Gallspach

 

„Prügelszenen“ mit „vaterländischem“ Prolog – Heldenplatz, Peripherie

 

Ein Bürgermeister, der „ziemlich scharf gegen die Nazis vorging“

 

Ein Gestapo-Beamter und SS-Obersturmbannführer im Gallspacher Ruhestand

 

der glanze heldenplatz zirka / versaggerte im maschenhaften männchenmeere / […] / und brüllzten wesentlich. / verwogener stirnscheitelunterschwang / nach nöten nördlich, kechelte / mit zu-nummernder aufs bluten feilzer stimme / hinsensend sämmertliche eigenwäscher. / pirsch! / döppelte der gottelbock von Sa-Atz zu Sa-Atz / […] / balzerig würmelte es im männchensee / […][1]

 

Die „politischen Wogen“ waren im Ort, soviel verraten die vom Postenkommando Gallspach im Mai 1946  auftragsgemäß ans Landesgendarmeriekommando berichteten Zahlen, bereits seit 1934 „besonders hoch“ gegangen. Seit im Februar 1934 vorgeblich vaterländisch und christlich gesonnene vermeintliche Politiker den letzten Schritt getan hatten, auch in Österreich den Vollbegriff einer Diktatur zu verwirklichen, seit im Juli desselben Jahres österreichische Nationalsozialisten beim Versuch, das zwischen blutiger Repression und frömmelnd ständischer Betulichkeit unentschiedene Regime durch ihre entschiedene „Bewegung“ zum Totalitarismus zu ersetzen, gescheitert waren, hatte sich Gallspach zu einem Brennpunkt des Konflikts zwischen autoritärem Ständestaat und illegalen Nationalsozialisten entwickelt. Die einen verübten „Böllerattentate“ (d.h. veritable Sprengstoffanschläge, vgl. die im Beitrag zu Gaspoltshofen beschriebene Wirkung der verharmlosend „Böller“ genannten Tatmittel), beschmierten Hauserwände mit ihren Parolen, veranstalteten nächtlichen Feuerzauber. Die anderen, vorerst noch Mächtigen ließen (41 mal) solcher nationalsozialistischer Umtriebe Verdächtige verhaften und ordneten 62 Hausdurchsuchungen an.[2] Anfang 1938 aber hatte der Wind merklich gedreht. Knapp über der westlichen Landesgrenze versuchte man sich finster entschlossen wie nie am Brauen Unheil drohender Wolken. Die Repräsentanten des Ständestaats gaben sich, aller als „Befriedung“ beschönigten Nachgiebigkeit zum Trotz, hart. Noch in seinen vorletzten Reden in Innsbruck und Wien hatte Schuschnigg scharfe Töne in Richtung Berchtesgaden gespuckt, nachdem die (sich selbst so heißenden) Vaterländischen die längste Zeit vorgegeben hatten, „für Österreich“ zu kämpfen – um „lediglich die Demokratie zugrunde“ zu richten. In der entscheidenden Krise des Jahres 1938 erwies sich dieses Regime „dort, wo es der echten Stärke“ bedurft hätte – „Hitler gegenüber und Mussolini gegenüber“ – final als „unterwürfig und servil“, ja bald „zur Kapitulation bereit.“[3] Das Bemühen um „Befriedung“ und Integration bestimmter –  dem Nationalsozialismus nahe stehender – Kreise bzw. einzelner vermeintlich nur Nationaler war seit Mitte der 30er Jahre zunehmend eifriger und offener geworden. Dabei hatten Oberösterreicher eine prominente Rolle spielen dürfen. Hier ein Sicherheitsdirektor des Landes und Heimwehrführer, der, das nur nebenbei, im Bezirk Grieskirchen Schloss und Land besaß, möglicherweise gar ein Landeshauptmann, dort der Führer des illegalen Linzer SS-Abschnittes, der es noch zum Chef des Reichssicherheitshauptamtes bringen sollte, Ernst Kaltenbrunner, und ein im Bezirk Vöcklabruck ansässiger Regimentskamerad des Bundeskanzlers, Anton Reinthaller, der bereits Ende der 1920er Jahre der NSDAP beigetreten war. Schuschniggs nationalsozialistischem Regimentskamerad war es – wohl aus der oberösterreichischen Sicherheitsdirektion – „gestattet worden“, mit seinen eigentlich illegalen Parteigenossen „Besprechungen abzuhalten“, das heißt, den Vermittler zu spielen.[4] Schon im August 1934 hatte der oberösterreichische Landeshauptmann Gleißner mit „nationalen“ bzw. „gemäßigt [sic!] nationalsozialistischen Gruppen“ Gespräche geführt.[5] Kein Jahr darauf hatte der Sicherheitsdirektor des Landes Oberösterreich, Peter Graf Revertera, gegenüber – dem späteren NS-Bürgermeister von Linz und Richter beim Volksgerichtshof – bedauert, so viele Nationalsozialisten verhaften zu müssen. Dafür, dass der Sicherheitsdirektor auch mit dem erwähnten, nachmaligen Chef des RSHA und Hauptkriegsverbrecher „irgendwie […] in Verbindung“ gestanden war, spricht unter anderem die Eifersucht anderer illegaler NS-Führer auf den während der sogenannten Systemzeit angeblich „ganz ungestört und offen“ arbeitenden Kaltenbrunner.[6] Mit dem „Juliabkommen“ von 1936, das – so der Wunsch und die Intention bloß einer Seite – „die Eigenstaatlichkeit Österreichs gewährleisten“ hätte sollen, das tatsächlich aber „bereits bestimmte die Souveränität des Landes einschränkende Maßnahmen“ vorgesehen hatte, war dann der Weg zum Anschluss vorgezeichnet und frei. Bis in den März 1938 konnte Hitler unter Berufung auf dieses Abkommen seine Erpressungsversuche als Forderung nach Einhaltung und Erfüllung eines zwischenstaatlichen Vertrags verschleiern – zum Gaudium einer „nationalen Opposition“ in Österreich, die sich längst zur „nationalsozialistischen Bewegung“ entpuppen hatte dürfen.[7] Die beiden Oberösterreicher, die im Dienste Schuschniggs mit Führern derselben Fühlung aufgenommen hatten, mussten 1938 am eigenen Leib erfahren, dass sich die Bewegung weder befrieden noch integrieren ließ. Im Gegenteil: Ihr Österreich war mit verhältnismäßig geringem Aufwand zuerst überwältigt und dann geschluckt worden, sie selbst landeten in Buchenwald und Dachau bzw. wurden „gauverwiesen“. Ob und wie weit bzw. wie lange das Handeln der oberösterreichischen Mittler zwischen autoritärem Ständestaat und Nationalsozialisten von „Naivität“, Berechnung oder Zwängen einer sich zuspitzenden Situation bestimmt gewesen war?[8] Ihre Bemühungen waren offenbar soweit als aufrichtig – oder jedenfalls potentiell nützlich – interpretiert worden, dass man sich um eine Einladung Reverteras ins Reich zu bemühen begonnen hatte, „um dessen Stellung in Österreich zu stärken.“[9] Wovon man mittelbar sich wiederum eine Stärkung der Stellung der Nationalsozialisten – oder, um wieder den im österreichischen Regime beliebten Euphemismus zu bemühen: nationaler Kreise – erhofft haben musste. (Die Befriedungsbemühungen waren allem Anschein nach – von den direkt Beteiligten – wirklich ernst genommen worden. Der spätere Linzer NS-Bürgermeister und Richter am Volksgerichtshof wollte dem oberösterreichischen Landeshauptmann Gleißner, der kurz vor dem Anschluss behauptet hatte, „in Oberösterreich“ sei man den Nationalsozialisten „immer entgegengekommen“, nichts nachsagen. Er sei ein „sehr fähiger Mensch […] fern jeder klerikal-ultramontanen Gesinnung“.[10] Selbst als alles – Austrofaschismus und Nationalsozialismus – vorbei war, unterstellte keiner dem anderen ein falsches Spiel oder die Absicht zu übervorteilen. Revertera trat noch nach 1945, anläßlich des Verfahrens vor dem Volksgericht gegen Anton Reinthaller, als Entlastungszeuge auf, und schilderte dem Gericht, wie sich der Angeklagte für ihn eingesetzt habe, als er „verfolgt“ worden „und fünfzig Monate im KZ“ gesessen war.[11]) Noch Während Hitler von außen kaum verhohlen gedroht hatte, betrieb der Kreis um Schuschnigg die Selbstdemontage des Regimes. Vollkommen erfahrungsresistent hatte er beispielsweise im Sommer 1937 Weisung gegeben, in der Vaterländischen Front ein „Volkspolitisches Referat“ einzurichten – wieder einmal in der Hoffnung jene Kräfte, die er verharmlosend mit dem Begriff Nationale zusammenfaßte, einzubinden. Wenig überraschend hatte auch dieses Referat, das sich – allen Ernstes! – vor allem mit Entschädigungsansprüchen ehemals inhaftierter illegaler Nationalsozialisten zu befassen hatte, kaum eine beruhigende Wirkung in Richtung NSDAP und Reich entfaltet. Dafür erwies es sich als zusätzlicher „destabilisierender Faktor“ innerhalb der – alles andere als geschlossenen, immer brüchiger werdenden – Vaterländischen Front.[12] Ähnlich ungeschickt ging Schuschniggs leitendes Personal im Sicherheitsapparat vor. Was hatte etwa der Sicherheitsdirektor für das Bundesland Oberösterreich, es handelt sich nach wie vor um denselben, von dem bereits die Rede war, gedacht, welchen Effekt eine Anweisung wie die seine vom 6. März 1938 auf nicht-nationalsozialistische, loyale Exekutivbeamte haben würde? In einem an sämtliche Bezirkshauptmannschaften adressierten Schreiben hatte er eine Tagung von „zirka 20 bis 30 [nationalsozialistischen] Vertrauensmänner[n]“ aus dem „Bereiche jeder Bezirkshauptmannschaft (Bundespolizeibehörde)“ angekündigt, der der „Herr Minister[] [und Nationalsozialist] Seyß-Inquart“ vorsitzen werde. Damit nicht genug: Ein „gemeinsames Abhören“ der im Rundfunk übertragenen Eröffnungsrede des Ministers durch – man bleibt sich irrend selber treu: – „Nationale“ sei „zuzulassen“. Immerhin hatte der Mut zur Forderung gereicht, dass dies, bitte, „im geschlossenen Raum“ zu erfolgen habe.[13] Ebenfalls aus der Sicherheitsdirektion in Linz war die Bezirkshauptmannschaft Grieskirchen zwei Tage zuvor angewiesen worden, „von der Ausbürgerung“ eines nach dem illegalen Überschreiten der Grenze in Schärding festgenommen Wendlingers „auf Grund der geänderten politischen Lage dermalen abzusehen.“ Der Mann hatte sich – als „Illegaler“ – nach dem gescheiterten Staatssteich 1934 nach Deutschland abgesetzt, wo er in die SS-Standarte Deutschland aufgenommen worden war; beim illegalen Grenzübertritt nach Österreich zur Jahreswende 1937/38 war er nach wie vor Angehöriger dieser Einheit im Rang eines Rottenführers gewesen.[14]

