter – was man sich, seine Angaben erwägend, bewusst halten muss – zugeben, im
Februar 1942 zum „leader of this Kommando [Sonderkommando 7b der
Einsatzgruppe B] and successor to Lt. Colonel [Obersturmbannführer Günther] Rausch“ ernannt
worden zu sein. Daneben bestätigt er die Anwesenheit, Funktion und Beteiligung
des geborenen Gallspachers Josef A.: „My deputy was Dr. A.” Die Zahl der unter seinem Kommando
durchgeführten Tötungen habe aber 100 nicht überstiegen. Das Operationsgebiet
des Sonderkommandos 7b habe im Jahr 1942 um Bryansk
und Orel (vgl. Krausnick) gelegen,
und die Einheit sich zusammengesetzt aus 10 Angehörigen des Sicherheitsdiensts,
40 bis 50 GeStapo-Beamten, 10 Kriminalpolizisten, 20
bis 30 Angehörigen der Waffen-SS und Hilfskräften. Darüber, wie mit Juden zu
verfahren war, herrschte kein Zweifel. Unabhängig, ob sie einer Partisanenorganisation
angehört hatten – sie wären in jedem Fall zu erschießen gewesen („Füherbefehl“).[81] Behauptungen wie diese, die Glauben
machen sollten, der Massenmord habe „nach der simplen Mechanik von Befehl und
Gehorsam funktioniert[]“, sind, als konstitutiver Bestandteil einer nach 1945
verbreiteten Verteidigungsstrategie, fragwürdig bis unglaubhaft. Vielmehr
deuten rezentere Forschungsergebnisse auf eine „stark von der Peripherie
vorangetriebene Radikalisierungsdynamik“ – hervorgerufen durch die
Wechselwirkung zwischen vager Befehllage und „flexiblen Richtlinien“
einerseits, unbestimmten aber „ideologisch überformten“ und von Führerkorps wie
Mannschaften verinnerlichten „Zielvorgaben“ andererseits.[82]
Als entscheidend von diesen beiden Faktoren
bestimmt darf auch das Handeln Josef A.s in
seiner Führer-Funktion im Sonderkommando 7b zwischen Juli und Dezember 1942
betrachtet werden. Dies war ihm längst Überzeugung geworden, jenem konnte er
sich für die Dauer seines Einsatzes im Osten ohnehin nicht entziehen. Wie in
Nachkriegsprozessen außerdem bekannt wurde, waren – selbst nachträgliche –
„persönliche“ Ansuchen um Versetzung möglich. Den „in durchaus
sachlich-verständlicher Atmosphäre“ vorgebrachten Bitten wurde einige Male
entsprochen – ohne dass die Petenten
„in ihrer späteren Laufbahn benachteiligt“ worden wären.[83]
Fehl gehen würde aber genauso jede auf eine Rolle Josef A.s
als Leiter eines erweiterten Exekutionskommandos sich versteifende
Interpretation. Vom „Grundbefehl der Tötung“ (Ohlendorf)
abgesehen, umfaßte das Spektrum der von den Einsatzgruppen zu bewältigenden
Aufgaben so Verschiedenartiges wie die „Erfassung des Volksdeutschtums in der
besetzten Sowjetunion“ oder „kriminalpolizeiliche Tätigkeiten“.[84]
Für letzteres wäre Josef A. nach nationalsozialistischen Maßstäben sicherlich
qualifiziert und erfahren genug gewesen.
Mit Jahresende 1942 wurde er dem
Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD in Prag abgeordnet, wo er bis
ins Jahr 1944 noch höher stieg: „ab 26. 2. 43 Inspekteur der nichtuniformierten
Protektoratspolizei in Böhmen“;[85]
mit Wirkung vom 20. April 1944 ernannte ihn „der Führer“ zum
„Oberregierungsrat“, der Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei
Heinrich Himmler zum Obersturmbannführer (entsprach einem Oberstleutnant der
Wehrmacht).[86]
Zumindest für den Monat September war er dem Befehlshaber der
Sicherheitspolizei und SD in Budapest unterstellt und operierte mit dem
Einsatzkommando 7 in und um Pécs (Fünfkirchen). Von
Oktober an wurde er „für die Dauer von 3 Monaten“ nach Berlin ins „Amt IV [im
RSHA] zur informatorischen Beschäftigung“ abgeordnet.[87]
Hier verliert sich vorerst seine Spur. Im Jänner 1946 erschien sein Name als
einer unter 33 auf einer „Liste von schweren Kriegsverbrechern“, die die
österreichische „Kommission für die Vorbereitung von Kriegsverbrecherprozessen“
bundesweit prominent hat veröffentlichen lassen: Die Oberösterreichischen
Nachrichten brachten sie auf der Titelseite. Gesucht wurde er damals „wegen
brutaler Verfolgung von politischen Gegnern im März 1938 in Wien“[88]
– seine Rolle als (kommandierender) Offizier in der Einsatzgruppe B,
Referatsleiter der GeStapo Wien etc. fand dagegen
keine Erwähnung.
Schon am 20. September 1945 war er, scheinbar
ohne dass die österreichischen Behörden davon
Kenntnis nehmen wollten, nicht allzu weit von seinem Geburtsort entfernt, vom 430th
CIC Detachment „im Gefängnis [!] Peuerbach“
festgenommen worden.[89]
Möglicherweise hatte man im 430th CIC Detachment –
das in Linz ein eigenes, drittes „sub-detachment“
(neben Wien und Salzburg) unterhielt, dem auch das sogenannte „2nd Buro“ in Grieskirchen unterstand – aus Vorsicht und nach
schlechten Erfahrungen davon Abstand genommen, „Austrian
officials“ aktiv einzubinden oder nur zu informieren.
„Denazification met even greater resistance in
Austria than the CIC had found in Germany.” Hinweise und Beweismittel, die das CIC österreichischen
Stellen hatte zukommen lassen, waren mitunter nicht genutzt worden. Die österreichischen
Institutionen, die sich der problematischen jüngsten Vergangenheit annehmen
hätten sollen, erwiesen sich häufig als „sources of security leaks.“[90]
Der Name Josef A. taucht jedenfalls in keinem der Verzeichnisse von der
Besatzungsmacht verhafteter Österreicher auf, die auch der Gendarmerieposten Peuerbach für die Bezirkshauptmannschaft Grieskirchen zu
erstellen hatte. In der chronologisch geführten Liste folgt einer Verhaftung am
14. 9. die nächste am 7. 11. 1945, – bei keinem der beiden Festgenommenen
handelte es sich Josef A.[91] Zuletzt wurde er an die Rote Armee
ausgeliefert und „1947 von einem sowjetischen Militärgericht zu 25 Jahren
Arbeitslager verurteilt“.[92]
Um Einwänden – der Art: „Wenn ihn die Russen nicht sofort hingerichtet haben,
kann er nicht gar soviel verbrochen haben!“ – vorzugbeugen,
soll auf die sicherlich bemerkenswerte Tatsache hingewiesen werden, dass sich die sowjetische (Militär-)Justiz „gerade in der
Behandlung der RSHA-Funktionäre vergleichsweise milde
zeigte. Man ließ sie nicht nur nicht hinrichten, sondern gestattete ihnen,
nachdem man sie in der Lubjanka […] ‚ausgequetscht‘
hatte, im Jahr 1955 ihre Ausreise als Nichtamnestierte.“ Die Gründe, die die
Verantwortlichen in der Sowjetunion bewegten, sich gnädig zu geben, waren
vielgestaltig. Zum einen hatte sich das Spitzenpersonal der deutschen
Feindaufklärung – von Gehlen bis Höttl – den