Sowenig zur Vorgeschichte des März 1938, als auch in Gallspach Partei- und Volksgenossinnen aufstanden, um Sturm und Wellen über Nachbarn hereinbrechen zu lassen. In Ermangelung geeigneter Opfer mussten sie im Landl, anders als etwa im „verjudeten“ Wien, zumeinst mit den tatsächlichen oder vermeintlichen Trägern und Sympathisanten des verhassten „Systems“ vorlieben nehmen. Ob der in Gallspach wohnhafte und in der Vaterländischen Fronst engagierte Elektriker Friedrich K. wenige Stunden zuvor, am Abend des 11. März 1938 die im Rundfunk übertragene Rede Schuschniggs mitverfolgt, ob er ihre Bedeutung begriffen hatte und aufs Kommende gefaßt bzw. auch für sich entschlossen war, obwohl selbst im Besitz einer Faustfeuerwaffe, der Gewalt zu weichen und „kein Deutsches Blut zu vergießen“, ist nicht überliefert. Gallspacher Nationalsozialisten dagegen mussten früh im Klaren darüber gewesen sein, woher der Wind jetzt wehen würde. Aktenmäßig belegen läßt es sich, dass sie bereits zu einem Zeitpunkt gegen politische Gegner (zumindest unter Androhung von Gewalt) vorzugehen begannen, als sich die nach Wien kommandierten höheren SS- und Polizeiführer wie Heinrich Himmler und Ernst Kaltenbrunner noch in der Luft befanden – an Bord einer Maschine, die das Flugfeld Aspern bei Wien ansteuerte und dort von „österreichischen Nationalsozialisten“ erwartet wurde. Eben erst hatten sie Bundespräsident Miklas dazu gebracht Seyß-Inquart zum Bundeskanzler zu ernennen und damit in letzter Minute den Nationalsozialisten in Österreich zu einem „unblutigen Sieg“ verholfen. Das falsche Pathos und das fälschende Adjektiv gehen zurück auf Görings Emissär in Wien, Wilhelm Keppler,[15] der hier seit 1937 offiziell die Erfüllung der wirtschaftspolitischen Punkte des (oben erwähnten) Juliabkommens zu überwachen hatte. Zur Einordnung, nicht um zu relativieren, sei den nachfolgend geschilderten Ereignissen in Gallspach und Grieskirchen an dieser Stelle die Chronologie der Ereignisse in Wels – in wenige Worte gerafft – vorangestellt. Nach einigen Stunden höchster Anspannung und Unklarheit, während derer sich etwa die Sicherheitskräfte befehlsgemäß von den Straßen in ihre Dienststellen zurückgezogen hatten, aber allem Anschein nach noch antinazistische Kundgebungen mit mehreren Hundert Teilnehmern möglich gewesen waren, beherrschten in den späten Abendstunden teilweise uniformierte Nationalsozialisten die Szene. Um 19 Uhr 30 wird das Bundespolizeikommissariat gestürmt, die übrigen „Dienststellen der Gendarmerie und Bezirksverwaltung“ sollten bald folgen; so wie die ersten Festnahmen.[16] Das Telefonprotokoll der Welser Zweigstelle eines Wiener Textilunternehmens gibt einen Eindruck von der gespannten Stimmung und unklaren Lage an diesem Tag: „[… ] In Wels selbst ist Ruhe, doch herrscht eine Hochspannung, die sich ab und zu in kleinen […] Schlägereien auswirkt. – Militär und die gesamte Exekutive ist kaserniert […] können […] mitteilen, dass sich alles ruhig verhält. […] nach der Nachricht über die Verschiebung der Volksabstimmung […] findet heute um ½ 8 Uhr abends ein Fackelzug in Wels statt, von der Gegenseite, welche in voller Uniform und Waffen aufmarschieren soll […] Zu den Gerüchten über den Rücktritt des Bundeskanzlers Schuschnigg […]: Dies dürfte wohl auch etwas übertrieben sein.“[17] Unter Berücksichtigung der damaligen Verkehrs- und Nachrichtenverbindungen darf für einen Marktflecken im Bezirk Grieskirchen jedenfalls ein kaum gleicher, wenn nicht schlechterer Informationsstand angenommen werden. Dennoch zählt die „noch nachts zum 12. 3. 1938 vorgenommene Durchsuchung“ in der Wohnung des obgenannten Friedrich K. in Gallspach zu den ersten „Amtshandlungen“ der neuen Mächtigen. Den vorliegenden Berichten zufolge datieren die übrigen Aktionen (vor allem „Schutzhaftnahmen“) im Bezirk auf die Tage zwischen dem 13. und 16. März. Da hatte die Wehrmacht längst die Grenzen überschritten, der Führer sich schon – „[…] unter dem Eindruck der Triumphfahrt von Braunau nach Linz [die ihn auch durch den Bezirk Grieskirchen, z.B. nach Jeding bei Gaspoltshofen, geführt hatte], den Blumen, dem Jubel und den Fahnen, diesem ganzen elementaren Vereinigungstaumel“[18] – zum unverzüglichen Anschluss entschlossen.[19] Die österreichischen Angehörigen von SS und SA hatten sich die Rolle von Hilfspolizisten davor, am 11. und 12. März, keineswegs nur angemaßt: Immerhin war schon einige Zeit bevor der Führer – samt Anhang – den Sprung über den Inn wagen wollte, ein österreichischer Nationalsozialist (Seyß-Inquart) österreichischer Innenminister geworden. Berichte über die Entwicklungen am 11. März deuten – woher aus dem Bundesgebiet sie auch immer kommen: aus der Steiermark (Bruck an der Mur) oder aus Tirol (Imst) – auf ein Muster. Einige Zeit war nach der Radioansprache Schuschniggs vergangen, da erschienen SA und SS in den Dienststellen, mal gleichzeitig die Übernahme der Macht im Staate und dieses Gendarmeriepostens ankündigend und vollziehend, mal um sich „der staatlichen Exekutive […] für die Aufrechterhaltung der Ordnung und Ruhe“ zur Verfügung zu stellen. In beiden Fällen oft unter Berufung auf Seyß-Inquart – wobei sich die Gendarmen in der Nacht vom 11. auf den 12. März wohl noch weniger darüber im Klaren waren, als der Verfasser, in welcher Eigenschaft oder Funktion er ihr Auftreten legitimiert oder angeordnet haben sollte: noch als Innenminister oder schon als Bundeskanzler? Der Parteigenosse hatte den Innenminister und den Bundeskanzler wohl längst überholt – kurz bevor er sie abstreifen sollte. Während die Beamten sich den ganzen Tag von ihren vorgesetzten Dienststellen verlassen gefühlt hatten, von denen weder „Weisungen“, noch „Antworten auf Anfragen“ gekommen waren, gingen gegen Mitternacht seitens der „Sicherheitsbehörden und Kommanden“ Anweisungen der Art ein, die Beamten hätten „sich ohne Widerstand zu ergeben“, „in den Dienst der SS und SA zu stellen“ oder, das bestechende Hilfsangebot annehmend, zusammenzuarbeiten und „gemeinsam […] auf Patrouille zu gehen.“ Diese Anrufe kamen, wenn überhaupt, wohlgemerkt erst, als die Trupps der augenscheinlich mit dem Ballhausplatz kurzgeschlossenen Parteigliederungen bereits vor den Posten auf- bzw. in dieselben einmarschiert waren. Darauf verschwanden in ganz Österreich „nach und nach […] die Kollegen und kamen mit Armbinden wieder“. Wie viele die „Hakenkreuzarmbinde“ duldend und (innerlich) widerstrebend „angelegt bekommen“,[20] wie groß die Zahl derer, die sie schon – verdeckt bei sich – getragen hatten? Der Großteil der österreichischen Gendarmen und Polizisten, sieht man von jenen ab, die selbst umgehend festgenommen worden waren, oder – wie drei Tage später in Linz – ermordet wurden, tat auch nach der Nacht vom 11. auf den 12. März weiter Dienst. Wie weit sie mit Begeisterung oder Überzeugung dabei waren oder aus Angst und mit Widerwillen glaubten mitmachen zu müssen, ist nur in Einzelfällen – mehr oder minder glaubwürdig – überliefert. Ob sie aus Opportunismus konformierten oder um sich selbst zu schützen nicht auffallen wollten, der Effekt war – bis auf wenige Ausnahmen – der gleiche: Sie waren im Dienst, gehorchten ihrer vermeintlichen Pflicht und ihren neuen oder alten Vorgesetzten, machten mit. Die Machtverhältnisse mochten umgebrochen sein, der Sicherheitsapparat aber war nicht zusammengebrochen. Er würde fürs Erste, das war am 13. März so sicher, wie eine Mehrheit für die „Wiedervereinigung“, den neuen – von jeder „Humanitätsduselei“ befreiten – Herren dienen, wie er den alten – sich „christlichen“ heißenden – gedient hatte. Das ganze Ausmaß seiner Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit, wie seiner repressiven Wirksamkeit sollte sich allerdings erst nach der Neuuniformierung der beiden (ehemals) österreichischen Wachkörper erweisen. Einen Teil des Personals der Polizei- und Polizeireservebataillone stellend, die zu 100.000en ins Deutsche Reich verschleppten ArbeiterInnen unter Kontrolle bzw. niederhaltend, jeden seinen Henkern ausliefernd, wenn er sich – weil er liebte, widersprach, sich widersetzte, nicht hungern wollte – als Mensch benahm. Die Polizei- und Reservebataillone kommen an anderer Stelle (siehe Neumarkt i. H.) ausführlicher zur Sprache. Exempel fürs zuletzt Gemeinte statuierte man dort wie hier. Wurde ein Pole am Kalvarienberg in Neumarkt im Sommer 1942 gehenkt,[21] weil er es gegenüber Gendarmen des dortigen Postens an Respekt – eher: Furcht – hatte fehlen lassen, hatte hier, an der Gemeindegrenze Gallspachs, ein halbes Jahr zuvor die Liebesbeziehung zwischen einem 16jährigen polnischen Zwangsarbeiter und einer ebenso jungen – allerdings „deutschblütigen“ – Magd, Anlass genug geboten.[22] Hat man auch teuflisch schlau Polen dazu gezwungen, ihre Landsleute – Johann Levko und MieczyslawKristfezky [?]“ zu „justifizieren“, Gendarmen blieben in beiden Fällen beteiligt und mit verantwortlich. Für die namentlich bekannten Beamten, die die Festnahme („aus eigenem Antrieb“) vorgenommen hatten bzw. beim Hängen dabei gewesen waren, hatte ihr Verhalten nach Kriegsende Folgen. Politik, Militärregierung und Gendarmeriekommando legten Anfang 1946 (noch) eine bemerkenswerte Konsequenz an den Tag. „Ray.Insp. A[.] Josef“ (Neumarkt) und „Gendarm Wilhelm R[.]“ (Grieskirchen) wurden noch 1945 entlassen. „Patrl. Franz O[.]“ wurde immerhin vor eine Überprüfungskommission, unter Vorsitz des Bezirkshauptmanns und bestehend aus Gendarmen, Personalvertretern und Repräsentanten der politischen Parteien, zitiert.[23] Eine Registrierungspflicht als Nationalsozialisten (im Sinne des Verbotsgesetzes in der Fassung von 1945) ist für beide früher am Gendarmerieposten Neumarkt eingeteilten Beamten dokumentiert. Im Mai 1947 waren sie allerdings wieder im Dienst.[24] Wilhelm R. kam Ende der 1940er Jahre bei der Grieskirchner Stadtwache unter. An Versuchen, auf die Frage nach der Loyalität bzw. „Gesinnung“ österreichischen Exekutivbeamten 1938 eine umfassende, statistische und belastbare Antwort zu finden, fehlt es weitgehend. Gernod Fuchs hat eine der wenigen, hierzu aussagenkräftigen Quellen ausgewertet. Die GeStapo kam für die Gendarmeriebeamten in Salzburg im April 1938 – nachdem man 433 individuell unter dem Gesichtspunkt ihrer Haltung zum Nationalsozialismus beurteilt hatte – zur Einschätzung, 29,8 Prozent seinen national bis nationalsozialistisch eingestellt, 45 % „Systemanhänger“ oder „extrem Systemnah“ und 25,2 Prozent „indifferent“. Bis zur Volksabstimmung wollte man für die Exekutive österreichweit von weiteren Sanktionen und Verfolgungen absehen. Selbst nach Inkrafttreten der Verordnung zur Neuordnung des österreichischen Berufsbeamtentums[25] wurden in Salzburg lediglich 75 Beamte „gemaßregelt“, was für neun Betroffene die Einweisung in ein Konzentrationslager, für 29 die Versetzung in den Ruhestand, für 3 die Enthebung vom Dienst und die übrigen 29 Versetzungen bedeutete.[26]  Wenn diese Zahlen auch nicht auf das Nachbarbundesland eins zu eins übertragen werden können, liefern sie doch einen Hinweis auf die Stimmung im Wachkörper und bezüglich der zu erwartenden Loyalitäten. Für Oberösterreich bietet die von Gerald Hesztera vorgenommene Auswertung der Gendarmerie-Almanache aus den Jahren 1937 bis 1939 Anhaltspunkte, dass – und wie – der Umbruch in erlebten Hierarchien und im Dienstalltag einfacher Gendarmen doch strukturelle Spuren hinterließ. (Die mehr oberflächlichen – wie zuerst Hakenkreuzarmbinden und dann neue Uniformen – sind ausdrücklich nicht gemeint.) Bei Betrachtung der im genannten Zeitraum eingeteilten – und in jedem Jahrgang des Almanachs namentlich genannten – Dienststellenkommandanten ist eine ausgeprägte Zunahme der Neubesetzungen festzustellen. Hatten im Vergleichszeitraum 1937/38 21 (von 238 oberösterreichischen) Dienststellenkommandanten gewechselt, waren es nach Anschluss bzw. Umbruch 1938/39 mehr als dreimal so viele: 79. Auch am oberen Ende der Hierarchie hatten die politischen Veränderungen (aber auch die perfid-ausgeklügelten, nur so genannten Ausbrüche und Ausschreitungen von Bürgern und Kollegen) zum Teil individuell traumatische, manchmal tödliche Folgen. Gerald Hesztera ist es gelungen, auch diese Facette des Umbruchs in Zahlen festzuhalten. Einschließlich des erst am 20. April (!) 1938 ausgemusterten, im März noch laufenden Kurses, hatte das Offizierskorps der Gendarmerie im März 1938 120 Offiziere umfasst. „Acht […] wurden gleich in den Anfangstagen […] in KZs deportiert, 18 weitere wurden zwangspensioniert.“ Davon abgesehen sind zwischen 1938 bis 1945 elf Todesfälle verzeichnet – zumindest einer davon wurde (im KL Buchenwald) ermordet, zumindest einer in den Suizid getrieben.[27] Ein Offizier, der von den neuen bzw. alten – jetzt aber deklariert nationalsozialistischen – Vorgesetzten und „Vertrauensleuten“ „gemaßregelt“, das hieß zum Beispiel: vom östlichen Niederösterreich bis nach Freiburg im Breisgau herumversetzt worden war, wurde vor Kriegsende trotzdem Kommandant der Gendarmerie im Kreis Grieskirchen – um auch nach Kriegsende Bezirksgendarmeriekommandant zu bleiben. Die Rede ist vom Hauptmann der Gendarmerie Karl Moser, der zusammen mit dem späteren Bezirkshauptmann, Josef Hofer, zur kampflosen Übergabe zahlreicher Orte in den heutigen Bezirken Eferding und Grieskirchen entscheidend und unter Einsatz seines Lebens beigetragen hat. Sei es, als er wenige Tage vor der bedingungslosen Kapitulation durch den gesamten Kreis die Runde machte, um etwa auf mittlerweile kleinlaut gewordene, verzagende Bürgermeister und Ortsgruppenleiter einzuwirken, doch – um Himmels willen (er war, anders als der Verfasser, für einen Gendarmerieoffizier des Ständestaats kaum überraschend, gläubiger Katholik) – alles zu unterlassen, das auch nur als Vorbereitung oder Ansatz zu militärischer Verteidigung interpretiert werden hätte können. Wobei er in Eferding beinah einem Hauptsturmführer der SS in die Arme gelaufen wäre, der bereits nach ihm auf der Suche war. Sei es, als er, ein weißes Bettuch aus dem Fenster seines Wagens gehängt, den aus Richtung Ried anrollenden amerikanischen Panzerspitzen entgegenfuhr – um zu warnen, wo SS lag, und wie sie umgangen werden konnte. Bis in den März 1938 war er einer der Lehrer an der Zentralschule der Bundesgendarmerie in Mödling gewesen, von denen die Teilnehmer des letzten österreichischen, ersten deutschen Offizierskurses dort ausgebildet worden waren.[28] Für den Bezirk Grieskirchen kann festgehalten werden, dass zum Teil selbst solche Beamte im Dienst blieben und nicht versetzt wurden, denen im Kampf gegen „Illegale“ Erfolge nachgerühmt wurden. Der Gaspoltshofener Postenkommandant Ludwig M. beispielsweise musste, nachdem er im Juli 1934 seinen Beitrag zum Zusammenbruch des nationalsozialistischen Putsches geleistet hatte und dafür sogar belobigt worden war, zwar ein „Verfahren vor dem Sonderausschuss zur Bereinigung des österreichischen Berufsbeamtenbund [sic!] über sich ergehen lassen“,[29] weitergehende oder nur nennenswerte Sanktionen (Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand, Dienstenthebung, Strafversetzung) aber wurden nicht verhängt. In den Jahren zwischen 1938 bis 1945 tauchen sein Name und seine Paraphe immer wieder im Schriftverkehr des Postens auf (siehe Gaspoltshofen-Beitrag). So wurden die Beamten meist Zeugen, manches Mal Mittäter der anrollenden Säuberungen – wenn sie diese nicht selbst und ohne Assistenz seitens SA und SS auszuführen hatten, weil die Aufträge zur „Inschutzhaftnahme“ bereits auf dem Dienstweg über die Bezirkshauptmannschaft auf den Posten einliefen. In ihrer Wahrnehmung müssen die Vorgänge dieser Tage und Stunden einen verwirrenden Charakter angenommen haben. Nicht, dass man sich Willkür und Ausschreitungen offen in den Weg hätte stellen wollen. Die Wachkörper der Republik Österreich aber waren selbst unter solch außerordentlichen Umständen und mit Hakenkreuzbinden am Arm ihrem Selbstverständnis nach Bürokratie geblieben, nicht Bewegung geworden. Um dem Chaos Herr zu werden, waren auch die Beamten des Gendarmeriepostens Gallspach bemüht, sämtliche Festnahmen, Durchsuchungen usw. wenigstens im Nachhinein zu dokumentieren. Im Falle der erwähnten Durchsuchung fehlen die sonst immer vermerkten Namen jener Gendarmen, die zumindest dabei waren. (Die dieses Mal – im Gegensatz zum Juli 1934 – erfolgreiche nationalsozialistische Erhebung bzw. Erpressung gab sich gern einen hoheitlichen Anschein.) Die nicht genannten Gendarmen zusammen mit dem bemerkenswert frühen Zeitpunkt der Durchsuchung wertet der Verfasser als Hinweis auf eine ausschließlich von lokalen Nationalsozialisten auf eigene Initiative durchgeführte Aktion. In Gallspach erfolgte das Gros der „Schutzhaftnahmen“ am 13. März – mit der immer gleichlautenden Begründung: „weil zu besorgen war, daß sich [die] Genannte[n] auch weiterhin in [jetzt] verbotener Weise pol.[itisch, d.h. genauer: im Sinne der Vaterländischen Front, also des autoritären Ständestaats] betätigen würde[n]“. Schenkt man den Gendarmerie-Meldungen Glauben, verhaftete man sie zwar „unter Mitwirkung“ von nicht näher genannten „S.A. Leuten“ bzw. der in Gallspach wohnhaften „SS-Männer“ Rupert G., Franz R. und Franz P. – die Festnahme selbst aber nahm beinah jedes Mal ein Gendarm vor. Die Gallspacher Johann K. und Karl H. – seines Zeichens Gendarmerie-Revierinspektor und bis März 1938 Postenkommandant! – allerdings seien, so meldet es zumindest das Gendarmeriepostenkommando Gallspach am 14. März an die Bezirkshauptmannschaft, „von SS-Männern unbekannten Namens in Grieskirchen […] in Schutzhaft genommen und in die Fronfeste des Bezirksgerichtes […] eingeliefert“ worden. Der hier verantwortliche Grieskirchner Postenkommandant wird die Dinge am 19. März in einer eigenen Meldung an die Bezirkshauptmannschaft in eine für Beamte akzeptable Form bringen und zu diesem Zweck erklären, der eine sei vom Gendarmerieposten Grieskirchen in Haft genommen worden, der andere vom Posten in Gallspach – wovon dort aber niemand jemals etwas gewußt haben will. Zusammen mit den von Gallspach „am 14. März 1938 um 2 Uhr früh in das Gefängnis des Bezirksgerichtes Grieskirchen eingeliefert[en]“ „Schutzhäftlingen“ Kornelius O., Johann F., Johann G., Friedrich K., Wilhelm W., Johann H., Eduard G., Richard P., Alois F. und Georg Schmied wurden mithin allein in Gallspach in den „Anschluss“-Tagen zwölf Personen in Schutzhaft genommen.[30] Als im Mai 1946 das Bezirksgendarmeriekommando Grieskirchen dem Landesgendarmeriekommando in Beantwortung einer recht allgemeinen Anfrage zu Vorkommnissen zwischen 1938 und 1945 auch die mitunter tumultuösen Ereignisse vom März 1938 schildert, verliert man kein Wort zur Beteiligung der Gendarmen an den zahlreichen Inschutzhaftnahmen. „Veritas temporis filia“, denkt sich der Verfasser. Karl H. jedenfalls hätten, so ist unter dem Datum „15. Mai 1946“ zu lesen, „S.A., SS und illegale[] Nazis“ von Gallspach nach Grieskirchen eskortiert; ihn dabei „aufs Gemeinste“ verhöhnend und „schwerstensmisshandelnd.[31] Legte 1938 der Grieskirchner Postenkommandant Wert auf die – wie weit oder wenig den Tatsachen entsprechende – Feststellung, die Festnahme des Kollegen H. sei durch ein Amtsorgan erfolgt, lässt man seitens des Bezirksgendarmeriekommandos 1946 – rhetorisch – nichts unversucht, um jeden Verdacht, man habe vielleicht – seine Pflicht tuend – zur vermeintlich reibungslosen und unblutigen Wiedervereinigung einiges beigetragen, zu zerstreuen.