Westmächten in die Arme geworfen, bzw. hatten sie OSS, CIC und später die CIA
eng an die vor Strafverfolgung schützende Brust gedrückt. Folglich war man
gezwungen mit vergleichsweise subalternen Amtsträgern vorlieb zu nehmen – deren
„Spzeialwissen“ immerhin bei der Auswertung der im
April 1945 in Berlin erbeuteten „umfangreichen Aktenbestände“ des RSHA äußerst
hilfreich war. Zum anderen übernahm das Regime in den letzten Jahren Stalins
zunehmend „eines der Feindbilder des Weltanschauungsgegners“: „den Juden.“ Auch
wäre anläßlich einer breit angelegten justiziellen
Aufarbeitung des Genozids zwangsläufig die Frage der Kollaboration in den von
der Wehrmacht besetzten Gebieten der Sowjetunion thematisch geworden. Was
wiederum die mit großem Aufwand institutionalisierte „Erfolgsstory“ des „Großen
Vaterländischen Krieges“ befleckt hätte.[93]
Am 16. November 1955 kam er nach Österreich zurück.[94]
Dem Bezirksgendarmeriekommando wurde sein bevorstehendes Eintreffen in Gallspach, wo, so der Sicherheitsdirektor des Landes
Oberösterreich in derselben Mitteilung, dessen Gattin sich beim oben erwähnten
Bruder Josef A.s schon länger aufgehalten hatte, am
15. November für den „16. oder 17.“ angekündigt. Einer handschriftlichen Notiz
ist zu entnehmen, dass wenige Stunden später auch das
Gemeindeamt Gallspach verständigt worden war.[95]
Die Reaktion des offiziellen Gallspach ist einer
besorgten bis empörten Anfrage des Bezirksgendarmeriekommandos an die
Sicherheitsdirektion und das Landesgendarmeriekommando zu entnehmen. Karl H.,
dem 1938 als Gallspacher Postenkommandant von
Nationalsozialisten und Sympathisanten übelst
mitgespielt worden war, meldete, die „Gemeinde Gallspach“
wolle dem mit dem letzten „Kriegsverbrecherheimkehrertransport“ – der Verfasser
geht davon aus, dass Karl H. die amtliche und
offizielle Sprachregelung hier vorsätzlich und mit einer bestimmten Absicht
gebrochen hat – eintreffenden Josef A. einen „offiziellen Empfang mit Musik und
Ansprachen“ bereiten. Geschlossen hat er seine Anfrage mit der Bitte um
„Weisung“, „ob der offizielle Empfang stattfinden“ dürfe.[96]
Solcher Art waren die mit A.s Heimkehr verbundenen
Sorgen. Das beim Volksgericht Wien gegen ihn anhängige Verfahren
(Vg2aVr2238/46)[97] etwa
war im Spätherbst 1955 ohnedies eigentlich bereits Makulatur. Mit Wiedererlangung
der Souveränität waren die Volksgerichte abgeschafft worden. Überhaupt war die
unbedingte Notwendigkeit, im Umgang mit in der jüngsten Vergangenheit als Täter
aufgetretenen „Österreichern“, sich zumindest einen Anschein von Ernsthaftigkeit
zu geben, weggefallen. Erst 1963 sollte die österreichische Justiz (das
Landesgericht für Strafsachen, Wien) in Sachen dieses schwerer Kriegsverbrechen
Verdächtigen wieder entschiedene Schritte setzen. Über die Bundespolizeidirektion
Wien wurden Erhebungen gepflogen. Zur Klärung der Frage nach dem Wohn- oder
Aufenthaltsort eines ehemaligen leitenden GeStapo-Beamten
und SS-Obersturmbannführers bedurfte es dabei – Mitte der 1960er Jahre – keiner
kriminalistischen Anstrengungen. Das „Gemeindeamt des Marktes Gallspach“, wo sich Josef A. nach seiner Rückkehr aus
sowjetischer Kriegsgefangenschaft korrekt polizeilich gemeldet hatte, gab
Auskunft. Der bei Gallspach geborene und zuletzt im selben
Ort wohnhafte „Polizeibeamte und Oberregierungsrat“ war im Frühjahr 1961 im
„Krankenhaus Grieskirchen“ verstorben.[98]
Bald nach seiner Rückkehr aus der Sowjetunion muss er
sich in seine alte Heimat begeben haben, um dort seinen Lebensabend
zuzubringen. Am 11. Jänner 1956 gab er einem Beamten der Bezirkshauptmannschaft
Auskunft über seine „Zivilinternierung und Verurteilung in Russland“.