Die Gendarmen waren vermutlich mehr von der Rolle irritiert, die im Rahmen dieser Amtshandlungen uniformierte Angehörige von Parteigliederungen (SA, SS) oder einfache, in Räuberzivil auftretende und eben noch illegale Parteigenossen gespielt hatten. Ihr in Akten und Korrespondenz zum Teil durchscheinendes Bemühen diese Aktionen wenigstens nachträglich, oberflächlich korrekt festzuhalten, verunmöglicht heute eine Klärung der Frage, wer in diesen Stunden tatsächlich den Ton angegeben und einen gewissen Überblick bewahrt hatte. Verstört haben mag, wer da verhaftet hat, nicht wie. Der österreichische Gendarm kannte zwar keinen Schutzhaftbefehl, sehr wohl aber vertraut war er mit sogenannten Anhaltebescheiden. Entsprechende Instrumentarien waren auch im autoritär-ständestaatlichen Österreich auf Grundlage der Anhalteverordnung (gültig ab 23.9.1933), mit dem als Reaktion auf den „Juliputsch“ am 30.7.1934 in Kraft getretenen Bundesverfassungsgesetz, dem Anhaltegesetz (ab 24.9.1934) und dem Ordnungsschutzgesetz seit dem 20.8.1937 geschaffen und angewandt worden. Die Tendenz zur Ausdehnung der rechtlichen bzw. zeitlichen Grenzen polizeilicher Haft und ihre Entwicklung hin zu einer Präventivmaßnahme hatte sich auch in Österreich seit 1933 manifestiert.[32] Die über einen längeren Zeitraum und in Etappen vollzogene Angleichung der Rechtsverhältnisse in der Ostmark bzw. den Alpen- und Donaugauen brachte es mit sich, dass man sich noch Monate bis Jahre nach dem Anschluss zur Verfolgung politischer Gegner der unter Dollfuß und Schuschnigg geschaffenen Gesetze bediente. Einer dieser Fälle (Franz M.) ist Gegenstand der Arbeit zu Gaspoltshofen. Der Verfasser steht nicht an, das allzu Offenbare trotzdem auszusprechen: Im Gegensatz zur grundlegenden Tendenz hatten die österreichische und die reichsdeutsche Praxis bis 1938 Welten getrennt.