Dem kooperativen und korrekten ehemaligen (GeStapo-)Beamten
kommt die eben erst souveräne Republik Österreich entgegen: Mit Beschluss des Landesgerichts Wien vom 12. Mai 1956 werden
die gegen ihn anhängigen Verfahren eingestellt, die immer noch ausgeschriebene
Fahndung nach dem „Kriegsverbrecher“ Josef A. widerrufen.[99]
Es ist anzunehmen, dass der als „Polizeibeamter und
Oberregierungsrat“ apostrophierte mutmaßliche Massenmörder die Jahre bis zu
seinem Ableben in Gallspach und Grieskirchen bei
vollem Ruhegenuss und in unvermindertem Ansehen verbrachte.
Bitter böse spottend schließt der Verfasser, Ernst Jandl zitierend: „sie
sprechen kriegsverbrecher frei / weil keiner ein ganz
schlechter sei / (machtn halt mal mit juden schluß / die man doch nicht
vermissen muß) / und alle sagen: österreich / und außerdem: ich komme gleich“[100]
[1] Jandl, Ernst: Wien: Heldenplatz. In: Ernst Jandl, Gesammelte Werke in drei Bänden. Frankfurt a. M. 1990. Band 1, S. 124
[2] OÖLA/Politische Akten/24=Mikrofilm 5080: Gendarmeriepostenkommando Gallspach/E.Nr.754/46 […] 7.5.1946
[3] Kreisky, Bruno: Erinnerungen. Hrsg. v. Rathkolb, Oliver. Wien 2007. S. 199
[4] Der Schatten des Hakenkreuzes. Die (illegale) österreichische NSDAP. In: Österreich! und Front Heil“ Aus den Akten des Generalsekretariats der Vaterländischen Front. Innenansichten eines Regimes. Hrsg. v. Kriechbaumer, Robert. Wien 2005 S. 292 ff.
[5] Schuster, Walter: Deutschnational, Nationalsozialistisch, Entnazifiziert. Franz Langoth, Eine NS-Laufbahn, Hrsg. v. Archiv der Stadt Linz. Linz 1999 S. 79 ff.
[6] Black, Peter: Ernst Kaltenbrunner. Vasall Himmlers. Eine Karriere. München, Wien, Zürich 1991 S. 104 f.
[7] Volsansky, Gabriele: Pakt auf Zeit. Das deutsch-österreichische Juli-Abkommen 1936. Wien, Köln, Weimar 2001 S. 110 und 227
[8] Schuster, Walter: Deutschnational, Nationalsozialistisch, Entnazifiziert. Franz Langoth, Eine NS-Laufbahn, Hrsg. v. Archiv der Stadt Linz. Linz 1999 S. 85 f.
[9] Müller, Franz: Ein „Rechtskatholik“ zwischen Kreuz und Hakenkreuz. Frankfurt a. M. 1990 S. 171
[10] Schuster, Walter: Deutschnational, Nationalsozialistisch, Entnazifiziert. Franz Langoth, Eine NS-Laufbahn, Hrsg. v. Archiv der Stadt Linz. Linz 1999 S. 85 f.
[11] Butterweck, Hellmuth: Verurteilt und begnadigt – Österreich und seine NS-Straftäter. Wien 2003 S. 269
[12] Manoschek, Walter; Talos, Emmerich: Aspekte der politischen Struktur des Austrofaschismus. In: Austrofaschismus. Politik-Ökonomie-Kultur 1933-1938. Hrsg. v. Manoschek, Walter; Talos, Emmerich. Wien 2012 S. 150
[13] OÖLA/BH Grieskirchen/II/11: SD.Zl.10688/2/A-1938 […] Linz, am 4. März 1938 […] gez. Revertera
[14] OÖLA/BH Grieskirchen/II/11: SD Zl.10.011/5/A-1938/Str. […] Linz, am 2. März 1938 […] Für den Sicherheitsdirektor: Kißling; Zl.Pol. IV 146/37 […] Linz a.D., am 31 Dezember 1937
[15] Zu den politischen Ereignissen der Nacht vom 11. auf den 12. März 1938 in Wien – insbesondere auf dem Ballhausplatz, wie zum Keppler-Zitat: Matic, Idor Philip: Edmund Veesenmayer. Agent und Diplomat der nationalsozialistischen Expansionspolitik. München, Oldenburg 2002. S. 53 ff.
[16] Kitzmantel, Michael: Die Tage des Umbruchs – der „Anschluß“ in Wels. In: Nationalsozialismus in Wels (Band 1). Hrsg. v. d. Stadt Wels. Linz 2008 S. 16 ff.
[17] Kalliauer, Günter: Die jüdische Bevölkerung in Wels zur Zeit des Nationalsozialismus. In: Nationalsozialismus in Wels (Band 1). Hrsg. v. d. Stadt Wels. Linz 2008 S. 62
[18] Fest, Joachim: Hitler. Eine Biographie. Berlin 2003 S. 782
[19] Was er nicht in Erwägung gezogen hätte, wäre er mittlerweile nicht über die zu erwartende Haltung Mussolinis und Großbritanniens bei einem solchen Schritt beruhigt gewesen. Goldinger, Walter: Geschichte der Republik Österreich 1918-1938. Oldenburg 1992 S. 289 f.
[20] Hesztera, Gerald: ROT-WEISS-ROT BIS IN DEN TOD? Die österreichische Exekutive zwischen Austrofaschismus und Nationalsozialismus. Munderfing 2010 S. 80 ff.
[21] Bezirksgendarmeriekommando Grieskirchen [DÖW 15.061]. Zit. n.: Widerstand und Verfolgung in Oberösterreich 1938-45. Eine Dokumentation. Hrsg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Wien 1982 S. 440
[22] Chronik des Gendarmeriepostens Grieskirchen. Zit. n.: Nimmervoll, Helmut: Der Weg der Zeit – Lebendige Heimatkunde. Grieskirchen 2009
[23] OÖLA/BH Grieskirchen/II/122:
Zusammensetzung der Kommission […] Sitzung […] 12. Jänner 1946 […]
[24] OÖLA/BH Grieskirchen/II/11: Gendarmerieabteilungskommando Linz […] am 27. Mai 1947
[25] Verordnung zur Neuordnung des österreichischen Berufsbeamtentums vom 31.5.1938, RGBl. I, S. 607 http://ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblPdf/1945_134_0/1945_134_0.pdf [28.9.2012]
[26] Fuchs, Gernod: Die Salzburger Gendarmerie von der „Kampfzeit“ der NSDAP bis zur Entnazifizierung. In: Mittelungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. Band 143 (II. Teil) 2003 S. 273 ff.
[27] Hesztera, Gerald: ROT-WEISS-ROT BIS IN DEN TOD? Die österreichische Exekutive zwischen Austrofaschismus und Nationalsozialismus. Munderfing 2010 S. 62 f. und 72 f.
[28] OÖLA/BH Grieskirchen/II/189: Moser Karl […] an die Landeshauptmannschaft […] Grieskirchen, den 9. August 1945 [samt Beilagen]
[29] OÖLA/BH Grieskirchen/II/122: Bezirksgendarmeriekommando Grieskirchen […] 21.11.45 / E.Nr. 670/45
[30] Die Angaben beziehen sich auf die individuellen und summarischen Berichte über Inschutzhaftnahmen an die Bezirkshauptmannschaft Grieskirchen. OÖLA/BH Grieskirchen/II/11: E.Nr. 412-420, Spf.Nr. 11 u. 12 etc.