Diese neue Praxis bekam am 12. März, als, was den Abend, die Nacht zuvor nur einige geahnt, manche erhofft hatten, gewiß und allgemein bekannt war, Karl H., der eben noch  Postenkommandant gewesen war, am eigenen Leib zu spüren. Ein ausgelassen bis hemmungslos siegestrunkener Mob ortsansässiger Nationalsozialisten erstürmte seine Gallspacher Dienststelle, zerrte ihn auf die Straße – um ihn dort in aller Öffentlichkeit zu demütigen, zu mißhandeln, zu verletzten.[33] Wie es den Schutzhäftlingen während und nach ihrer Überführung ins Gerichtsgefängnis Grieskirchen erging, dazu geben die Akten nicht Auskunft. 1946 wissen die Beamten vom Gendarmerieposten Gallspach Näheres zum Leidensweg Karl H.s nach Grieskirchen zu berichten. Unter „schwersten Mißhandlungen und Verhöhnungen“ hätten ihn Alt- und Konjunkturnazis nach Grieskirchen getrieben und dort ins Gefängnis des Bezirksgerichts eingeliefert.[34] Ein Jahr zuvor wiederum, im Sommer 1945, schreibt Bezirkshauptmann Dr. Hofer dem Counter Intelligence Corps von veritablen „Prügelszenen“, die sich im und ums Grieskirchner Gerichtsgefängnis – laut Aussage mehrerer Zeugen respektive Opfer – im März 1938 abgespielt haben dürften. Angeblich seien diese auch vom Nationalsozialisten der ersten Stunde und später bis Mai 1945 amtierenden Bürgermeister P. fotografiert worden.[35] Neben diesem Akademiker, der, soweit das Hörensagen des nachmaligen Bezirkshauptmannes eines Tatsachenkerns nicht entbehrt, in jenen Stunden und Tagen in Grieskirchen den völkisch bewegter Schaulustigen gab, stieß der Verfasser in einem anderen Zusammenhang zufällig auf einen noch konkreteren Hinweis. Am 24. Juli 1946 ersucht das Landesgericht Linz in Vorbereitung eines Volksgerichtsprozesses die „Ortspolizeibeh.[örde]“ am Wohnort des der Denunziation (§ 7 Kriegsverbrechergesetz) beschuldigten Friedrich L. um Auskünfte zur Person. Auf dem mit Schreibmaschine ausgefüllten Formblatt findet sich die handschriftliche Glosse: „Auch wolle über das politische Vorleben vor und nach 1938 berichtet werden.“ Der Grieskirchner Bürgermeister Gföllner kommt dieser Bitte nach und weiß dabei – neben einer Parteimitgliedschaft seit dem Jahre 1931 – zu berichten: „Friedrich L[.] war ein fanatischer Nationalsozialist und hat […] im März 1938 […] u.a. den Gendarmeriebeamten H[.], den er inhaftierte, tätlich angegriffen.“[36] Weitere Indizien, etwa die gleichzeitige Festnahme eines Oberaktuars und eines Gefängnisaufsehers am Bezirksgericht Grieskirchen (Franz B. und Karl O.), legen den Schluss nahe, dass offiziell Hilfsdienste verrichtende SA- und SS-Männer auf die zahlreichen Schutzhäftlinge noch nach deren Einlieferung ins Gerichtsgefängnis buchstäblich freien Zugriff hatten. Nicht um das Bild, soweit man sich 2012 noch ein der Vergangenheit adäquates machen kann, zu vervollständigen, sondern um es abzurunden, sei eine weitere Impression nicht unterschlagen. Nicht „Nazi“ allein nutzten, eine immer einseitige und in Teilen öffentliche „Schlägerei“ veranstaltend, die sich im März 1938 bietende Gelegenheit: Ein nicht weiter qualifizierter und sicher nicht aus alten Kämpfern allein sich rekrutierender „Pöbel“ hatte sich „vor dem Bezirksgericht angesammelt[]“ um die Vorgeführten „an[zu]spucken“.[37] Wer nur wenige Tage oder Stunden unter solchen Umständen seiner Freiheit beraubt war, ständig Mißhandlungen und Demütigungen  zumindest gewärtigen, mit ansehen oder mithören mußte, den läßt diese Erfahrung wohl zeitlebens nicht wieder los. Von den Gallspachern zunächst am längsten in Haft geblieben zu sein, scheint Johann K.: In den Archivalien zur Bezirkshauptmannschaft Grieskirchen findet sein Name sich auf einer in den späten 40er Jahren erstellten Liste mit „Häftlinge[n] von einem ½ Jahr Haftzeit“ – die aber leider weder datiert ist, noch spezifischere Angaben zur Art der Haft (Schutzhaft, Untersuchungshaft usw.) enthält. Der Gendarm Karl H. kam ebenso wie Georg Schmied mit weniger als drei Monaten „Haft“ bzw. „Schutzhaft“ davon.[38] Eduard G.s Schutzhaft dauerte, laut einer am Gendarmerieposten Gallspach im Jänner 1946 erstellten Liste, einen Monat – den er durchgehend im Gefängnis des Gerichts Grieskirchen zubringen musste. Bereits nach – den allerdings aller Wahrscheinlichkeit nach: schlimmsten – vier Tagen gehen ließ man Friedrich K.[39] (Der Nationalsozialisten rauschhaftes Triumphieren übersetze sich in Brutalität und Rücksichtslosigkeit vergleichbaren Ausmaßes.) Zur Haftdauer der übrigen, im März 1938 ihrer Freiheit beraubten Gallspacher ist nichts Näheres überliefert. Nachdem man Karl H. „5 Wochen“ in Grieskirchen in Schutzhaft behalten hatte, wurde er zugleich aus Gefängnis und Dienst entlassen. 13 Monate später wurde, vermutlich bereits mit Blick auf den längst geplanten Krieg, diese Dienstenthebung wieder rückgängig gemacht, und Karl H. zunächst nach Vorchdorf geschickt. Nachdem Polen von der Wehrmacht überfallen und bis zur Demarkationslinie, auf die man sich mit der sowjetischen Führung im sogenannten Hitler-Stalin-Pakt geeinigt gehabt hatte, besetzt war, erfolgte Karl H.s Versetzung dorthin. 1940 sollten ihm zwei weitere Gendarmen, die bis dahin am Posten Gallspach eingeteilt waren, folgen.[40] Der Verfasser jenes Schreibens aus dem Jahr 1946, das das Landesgendarmeriekommando davon unterrichtete, wollte die Wahl des Dienstorts Polen als Disziplinarmaßnahme verstanden wissen. Allerdings machte er keine Angaben, ob und welche Verfehlungen – in einem, wie ebenfalls insinuiert, politischen Sinn – die Beamten sich hatten zu Schulden kommen lassen. Schwerer wiegende, weiter reichende oder schärfere Sanktionen gegen Gendarmen des Postens Gallspach wurden jedenfalls nicht überliefert. (Bereits ein knappes Jahr vor Kriegsende wird Karl H. wieder Postenkommandant – in Gallspach.)[41]

 

Ein Bürgermeister, der „ziemlich scharf gegen die Nazis vorging“

 

Beide, der Postenkommandant des autoritären Ständestaates und der Kommunist Georg Schmied werden nach Kriegsende im Bezirk Grieskirchen Verantwortung tragen. Dieser wird von der Militärregierung zum ersten Bürgermeister Gallspachs berufen, jener wird, mittlerweile Bezirksinspektor, unter dem von den Nationalsozialisten gemaßregelten Hauptmann (1947: Major) der Gendarmerie Moser – dessen Zusammenarbeit mit dem einstigen Polizeijuristen, Buchenwald-Insassen und Widerstandskämpfer Josef Hofer die kampflose Übergabe Grieskirchens und einer Reihe weiterer Orte in den heutigen Bezirken Eferding und Grieskirchen möglich gemacht hatte –  am Bezirksgendarmeriekommando Grieskirchen Dienst tun.

Vor einem weiteren Hinabsteigen zu historischen Details sollte allerdings anhand der im Oberösterreichischen Landesarchiv erhaltenen Akten die Vita Georg Schmieds kurz rekonstruiert werden: Geboren wurde er am 21. Februar 1892 in Grieskirchen. Seine Lehre zum Drechsler schloss er mit der Meisterprüfung ab, bevor er 1915 zum Kriegsdienst eingezogen wurde, aus dem er 1918 als Unteroffizier zurückkehrte. 1919 ließ er sich als selbständiger Handwerker in Grieskirchen und Gallspach nieder. Bis zum Februar 1934 war er „Anhänger der sozialdemokratischen Partei“ (gemeint ist die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschösterreichs, SDAP), dann engagierte er sich als Kommunist, was ihm bereits im autoritären Ständestaat Verfolgung und Haftstrafen einbrachte. Im März 1938 wurde er – wie bereits ausgeführt – aus den selben Gründen in „Schutzhaft“ genommen und wegen (vermutlich: Vorbereitung zum) „Hochverrat“ angeklagt. Obwohl das Verfahren eingestellt wurde, sperrten die NS-Behörden 1942 seinen Betrieb. Das könnte den Umzug nach Linz in die Klammstraße Nr. 1 erklären. Nach Kriegsende wohnt er wieder in Gallspach (Nr. 135). Nicht länger Bürgermeister bezieht er eine Wohnung in Grieskirchen (Mangelburg). 1945 war Georg Schmied geschieden.[42] Trotz seiner wiederholt unglücklichen Erfahrungen in Gallspach blieb er politisch aktiv und wurde Bezirksobmann der KPÖ.