[31] OÖLA/Politische Akten/24/Mikrofilm 5080: E.Nr.60/46 […] 15.5.1946
[32] Bauer, Kurt: Die österreichischen Anhaltelager 1933-1938. (Forschungsbericht) 2010 S. 11 ff. http://www.kurt-bauer-geschichte.at/PDF_Forschung_Material/Anhaltelager.pdf [23.9.2012]
[33] Perr, Wolfang: Das Anschlussjahr 1938 (1.Teil). In: Gallspacher Gemeindezeitung. 1. Folge – März 2008. Gallspach S. 10
[34] OÖLA/Politische Akten/24/Mikrofilm 5080: E.Nr.754/46 […] 7.5.1946
[35] OÖLA/BH Grieskirchen/II/189: 23.8.1945, Politischer Lagebericht Nr. II
[36] OÖLA/LG Linz/Sondergerichte/26/VgVr1946/Zl.1238-1222/VgVr1240/46: Politisches Führungszeugnis […] am 29.7.1946 Der Bürgermeister: gez. Gföllner
[37] OÖLA/BH Grieskirchen/III/13: Gendarmeriepostenkommando Grieskrichen / E.Nr. 2119/46 […] 12. August 1946 […]
[38] OÖLA/BH Grieskirchen/II/110: Liste der verbandsregistrierten Mitglieder / Haftzeit unter 3 Monate, Häftlinge mit ½ Jahr Haftzeit, Häftlinge mit unter 3 Monaten Haftzeit
[39] OÖLA/Landesverband ehemals politisch Verfolgter/20: Gendarmerieposten Gallspach […] den 23.1.1946 […]
[40] OÖLA/Politische Akten/24/Mikrofilm 5080: E.Nr.754/46 […] 7.5.1946
[41] OÖLA/Politische Akten/24/Mikrofilm 5080: E.Nr.60/46 […] 15.5.1946
[42] OÖLA/BH Grieskirchen/II/121: Ergänzung zum Fragebogen; Military Government of Austria / Fragebogen; Bezirkshauptmannschaft Grieskirchen / Informationsbüro […], den 10. September 45 […] gez. Rosner
[43] http://www2.land-oberoesterreich.gv.at/statwahlen/WahlenErgebnis.jsp?GemNr=40000&kat=OOE&Gemeindeauswahl=&strWahlCode=GR45&strThema=OOE&strMandat=ja&wahlnr=4 [25.9.2012]
[44] OÖLA/Landesverband der ehemals politisch Verfolgten/20: Gendarmerieposten Gallspach […] den 23.1.1946
[45] Holter, Alfred: Dreißig Jahre Gallspach. Linz 1956 S. 126
[46] OÖLA/BH Grieskirchen/II/189: E.Nr.7res/47 gez. Hammerschmied, Bezirksinspektor
[47] Glas, Bernhard: Land der Mitte und der Eintracht. Landtagswahlkämpfe in Oberösterreich 1945-1967. In: Zwischen Wettbewerb und Konsens. Landtagswahlkämpfe in Österreichs Bundesländern 1945-1970. Hrsg. v. Dachs, Herbert. Wien 2006 S. 161
[48] Missong, Alfred: Eine sozialistische Zweischwerttheorie. (zuerst 1947) In: Derselbe: Christentum und Politik in Österreich. Ausgewählte Schriften1924-1950. Hrsg. v. Missong, Alfred jun. Wien 2006 S. 233
[49] Mesner, Maria: Die Unwägbarkeiten der Nachkriegszeit und die Sicherheiten des Kalten Krieges. In: Entnazifizierung zwischen politischem Anspruch, Parteienkonkurrenz und Kaltem Krieg. Das Beispiel SPÖ. Hrsg. v. Mesner, Maria. Wien 2005 S. 67 f.
[50] OÖLA/BH Grieskirchen/II/203: Der Bürgermeister des Marktes Gallspach […] [ohne Datum, aus dem Kontext ähnlicher Schrieben zu schließen, entweder vom 9. Oder 10. Juni 1945] […] gez. Georg Schmied
[51] Bernhard, Thomas: Auslöschung. Ein Zerfall. Frankfurt a. M. 1988 S. 439 und S. 448
[52] OÖLA/BH Grieskirchen/II/203: Der Bürgermeister […] Gallspach, 10.6.1945 […] gez. Georg Schmied
[53] Bundesarchiv (Berlin): SSO (Personal) 021/23003: 23608 / Dr. A[.] Josef. Wien, am 29. Oktober 1938 / Lebenslauf […]
[54] Bundesarchiv (Berlin): ZA-V (Reichsministerien, Wehrmacht) 53/170
[55] Kaiserliches Patent vom 17. März 1849, […] womit ein provisorisches Gemeinde-Gesetz erlassen wird. (Das „provisorische Gesetz“ sollte bis in Jahr 1939 in Kraft bleiben.)