Bald nach Kriegsende setzt ein Stimmungswechsel ein, gewinnen neue (und alte) Feinbilder wieder Kontur. Die alliierte Militärregierung, um genau zu sein: die Verantwortlichen in den USFA, begreifen wohl schon nach wenigen Wochen die durch sie selbst in den chaotischen Tagen des Mai 1945 erfolgte Ernennung eines bekennenden Kommunisten zum Bürgermeister von Gallspach als Fehler. Das schlechte Ergebnis (2,6 %) der KPÖ bei den Kommunalwahlen im November 1945[43] bewahrt sie nicht vor der Verlegenheit, diesen Fehler irgendwie rückgängig, jedenfalls öffentlich eingestehen zu müssen. Bereits am 22. Juni 1945 endet Georg Schmieds Amtszeit – oder: wird beendet. Am 19. Juni traten „in order of the American military government“ 14 „gentlemen“ als provisorischer Gemeinderat zusammen und einigten sich auf vier Namen aus ihrem Kreis, die der Militärregierung dann als Bürgermeister und (drei) Vizebürgermeister vorgeschlagen wurden. Höheren Orts hatte man gegen den Vorschlag keine Einwände. Am 22. Juni folgt Josef Schlager Georg Schmied als Bürgermeister nach. (Josef Schlager war bis zum „Umbruch“ Postenkommandant des Gendarmeriepostens Roitham im Traunviertel gewesen. Als Obmann der Ortorganisation der Vaterländischen Front hatte man ihn 1938 für vier Tage in Schutzhaft genommen und ihn des Kommandos enthoben.)[44] Zum „1st Viceburgomaster“ wird Alfred Holter ernannt. Dem „country-village with only rural surroundings“ und Sitz eines „international [sic!] well-known medical establishement“ war ein, wie immer unorthodoxer, Kommunist nicht zuzumuten. (Diese Episode in der Geschichte der Gemeindeselbstverwaltung Gallspachs dürfte einer der „gentlemen“ bis in die späten 1950er Jahre als anstößig – jedenfalls aber als des Verschweigens wert – empfunden haben. Alfred Holter erwähnt Georg Schmied in seinem „Dreißig Jahre[n] Gallspach[s]“ gewidmeten Buch mit keinem Wort. Im Gegensatz zur schon „in den ersten Tagen“ nach Eintreffen amerikanischer Truppen einsetzenden „Initiative Dr. Zeileis‘“ und der Tätigkeit eines Ausschusses von „Leuten […], die früher schon in Gemeindefunktionen tätig gewesen waren“ – worin der Verfasser das Gremium vermutet, das den Nachfolger Georg Schmieds bestimmte. „[…] natürlich [auch in diesem Fall] ohne [durch] irgendeine Wahl“ legitimiert zu sein, wie Alfred Holter schreibt.)[45] Ende desselben Jahres zieht Schmied also nach Grieskirchen. Die Behörden oder zumindest einige höhere Beamte behalten ihn auch als Bezirksobmann der – spätestens ausweislich der Wahlergebnisse vom November 1945 – marginalisierten KPÖ im Auge. Dem Anfang April 1947 „mündlich“ seitens des katholisch-konservativen Bezirkshauptmannes an das Bezirksgendarmeriekommando ergangenen „Auftrag“ betreffend Auskunft zum vielleicht belastenden „politischen und kriminellen Vorleben“ Georg Schmieds kommt Bezirksinspektor Karl H. persönlich – und schriftlich – nach. Möglich, dass der Verfasser hier überinterpretiert – Art, Umfang und vor allem Inhalt des Antwortschreibens Karl H.s lassen Sympathie mit dem Objekt obrigkeitlichen Interesses erkennen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit war man einander Mitte März 1938 spätestens im Gerichtsgefängis Grieskirchen begegnet und hat dort im jeweils anderen, der Gendarm des Ständestaats im Kommunisten und vice versa, für Augenblicke wenigstens den Leidens-Genossen erkannt. Wahrheitsgemäß erstattet der Bezirksinspektor Fehlanzeige, was  etwa Vorstrafen betrifft. Damit lässt er es aber nicht bewenden. Dem Bezirkshauptmann, der selbst Buchenwald er- und überleben musste, stellt er das „politsche Vorleben“ Georg Schmieds deutlich vor Augen. Zweimal sei er „von den Nazi“ eingesperrt worden; einmal „im März 1938“ für „einige Wochen“ „Schutzhaft“, später nochmals für mehrere „Monate Untersuchungshaft“. Darüber hinaus charakterisiert er ihn – beinah liebevoll, jedenfalls tendenziell als politisch ungefährlich – mit dem Begriff „Salonkommunist[]“, der immer schon seine „seperaten [sic!] [d.h. von der offiziellen Parteilinie abweichenden] Ansichten“ gepflegt habe. Als Kommunisten wolle er ihn, der selbst an Fronleichnamsprozessionen teilnehme, nicht ganz ernst nehmen. Gegen die Gallspacher „Nazi“ allerdings sei er als Bürgermeister „ziemlich scharf“ vorgegangen. Die habe er etwa am Tage vor Fronleichnam im Ort die Straßen kehren lassen.[46]

Seine Amtsführung war in dieser Hinsicht, wie gleich zu lesen sein wird, tatsächlich selbst für das Jahr 1945 unbestreitbar gekennzeichnet von einer gewissen Schärfe. Was mit eine Ursache für seiner Partei schlechtes Abschneiden bei den Wahlen zum Gemeinderat im November gewesen sein mag. Seine Handlungen als Bürgermeister waren dabei kaum Folge einer Haltung zwischen Verblendung und Halsstarrigkeit, wie man sie einem doktrinär linientreuen Kommunisten zuschreiben würde. Bezirksinspektor H. weist an einer Stelle – wie der Verfasser vermutet: um jeden Anschein politischen Extremismus zu zerstreuen – auf Schmieds Gewohnheit hin, bei Fronleichnamsprozessionen mitzugehen. Aus einigen Worten von der Hand Georg Schmieds erhellt hier – wo nicht seine Affinität zur Sphäre der Religion – immerhin sein Verständnis für die legitimen Interessen einer Institution wie der katholischen Kirche. Im Wissen um die politischen Manöver einiger Repräsentanten des Linkskatholizismus in Österreich, wie sie bald für Diskussionen und Schmähungen sorgen sollten – als Beispiele seien Univ.-Prof. Josef Dobretsberger erwähnt, dessen „von den Sowjets protegierte bürgerliche Demokratische Union“ 1949 zu den oberösterreichischen Landtagswahlen antrat,[47] oder der „Katholik und Kommunist“ aus der katholischen Arbeiterbewegung, Viktor Matejka, der erst 1966 wieder aus der KPÖ austrat[48] –, bleiben dem Verfasser die erwähnte Amtsführung wie die nachfolgend zitierten Worte Georg Schmieds Ausfluss seines ehrlichen Bemühens um einen demokratischen Neuanfang. Ein Bemühen, das es dem „bekennenden Kommunisten“ zur Pflicht machte, für die Zukunft genauso ein Auge auf die Wahrung der Religionsfreiheit zu haben.

Aus Anlass von Erhebungen zur Vorbereitung der sogenannten Entnazifizierung der österreichischen Wirtschaft, waren die einzelnen Gemeindeverwaltungen und Bürgermeister gehalten, Informationen zum politischen Vorleben und zur demokratischen Gesinnung der ehemaligen „Wirtschaftsführer“ zu liefern. In den ersten Monaten nach Kriegsende herrschte tatsächlich noch Einigkeit zwischen den politischen Lagern, dass „Personen, die den Auf- und Ausbau der Demokratie durch weitere Betätigung im Sinne des Nationalsozialismus gefährden könnten, vom öffentlichen Leben und aus Führungspositionen fernzuhalten“ seien.[49] (Was sich im Laufe der Jahre, im Buhlen um die – ab 1948 wieder wahlberechtigten – „Minderbelasteten“ oder „Mitläufer“, rasch ändert.) Am Rande seiner Ausführungen zum „politischen Lebenslauf“ der Vorstände und Aufsichträte der Raiffeisenkasse Gallspach also geht Bürgermeister Schmied auf eine spezielle Spielart des nationalsozialistischen Kulturkampfs gegen die katholische Kirche ein: „Therese W. war B.d.M. Führerin und störte in der Kirche von Gallspach am Beichttag der Schulkinder[,] indem sie die in der Kirche versammelten Kinder aufforderte[,] die Kirche zu verlassen u.[nd] sofort in den Appell [gemeint waren der Flaggenappell der Hitlerjugend und der Appell des Bundes deutscher Mädel] zu kommen.“[50]

 

[…] ich hatte Angst vor den […] dabei auftretenden SS-Obersturmbannführern, von welchen ich Jahrzehnte geglaubt habe, sie seinen tot oder wenigstens den entsprechenden Strafen zugeführt […] Was ist das für ein Staat, frage ich mich, der dem Massenmörder eine saftige Pension ins Haus schickt und ihn mit Ehrenzeichen überhäuft […]?[51]

 

Den Auftrag, zur sogenannten Wirtschaftssäuberung beizutragen, hat Georg Schmied ernstgenommen. Der Bezirkshauptmannschaft berichtet er so ausführlich wie fundiert. Sei es, dass er trotz seines Umzugs nach Linz – der auf gezielte wirtschaftliche Benachteiligung durch die NS-Behörden zurückzuführen war – auf dem Laufenden geblieben ist, sei es, dass er sich seit Mai 1945 gezielt umgehört hat: Zu Hintergrund und Vorleben des letzten nationalsozialistischen Bürgermeisters von Gallspach, der dieses Amt nur vier Wochen inne hatte, machte er nicht nur auf dessen „Jausenstation […], [wo] sich stets die Mitglieder [der] N.S.D.A.P.“ träfen,  aufmerksam. „Ein Bruder desselben“ sei „Jurist und höherer Gestapobeamter in Prag, Salzburg u. Linz gewesen.“[52] Zugang zu den entsprechenden Dokumenten vorausgesetzt, bereitet es keine Schwierigkeiten, diese Angaben zu belegen. Weder mißbrauchte Georg Schmied Gerüchte verbreitend sein Amt, noch mißverstand er es – nach der ihm zwischen 1938 und 1945 widerfahrenen Verfolgung – als willkommene Gelegenheit, dem einen oder anderen Nachbarn am Zeug zu flicken oder das Nest (i.e. Gallspach) zu beschmutzen. Der folgende Abschnitt wird den Nachweis erbringen, dass er schon im Juni 1945 mehr wusste oder wissen wollte, als das offizielle Österreich – noch geraume Zeit später.