[56] Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv/Personalunterlagen/Vereinigte Wehrevidenzstellen/Hauptreihe A: 21 159
[57] Bundesarchiv (Berlin): SSO (Personal) 021/23003: 23636 […] gez. Der SD-Führer des SS-Oberabschnittes Donau
[58]Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Bundesministerium des Inneren/Gauakt 4.346: 19071 […] Befürwortet […] Kreisleitung VII Wien, gez. [unleserlich]; 09623 […] Unterschrift desselben: Friedrich Zieher [Zellenleiter]
[59] Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Bundesministerium des Inneren/Gauakt 4.346: GA.4364 / 2.KV / 24 […] % 1
[60] Neugebauer, Wolfgang: Repressionsapparat- und Maßnahmen 1933-1938. In: Austrofaschismus. Politik – Ökonomie – Kultur. Wien 2012 S. 312
[61] Paul, Josef: Der erste Transport. http://www.doew.at/frames.php?/service/archiv/eg/paul1.html [1.10.2012]
[62] Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Bundesministerium des Inneren/Gauakt 4.346: GA.4364 / 2.KV / 24 […] % 1
[63] Bundesarchiv (Berlin): ZA-V (Reichsministerien, Wehrmacht) 53/170
[64] Bundesarchiv (Berlin): SSO (Personal) 021/23003: 23612 […] Wien, am 29.10.1938, gez. Josef A[.]
[65] Bundesarchiv (Berlin): ZA-V (Reichsministerien, Wehrmacht) 53/170
[66] Bundesarchiv (Berlin): SSO (Personal) 021/23003: Der Reichsführer SS […] 23634 […] Berlin, den 21 Sept. 1939 […]; 23636 / Begründung […] Der SD-Führer des SS-Oberabschnittes / Donau […]; [hervorgehend aus:] 23614 […] zum SS-Obersturmbannführer […] zu befördern.
[67] Zit. n.: Müllner, Christian: Schwarzhörer und Denunzianten. Vergehen nach §§ 1 und 2 der Verordnung über außerordentliche Rundfunkmaßnahmen vor dem Sondergericht Wien. (Diss.) Wien 2011 S. 164 f.
[68] Bundesarchiv (Berlin): ZA-V (Reichsministerien, Wehrmacht) 53/170
[69] Krausnick, Helmut: Die Truppe des Weltanschauungskrieges: Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des S.D. 1938-1942. Stuttgart 1981 S. 645
[70] Bundesarchiv (Berlin): ZA-V (Reichsministerien, Wehrmacht) 53/170
[71] Bundesarchiv (Berlin): ZR (Einsatzgruppen und Einsatzkommandos) 38/B 5
[72] Mallmann, Klaus-Michael; Angrich, Jürgen; Lüppers, Martin (Hrsg.): Die „Einsatzmeldungen UdSSR“ 1941. Dokumente der Einsatzgruppen in der Sowjetunion I. Darmstadt 2011 19 ff.
[73] DÖW: Die Gestapo-Leitstelle Wien http://www.doew.at/frames.php?/gestapo-opfer/3/3_5.html [4.10.2012]
[74] Arad, Yithzak: The Holocaust in the Soviet Union. Jerusalem 2009 p. 287
[75] Krausnick, Helmut: Die Truppe des Weltanschauungskrieges: Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des S.D. 1938-1942. Stuttgart 1981 S. 186
[76] Förster, Andreas: Die braunen Flecken des Aufdeckermagazins „Der Spiegel“. In: Profil 10.5.2011
[77]Mallmann,
Klaus-Michael: Lebenslänglich. In: Die Gestapo nach 1945. Karrieren, Konflikte,
Konstruktionen. Hrsg. v. Mallmann, Klaus-Michael; Angrick,
Andrej. Darmstadt 2009 S. 256 f.
1941. Dokumente der Einsatzgruppen in der Sowjetunion. Darmstadt 2011 S. 19 ff.
[78] Headland, Ronald: Messages of Murder. A Study of the Reports of the Einsatzgruppen of the Security Police and of the Secret Service 1941-1943. London 1992 S. 94, 100 ff. und 251
[79] IfZ-Archiv, MA 91/2, Chef der Sicherheitspolizei und des SD, Ereignismeldung UdSSR Nr. 92, 23.9.1941
[80] Hürter, Johannes: Hitlers Heerführer. Die deutschen
Oberbefehlshaber im Krieg gegen die Sowjetunion 1941-1942. München 2006 S. 556 f. und 560
[81] Trials of War Criminals Before the Nuernberg Military Tribunals Under Control Council Law No. 10, Nuremberg 1946-1949. Vol. IV.: Case 9: U.S. v. Ohlendorf (Einsatzgruppen case) Case 8: U.S. v. Greifelt (RuSHA case). U.S. Government Printing Office 1949 p. 204, 560
[82] Mallmann, Klaus-Michael; Angrich, Jürgen; Lüppers, Martin (Hrsg.): Die „Einsatzmeldungen UdSSR“ 1941. Dokumente der Einsatzgruppen in der Sowjetunion I. Darmstadt 2011 S. 24
[83] Krausnick, Helmut: Die Truppe des Weltanschauungskrieges: Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des S.D. 1938-1942. Stuttgart 1981 S. 143
[84] Krausnick, Helmut: Die Truppe des Weltanschauungskrieges: Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des S.D. 1938-1942. Stuttgart 1981 S. 155 f.
[85] Bundesarchiv (Berlin): ZA-V (Reichsministerien, Wehrmacht) 53/170
[86] Bundesarchiv (Berlin): SSO (Personal) 021/23003: 23621 / Krakau, den 19. Mai 1944; 23625 […] gez. Kaltenbrunner
[87] Bundesarchiv (Berlin): SSO (Personal) 021/23003: Müncheberg/Mark, den 18.9.1944; 23618 […] gez. Ehrlinger; 23616 […] Berlin, 17. Oktober 1944 […]
[88] Die zweite Kriegsverbrecherliste. Oberösterreichische Nachrichten, 14. Jänner 1946 (2. Jahrgang)
[89] Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Bundesministerium des Inneren/Gauakt 4.346: A[.] Josef […] (§ 412 STPO) [Nichterscheinen des Angeklagten]
[90] Gilbert, James L.; Finnegan, John
P.; Bray, Ann: In the Shadow of the Sphinx. A History of Army
Counterintelligence. US Dept. of Def. 2005 p. 95
[91] OÖLA/BH Grieskirchen/II/205: Verzeichnis über die aus politischen Gründen in Haft befindlichen Personen […] Peuerbach, am 3. April 1945
[92] Klamper, Elisabeth: Die Gedenkstätte für die Opfer der GeStapo Wien. In: Mitteilungen des Dokumentationsarchives des österreichischen Widerstandes. Folge 202, Juli 2011 S. 2
[93] Angrick, Andrej: Im Fadenkreuz des Todfeindes? In: Die Gestapo nach 1945. Karrieren, Konflikte, Konstruktionen. Hrsg. v. Mallmann, Klaus-Michael; Angrick, Andrej. Darmstadt 2009 S. 271 ff.
[94] Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Bundesministerium des Inneren/Gauakt 4.346: BKA. MR.Dr.J[.] Dienstzettel 1. Feber 1957 […]
[95] OÖLA/BH Grieskirchen/III/357: Sicherheitsdirektor […] 15.Nov.1955
[96] OÖLA/BH Grieskirchen/III/357: BGK.GRSK. […] 19.11. / An die SID.u.LGK.f.O.Ö. […] gez. Ham.
[97] Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Bundesministerium des Inneren/Gauakt 4.346: A[.] Josef […] (§ 412 STPO) [Nichterscheinen des Angeklagten]
[98] Fiala, Josef: „Österreicher“ in den SS-Einsatzgruppen und SS-Brigaden. Die Tötungsaktionen in der Sowjetunion 1941-42. (Dipl.-Arb.) Wien 2009 S. 85
[99] Pers. Mitteilung Boeckl-Klamper,
Elisabeth (DÖW), 16.10.2012
[100]
Jandl, Ernst: Poetische Werke (Band
6). Frankfurt a. M. 1997 S. 185