Der im Winter 1897 auf einem Bauernhof knapp eineinhalb Kilometer außerhalb des Ortskerns von Gallspach zur Welt gekommene Josef A. brachte es – nach Besuch der „Volksschule in Gallspach“ und seit 1909 des Gymnasiums (Linz, Urfahr), Kriegsdienst als Einjährig-Freiwilliger im k.u.k. Infanterie-Regiment Nr. 70 (ab Oktober 1915), wenigen Wochen an der Front, russischer Kriegsgefangenschaft (in „Ostsibirien“), in die er im August 1916 geraten war, und aus der er erst im September 1921 nach Gallspach heimkehren sollte, sowie, anschließend, zweijähriger Mitarbeit am elterlichen Hof[53] – in Wien zum Kriminalbeamten und Doktor der Rechtswissenschaften. Die letzte Staatsprüfung hatte er 1929 – „mit genügendem Erfolge“ – bestanden.[54] Dort, in Wien, besaß er seit Jänner 1926 auch das Heimatrecht – nicht, weil er sich zu diesem Zeitpunkt bereits vier Jahre (§ 12)[55] dort aufgehalten hatte, sondern als „Staatsdiener“ (§ 13), d.h. Polizeibeamter mit Dienstort Wien.[56]  Die weitere Karriere Josef A.s ist – ab 1933 – geeignet, zweierlei zu demonstrieren. Zum einen, wie in Österreich  (d.h. im autoritären Ständestaat) zum Teil lange vor dem Anschluss legistisch – etwa mit dem Ordnungsschutzgesetz (siehe die Arbeit zu Gaspoltshofen) oder der Anhalteverordnung (siehe oben) – der Exekutive Instrumente zur Verfolgung Oppositioneller in die Hand gegeben worden waren, die dann in unveränderter (Ordnungsschutzgesetz) oder ähnlicher, aber verschärfter (Schutzhaft) Form unter nationalsozialistischer Herrschaft weiter angewandt wurden. Zum anderen, wie weit und an welch entscheidenden Stellen es schon im autoritären Ständestaat Parteigenossen oder Sympathisanten gelungen war, die österreichische Exekutive zu unterwandern.

Der NSDAP beigetreten war Josef A. bereits während der „Systemzeit“, im Juni 1933. Seit Mai 1934 hatte er der (illegalen) „SS-Standarte 89, IV. ND-Kompanie (Polizeigruppe Schwertführer)“ angehört – nach einer Beförderung im März 1935 als Hauptscharführer (zweithöchster Unteroffiziersdienstrang).[57] Wenige Monate nach dem März 1938 geriet der für Josef A. zuständige Leiter der NSDAP-Ortsgruppe „Kernstock“ in Wien darüber beinah ins Schwärmen. „Pg. Dr. A[.]“ sei, so wurde erklärt, gerade „durch seinen Dienst als Polizeikommissär, der Bewegung von großem Nutzen“ gewesen. Wann immer behördlicherseits „gegen Mittglieder der N.S.D.A.P.“ ermittelt oder vorgegangen werden hätte sollen, waren „dieselben […] vorher“ rechtzeitig verständigt worden. An anderer Stelle findet sich die zusammenfassende parteiamtliche Bewertung, dieser illoyale österreichische Beamte habe „in der Systemzeit der Partei viel genützt“.[58] Zum Zweck der Konspiration und um hochverräterisch mit den Partei- und Sicherheitsdienststellen im Deutschen Reich zu konspirieren, war er vor dem Anschluss „immer wieder“ die wenigen Kilometer von Wien „nach Pressburg gefahren“.[59] Die eben zitierte Einschätzung seiner Verdienste um die (illegale) NSDAP in Zweifel zu ziehen, fand der Verfasser nirgends Anlass.

Ein Mann mit seinen Fertigkeiten und seiner Einsatzbereitschaft war für den Dienst als Polizist im zwar blutigen und repressiven, aber noch nicht völlig enthemmten, protofaschistischen Ständestaat schlicht überqualifiziert. Und übermotiviert. Anfang 1937 hatten 14 (vierzehn!) Untersuchungshäftlinge, die als aktive Kommunisten verdächtigt worden waren, ihre Geständnisse mit der Begründung widerrufen, diese wären „durch Mißhandlungen seitens […] Dr. A[.]s erpreßt“ worden. Es ist, in Anbetracht der schieren Zahl, anzunehmen, dass ein Akademiker der solcherart im Akkord peinliche Verhöre durchführte, nicht allein anderen physisches und psychisches Leid zufügte, sondern auch selbst sich dabei wenigsten körperlich verausgaben musste. Je detaillierter das Bild Josef A.s aus der Historie und vergilbten Akten hervortritt, umso mehr erschließt sich die tiefere und eigentliche Bedeutung eines vom Reichsarbeitsführer, Robert Ley, geprägten Begriffs: ein „Arbeiter der Stirn und der Faust“. Der folglich bei Zeiten „als Schläger berüchtigte“ – aber auch vor 1938 keineswegs disziplinar- oder gar strafrechtlich wegen solcher Petitessen zur Rechenschaft gezogene[60] – Polizeibeamte und illegale Parteigenosse erklomm, was Wunder, in den paar Jahren des Tausendjährigen Reiches, die auf den Umbruch folgen sollten, eine Sprosse der Führerleiter um die andere. Allerdings nicht ohne zuvor, am 12. März 1938, noch den Haftzettel für einen Kollegen – den Polizeijuristen Josef Paul – eigenhändig unterschrieben zu haben. Josef Paul wird nach 1945, wahrscheinlich nicht zu unrecht, in Josef A. einen der Verantwortlichen für seine Inschutzhaftnahme und anschließende Haft im Konzentrationslager vermuten.[61] Weiters soll Josef A., ebenfalls Mitte März 1938, die Festnahme eines Dr. Thaler und eines gewissen Popelka „persönlich“ vorgenommen haben. Quelle und Kontext legen die Vermutung nahe, dass es sich bei den genannten (wie bei Josef Paul) um Kollegen Josef A.s handelte.[62]

Foto: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Wien

 

Noch im März wurde er als Leiter der neu geschaffenen Außenstelle der Staatspolizeileitstelle Wien vom Polizeikommissariat Ottakring nach St. Pölten versetzt. Mit Ende April war er – als Leiter des „Sachgebietes II A 2“ (Beobachtung und Bekämpfung politischer Gegner) –  der Staatspolizeileitstelle Wien zugeteilt.[63] Im Herbst desselben Jahres wurde er für einen Monat (Oktober) zur Geheimen Feldpolizei einberufen.[64]  Von Februar 1939 bis September 1940 führte er anschließend – im Sinne des Nationalsozialismus – erfolgreich die Außenstelle St. Pölten.[65] Dem „pflichtbewussten“ Josef A. mit seiner „natürlichen und guten“ Lebensauffassung fielen auf jeder seiner Stationen Menschen zum Opfer. Die nächste Station seiner Führerlaufbahn: Referatsleiter „II C und H“ (Reaktion und Verstöße gegen das Heimtückegesetz) der Staatspolizeistelle Wien. Seine Ernennung zum Regierungsrat, die Beförderung zum SS-Untersturmführer (der niedrigste Offiziersrang in der SS, äquivalent dem Leutnant der Wehrmacht) und – zwei Dienstgrade überspringend – zum Sturmbannführer erfolgten während seines Wirkens hier. Begründet wurde sein Avancement mit seinen „besonderen Verdienste[n] im Kampfe für die NSDAP“ und seinem „Einsatz[] beim Aufbau“ der Wiener GeStapo.[66]  Weiterhin erfüllte er als Mitarbeiter der GeStapo seine Pflicht, das seine beitragend zur Verfolgung all derer, die anders handelten, redeten, dachten, waren oder sein sollten. Ein Schreiben an einen Oberstaatsanwalt, der im Herbst 1941 mit einem Fall nach dem Rundfunk- und eventuell Heimtückegesetz befaßt war, bietet eine ähnliche Diktion und widerspiegelt die selbe Logik, wie sie zu Antonia H. (siehe Arbeit zu Weibern) von der Hand eines Linzer Kriminalobersekretärs begegnen. Zwischen den beiden Briefen liegen auch wirklich nur Tage. Wo dieser „jüdische Verdrehungen“ der „jüdischen Abtreiberin“ witterte, waren Josef A. Handeln und Motive der Beschuldigten durchsichtig – bis auf ihre Abstammung, die er als kausal erkannt haben wollte für aufrechte Kritikfähigkeit und zaghafte Opposition: „Bei den in die vorstehende Sache verwickelten Personen handelt es sich um einen Kreis von Juden, Mischlingen und judenfreundlich gesinnten Ariern, die ihre Gegnerschaft zum nat.soz. Staat durch Abhören und Verbreiten von Nachrichten des Feindrundfunkes sowie durch Greuelpropaganda zum Ausdruck brachten.“[67] 1942 verschlug es ihn nacheinander, jeweils für verhältnismäßig kurze Zeit und als stellvertretenden Leiter in die Staatspolizeistellen Salzburg und Linz (Februar bis April bzw. April bis Juli).[68] Von Linz wurde er im Juli 1942 zum Sonderkommando 7b der Einsatzgruppe B an – tatsächlich: hinter – die Ostfront befohlen, das er, so Krausnick, „möglicherweise“[69] bis zum Oktober desselben Jahres in Stellvertretung von SS-Obersturmbannführer Adolf Ott befehligte. Aus einer Beilage zum „Vorschlag zur Ernennung  […] zum Oberregierungsrat“, es handelt sich um eine mehrseitige, tabellarische Dokumentation seiner Laufbahn als SS- und Polizeiführer, dagegen scheint hervorzugehen, dass er zwischen dem 14. Juli und dem 22. Dezember tatsächlich „Führer“ – nicht Stellvertreter desselben – „eines Einsatzkommandos bei der Einsatzgruppe B“ war.[70] Auch ein, ebenfalls im Bundesarchiv befindliches Verzeichnis von Befehlshabern und Kommandeuren in der Einsatzgruppe B qualifiziert ihn „als Führer des Sonderkommandos 7b“.[71] Diese „kleinen, hochmobilen Einheiten mit besonders qualifizierten GeStapo, Kripo- und SD-Männern“ waren bereits in den Tagen des Anschlusses aufgetreten. Damals allerdings in und an Schlüsselpositionen (etwa in Ministerien oder Bundespolizeidirektionen) und klar definierte Befehle bzw. sorgfältig vorbereitete Listen abarbeitend. Ihr Einsatz nach dem Überfall auf Polen hatte dann aber „allein in den annektierten Gebieten“ bereits „mehr als 60 000“ Opfer gefordert. In Vorbereitung des Unternehmens Barbarossa wurden die Befehle und Direktiven vager – und bewusst eine „Kluft zwischen dem Wortlaut […] und der [operativen] Wirklichkeit“ offen gehalten. Vorgeblich im Verfolg sicherheitspolizeilicher Zielsetzungen sollten die Einsatzgruppen, so Hitler zum Chef des Generalstabs Franz Halder,  hinter der Front – „kommunistische Kommissare und die kommunistische Intelligenz“ – „vernichten“ und waren darüber hinaus gehalten, „in eigener Verantwortung Exekutivmaßnahmen gegenüber der Zivilbevölkerung“ durchzuführen. Innerhalb dieses Rahmens war ein Agieren der Sonderkommandos im Rücken der kämpfenden Truppe, also in unmittelbarer Frontnähe, vorgesehen – während die Einsatzkommandos die „weiter westlich gelegenen Heeresgebiete“ zu bearbeiten hatten. Waren dieser Aufgaben mit „Erforschung“ und „Bekämpfung“ umrissen worden, hatten jene für die „Sicherstellung“ (vor allem) bestimmter Personen und Personengruppen zu sorgen. Nur in groben Zügen war festgelegt worden, wen die Führer und Mannschaften der Einsatzgruppen „praktisch an die Wand zu stellen“ hatten: Mitglieder „der GPU-Organisationen, die Politkommissare, Juden usw.“ (Göring/Heydrich) Den Kommandoführern stand somit ein „ungeheurer Interpretationsspielraum“ offen. In welche der beiden Kategorien, der die Teilkommandoführer zuzurechnen waren, Josef A. fiel, wird, in Anbetracht der doch nur rudimentären Informationen zur Beurteilung seiner Person durch vorgesetzte Stellen, sich nicht abschließend beantworten lassen. Der Verfasser neigt jedenfalls nicht dazu, in ihm einen der „unteren und mittleren Beamten aus Stapo-Stellen im Reich, die abgewickelt wurden“, zu sehen. Immerhin wird er Anfang 1944 zum Obersturmbannführer befördert und im Herbst desselben Jahres ins RSHA nach Berlin gerufen. (Siehe unten.) Danach zu urteilen, musste man in ihm jemanden erkannt haben, dessen „Bildung, Fähigkeiten und Zukunftspotential“ ihn für „Leitungsfunktionen in Schlüsselstellungen des NS-Staates“ prädestinierten.[72] Wie weit zu dieser – wie anzunehmen – positiven Einschätzung eine eigenständige, initiative und weit gehende Gestaltung des ihm als Kommandeur eines Sonderkommandos offenstehenden Handlungsspielraums zur tödlichen Wirklichkeit beitrug, muss nach Lage der vom Verfasser eingesehenen Quellen offen bleiben. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes wertet seine „Mitwirkung an der Ermordung Tausender Juden und Jüdinnen“ in Smolensk als Tatsache.[73] Die etwa 2 000 Juden, die bis zum Sommer 1942 in dem Ghetto, das in einem Viertel von Smolensk eingerichtet worden war, überlebt hatten, wurden im Juli außerhalb der Stadt, bei Magalanschina erschossen. Lediglich eine Dienststelle der Sicherheitspolizei in Smolensk „behielt“ 40 bis 80 Juden – man wollte sie vorerst noch als Zwangsarbeiter ausbeuten, später ermordete man auch sie.[74] (Krausnick verortet das Sonderkommando 7b zwischen Mai und Winter 1942 – mitunter in einzelne Trupps aufgespaltet – in Orel, Brjansk und Karatschew,[75] das heißt etwa 200 Kilometer südöstlich Smolensk.)

Fest steht die Dimensionen des Wirkens und Wütens der gesamten Einsatzgruppe B in den eroberten Gebieten der Sowjetunion – im wesentlichen Weißrussland. (Die Schwestereinheit von Josef A.s Sonderkommando 7b hatte aber zusammen mit dem Vorauskommando Moskau erst kurz vor der Hauptstadt der Sowjetunion kehrt machen müssen. Zuvor waren unter anderem mindestens „46 Russen in Smolensk […], darunter 38 jüdische Akademiker“, ermordet worden.[76] Auch was das Jahr 1942, als sich Josef A. hinter der Ostfront aufhielt, ist das mörderische Wirken des Sonderkommandos 7a besser belegt und erforscht. In Wjasma und Rshew fielen der Einheit, so die Meldung ans RSHA in Berlin, allein in der zweiten Augusthälfte 124 „Juden“, „Zigeuner“, „Geisteskranke“, „Bandenzugehörige“ etc. zum Opfer. Zu Jahresende konnte man mit 6.788 „Sonderbehandlungen“ bilanzieren. Darüber hinaus frappieren gewisse biographische Ähnlichkeiten zwischen Josef A. und Ostubaf. Rapp, der das Sonderkommando 7a 1942 kommandierte: Beide hatten sie auf dem zweiten Bildungsweg, als Werkstudenten ihren Dr. jur. gemacht. Beide waren früh in die Partei eingetreten und in den Sicherheitsdienst übernommen worden.[77]) Nach den Meldungen aus dem Stab der Einsatzgruppe B ans RSHA ist bis Dezember 1942 von 134.000 Opfern allein der Einsatzgruppe B auszugehen. Vom Überfall auf die Sowjetunion im Juni bis Mitte November 1941 wurden  45.467 Exekutionen gemeldet; einige Monate darauf berichtete man nach Berlin, man habe innert 24 Tagen (bis zum 30. März 1942),  von den Einsatz- und Sonderkommandos der Einsatzgruppe B 3.733 Menschen der „Sonderbehandlung“ zuführen lassen. (Die Führung der Einsatzgruppe B wollte bis zum Geburtstag Hitlers am 20. April alle Juden, die sich in ihrem Operationsgebiet aufhielten,  auslöschen.) [78] Zusammenfassend kann davon ausgegangen werden, dass von November 1941 bis Dezember 1942 mehr als 88.533 Menschen durch Angehörige der Einsatzgruppe B getötet wurden. Josef A. führte, wie erwähnt, vermutlich von Juli bis Oktober (längstens Dezember) eines der Kommandos dieser Einsatzgruppe, das Sonderkommando 7b. Versucht man das Morden dieser Einheit gesondert zu bilanzieren, fällt das Ergebnis weniger klar und detailliert aus. Festgehalten werden kann, dass bis 13. September 1941 diese kleine Gliederung der Einsatzgruppe B insgesamt  1.153 Exekutionen gemeldet hatte.[79] Das Sonderkommando 7b wurde spätestens ab August 1941 auch zur sogenannten Partisanenbekämpfung eingesetzt. Mit Beginn des „Bandenkampfs“ war unter den Führern der Einsatzgruppen die Gleichsetzung von Partisan und Jude allgemein verbreitet und galt als selbstverständlich. Damit  begründete man auch die im Spätsommer 1941 im Gebiet der Einsatzgruppe B (Weißrussland) einsetzende Auslöschung ganzer – zunächst kleiner – jüdischer Gemeinden. Beides waren „Vorboten des totalen Judenmordes“, wie er Monate später am Wannsee konzipiert und koordiniert wurde.[80] Adolf Ott wird im sogenannten Einsatzgruppen-Prozess 1947 in Nürnberg als Angeklagter – was man sich, seine Angaben erwägend, bewusst halten muss – zugeben, im Februar 1942 zum „leader of this Kommando [Sonderkommando 7b der Einsatzgruppe B] and successor to Lt. Colonel [Obersturmbannführer Günther] Rausch“ ernannt worden zu sein. Daneben bestätigt er die Anwesenheit, Funktion und Beteiligung des geborenen Gallspachers Josef A.: „My deputy was Dr. A.” Die Zahl der unter seinem Kommando durchgeführten Tötungen habe aber 100 nicht überstiegen. Das Operationsgebiet des Sonderkommandos 7b habe im Jahr 1942 um Bryansk und Orel (vgl. Krausnick) gelegen, und die Einheit sich zusammengesetzt aus 10 Angehörigen des Sicherheitsdiensts, 40 bis 50 GeStapo-Beamten, 10 Kriminalpolizisten, 20 bis 30 Angehörigen der Waffen-SS und Hilfskräften. Darüber, wie mit Juden zu verfahren war, herrschte kein Zweifel. Unabhängig, ob sie einer Partisanenorganisation angehört hatten – sie wären in jedem Fall zu erschießen gewesen („Füherbefehl“).[81] Behauptungen wie diese, die Glauben machen sollten, der Massenmord habe „nach der simplen Mechanik von Befehl und Gehorsam funktioniert[]“, sind, als konstitutiver Bestandteil einer nach 1945 verbreiteten Verteidigungsstrategie, fragwürdig bis unglaubhaft. Vielmehr deuten rezentere Forschungsergebnisse auf eine „stark von der Peripherie vorangetriebene Radikalisierungsdynamik“ – hervorgerufen durch die Wechselwirkung zwischen vager Befehllage und „flexiblen Richtlinien“ einerseits, unbestimmten aber „ideologisch überformten“ und von Führerkorps wie Mannschaften verinnerlichten „Zielvorgaben“ andererseits.[82] Als entscheidend von diesen beiden Faktoren  bestimmt darf auch das Handeln Josef A.s in seiner Führer-Funktion im Sonderkommando 7b zwischen Juli und Dezember 1942 betrachtet werden. Dies war ihm längst Überzeugung geworden, jenem konnte er sich für die Dauer seines Einsatzes im Osten ohnehin nicht entziehen. Wie in Nachkriegsprozessen außerdem bekannt wurde, waren – selbst nachträgliche – „persönliche“ Ansuchen um Versetzung möglich. Den „in durchaus sachlich-verständlicher Atmosphäre“ vorgebrachten Bitten wurde einige Male entsprochen – ohne dass die Petenten „in ihrer späteren Laufbahn benachteiligt“ worden wären.[83] Fehl gehen würde aber genauso jede auf eine Rolle Josef A.s als Leiter eines erweiterten Exekutionskommandos sich versteifende Interpretation. Vom „Grundbefehl der Tötung“ (Ohlendorf) abgesehen, umfaßte das Spektrum der von den Einsatzgruppen zu bewältigenden Aufgaben so Verschiedenartiges wie die „Erfassung des Volksdeutschtums in der besetzten Sowjetunion“ oder „kriminalpolizeiliche Tätigkeiten“.[84] Für letzteres wäre Josef A. nach nationalsozialistischen Maßstäben sicherlich qualifiziert und erfahren genug gewesen.

Mit Jahresende 1942 wurde er dem Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD in Prag abgeordnet, wo er bis ins Jahr 1944 noch höher stieg: „ab 26. 2. 43 Inspekteur der nichtuniformierten Protektoratspolizei in Böhmen“;[85] mit Wirkung vom 20. April 1944 ernannte ihn „der Führer“ zum „Oberregierungsrat“, der Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei Heinrich Himmler zum Obersturmbannführer (entsprach einem Oberstleutnant der Wehrmacht).[86] Zumindest für den Monat September war er dem Befehlshaber der Sicherheitspolizei und SD in Budapest unterstellt und operierte mit dem Einsatzkommando 7 in und um Pécs (Fünfkirchen). Von Oktober an wurde er „für die Dauer von 3 Monaten“ nach Berlin ins „Amt IV [im RSHA] zur informatorischen Beschäftigung“ abgeordnet.[87] Hier verliert sich vorerst seine Spur. Im Jänner 1946 erschien sein Name als einer unter 33 auf einer „Liste von schweren Kriegsverbrechern“, die die österreichische „Kommission für die Vorbereitung von Kriegsverbrecherprozessen“ bundesweit prominent hat veröffentlichen lassen: Die Oberösterreichischen Nachrichten brachten sie auf der Titelseite. Gesucht wurde er damals „wegen brutaler Verfolgung von politischen Gegnern im März 1938 in Wien“[88] – seine Rolle als (kommandierender) Offizier in der Einsatzgruppe B, Referatsleiter der GeStapo Wien etc. fand dagegen keine Erwähnung.

Schon am 20. September 1945 war er, scheinbar ohne dass die österreichischen Behörden davon Kenntnis nehmen wollten, nicht allzu weit von seinem Geburtsort entfernt, vom 430th CIC Detachment „im Gefängnis [!] Peuerbach“ festgenommen worden.[89] Möglicherweise hatte man im 430th CIC Detachment – das in Linz ein eigenes, drittes „sub-detachment“ (neben Wien und Salzburg) unterhielt, dem auch das sogenannte „2nd Buro“ in Grieskirchen unterstand – aus Vorsicht und nach schlechten Erfahrungen davon Abstand genommen, „Austrian officials“ aktiv einzubinden oder nur zu informieren. Denazification met even greater resistance in Austria than the CIC had found in Germany.” Hinweise und Beweismittel, die das CIC österreichischen Stellen hatte zukommen lassen, waren mitunter nicht genutzt worden. Die österreichischen Institutionen, die sich der problematischen jüngsten Vergangenheit annehmen hätten sollen, erwiesen sich häufig als „sources of security leaks.“[90] Der Name Josef A. taucht jedenfalls in keinem der Verzeichnisse von der Besatzungsmacht verhafteter Österreicher auf, die auch der Gendarmerieposten Peuerbach für die Bezirkshauptmannschaft Grieskirchen zu erstellen hatte. In der chronologisch geführten Liste folgt einer Verhaftung am 14. 9. die nächste am 7. 11. 1945, – bei keinem der beiden Festgenommenen handelte es sich Josef A.[91]  Zuletzt wurde er an die Rote Armee ausgeliefert und „1947 von einem sowjetischen Militärgericht zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt“.[92] Um Einwänden – der Art: „Wenn ihn die Russen nicht sofort hingerichtet haben, kann er nicht gar soviel verbrochen haben!“ – vorzugbeugen, soll auf die sicherlich bemerkenswerte Tatsache hingewiesen werden, dass sich die sowjetische (Militär-)Justiz „gerade in der Behandlung der RSHA-Funktionäre vergleichsweise milde zeigte. Man ließ sie nicht nur nicht hinrichten, sondern gestattete ihnen, nachdem man sie in der Lubjanka […] ‚ausgequetscht‘ hatte, im Jahr 1955 ihre Ausreise als Nichtamnestierte.“ Die Gründe, die die Verantwortlichen in der Sowjetunion bewegten, sich gnädig zu geben, waren vielgestaltig. Zum einen hatte sich das Spitzenpersonal der deutschen Feindaufklärung – von Gehlen bis Höttl – den Westmächten in die Arme geworfen, bzw. hatten sie OSS, CIC und später die CIA eng an die vor Strafverfolgung schützende Brust gedrückt. Folglich war man gezwungen mit vergleichsweise subalternen Amtsträgern vorlieb zu nehmen – deren „Spzeialwissen“ immerhin bei der Auswertung der im April 1945 in Berlin erbeuteten „umfangreichen Aktenbestände“ des RSHA äußerst hilfreich war. Zum anderen übernahm das Regime in den letzten Jahren Stalins zunehmend „eines der Feindbilder des Weltanschauungsgegners“: „den Juden.“ Auch wäre anläßlich einer breit angelegten justiziellen Aufarbeitung des Genozids zwangsläufig die Frage der Kollaboration in den von der Wehrmacht besetzten Gebieten der Sowjetunion thematisch geworden. Was wiederum die mit großem Aufwand institutionalisierte „Erfolgsstory“ des „Großen Vaterländischen Krieges“ befleckt hätte.[93] Am 16. November 1955 kam er nach Österreich zurück.[94] Dem Bezirksgendarmeriekommando wurde sein bevorstehendes Eintreffen in Gallspach, wo, so der Sicherheitsdirektor des Landes Oberösterreich in derselben Mitteilung, dessen Gattin sich beim oben erwähnten Bruder Josef A.s schon länger aufgehalten hatte, am 15. November für den „16. oder 17.“ angekündigt. Einer handschriftlichen Notiz ist zu entnehmen, dass wenige Stunden später auch das Gemeindeamt Gallspach verständigt worden war.[95] Die Reaktion des offiziellen Gallspach ist einer besorgten bis empörten Anfrage des Bezirksgendarmeriekommandos an die Sicherheitsdirektion und das Landesgendarmeriekommando zu entnehmen. Karl H., dem 1938 als Gallspacher Postenkommandant von Nationalsozialisten und Sympathisanten übelst mitgespielt worden war, meldete, die „Gemeinde Gallspach“ wolle dem mit dem letzten „Kriegsverbrecherheimkehrertransport“ – der Verfasser geht davon aus, dass Karl H. die amtliche und offizielle Sprachregelung hier vorsätzlich und mit einer bestimmten Absicht gebrochen hat – eintreffenden Josef A. einen „offiziellen Empfang mit Musik und Ansprachen“ bereiten. Geschlossen hat er seine Anfrage mit der Bitte um „Weisung“, „ob der offizielle Empfang stattfinden“ dürfe.[96] Solcher Art waren die mit A.s Heimkehr verbundenen Sorgen. Das beim Volksgericht Wien gegen ihn anhängige Verfahren (Vg2aVr2238/46)[97] etwa war im Spätherbst 1955 ohnedies eigentlich bereits Makulatur. Mit Wiedererlangung der Souveränität waren die Volksgerichte abgeschafft worden. Überhaupt war die unbedingte Notwendigkeit, im Umgang mit in der jüngsten Vergangenheit als Täter aufgetretenen „Österreichern“, sich zumindest einen Anschein von Ernsthaftigkeit zu geben, weggefallen. Erst 1963 sollte die österreichische Justiz (das Landesgericht für Strafsachen, Wien) in Sachen dieses schwerer Kriegsverbrechen Verdächtigen wieder entschiedene Schritte setzen. Über die Bundespolizeidirektion Wien wurden Erhebungen gepflogen. Zur Klärung der Frage nach dem Wohn- oder Aufenthaltsort eines ehemaligen leitenden GeStapo-Beamten und SS-Obersturmbannführers bedurfte es dabei – Mitte der 1960er Jahre – keiner kriminalistischen Anstrengungen. Das „Gemeindeamt des Marktes Gallspach“, wo sich Josef A. nach seiner Rückkehr aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft korrekt polizeilich gemeldet hatte, gab Auskunft. Der bei Gallspach geborene und zuletzt im selben Ort wohnhafte „Polizeibeamte und Oberregierungsrat“ war im Frühjahr 1961 im „Krankenhaus Grieskirchen“ verstorben.[98] Bald nach seiner Rückkehr aus der Sowjetunion muss er sich in seine alte Heimat begeben haben, um dort seinen Lebensabend zuzubringen. Am 11. Jänner 1956 gab er einem Beamten der Bezirkshauptmannschaft Auskunft über seine „Zivilinternierung und Verurteilung in Russland“. Dem kooperativen und korrekten ehemaligen (GeStapo-)Beamten kommt die eben erst souveräne Republik Österreich entgegen: Mit Beschluss des Landesgerichts Wien vom 12. Mai 1956 werden die gegen ihn anhängigen Verfahren eingestellt, die immer noch ausgeschriebene Fahndung nach dem „Kriegsverbrecher“ Josef A. widerrufen.[99] Es ist anzunehmen, dass der als „Polizeibeamter und Oberregierungsrat“ apostrophierte mutmaßliche Massenmörder die Jahre bis zu seinem Ableben in Gallspach und Grieskirchen bei vollem Ruhegenuss und in unvermindertem Ansehen verbrachte. Bitter böse spottend schließt der Verfasser, Ernst Jandl zitierend: „sie sprechen kriegsverbrecher frei / weil keiner ein ganz schlechter sei / (machtn halt mal mit juden schluß / die man doch nicht vermissen muß) / und alle sagen: österreich / und außerdem: ich komme gleich“[100]



[1] Jandl, Ernst: Wien: Heldenplatz. In: Ernst Jandl, Gesammelte Werke in drei Bänden. Frankfurt a. M. 1990. Band 1, S. 124

[2] OÖLA/Politische Akten/24=Mikrofilm 5080: Gendarmeriepostenkommando Gallspach/E.Nr.754/46 […] 7.5.1946

[3] Kreisky, Bruno: Erinnerungen. Hrsg. v. Rathkolb, Oliver. Wien 2007. S. 199

[4]  Der Schatten des Hakenkreuzes. Die (illegale) österreichische NSDAP. In: Österreich! und Front Heil“ Aus den Akten des Generalsekretariats der Vaterländischen Front. Innenansichten eines Regimes. Hrsg. v. Kriechbaumer, Robert. Wien 2005  S. 292 ff.

[5] Schuster, Walter: Deutschnational, Nationalsozialistisch, Entnazifiziert. Franz Langoth, Eine NS-Laufbahn, Hrsg. v. Archiv der Stadt Linz. Linz 1999 S. 79 ff.

[6] Black, Peter: Ernst Kaltenbrunner. Vasall Himmlers. Eine Karriere. München, Wien, Zürich 1991 S. 104 f.

[7] Volsansky, Gabriele: Pakt auf Zeit. Das deutsch-österreichische Juli-Abkommen 1936. Wien, Köln, Weimar 2001 S. 110 und 227

[8] Schuster, Walter: Deutschnational, Nationalsozialistisch, Entnazifiziert. Franz Langoth, Eine NS-Laufbahn, Hrsg. v. Archiv der Stadt Linz. Linz 1999 S. 85 f.

[9] Müller, Franz: Ein „Rechtskatholik“ zwischen Kreuz und Hakenkreuz. Frankfurt a. M. 1990 S. 171

[10] Schuster, Walter: Deutschnational, Nationalsozialistisch, Entnazifiziert. Franz Langoth, Eine NS-Laufbahn, Hrsg. v. Archiv der Stadt Linz. Linz 1999 S. 85 f.

[11] Butterweck, Hellmuth: Verurteilt und begnadigt – Österreich und seine NS-Straftäter. Wien 2003 S. 269

[12] Manoschek, Walter; Talos, Emmerich: Aspekte der politischen Struktur des Austrofaschismus. In: Austrofaschismus. Politik-Ökonomie-Kultur 1933-1938. Hrsg. v. Manoschek, Walter; Talos, Emmerich. Wien 2012 S. 150

[13] OÖLA/BH Grieskirchen/II/11: SD.Zl.10688/2/A-1938 […] Linz, am 4. März 1938 […] gez. Revertera

[14] OÖLA/BH Grieskirchen/II/11: SD Zl.10.011/5/A-1938/Str. […] Linz, am 2. März 1938 […] Für den Sicherheitsdirektor: Kißling; Zl.Pol. IV 146/37 […] Linz a.D., am 31 Dezember 1937

[15] Zu den politischen Ereignissen der Nacht vom 11. auf den 12. März 1938 in Wien – insbesondere auf dem Ballhausplatz, wie zum Keppler-Zitat: Matic, Idor Philip: Edmund Veesenmayer. Agent und Diplomat der nationalsozialistischen Expansionspolitik. München, Oldenburg 2002. S. 53 ff.

[16] Kitzmantel, Michael: Die Tage des Umbruchs – der „Anschluß“ in Wels. In: Nationalsozialismus in Wels (Band 1). Hrsg. v. d. Stadt Wels. Linz 2008 S. 16 ff.

[17] Kalliauer, Günter: Die jüdische Bevölkerung in Wels zur Zeit des Nationalsozialismus. In: Nationalsozialismus in Wels (Band 1). Hrsg. v. d. Stadt Wels. Linz 2008 S. 62

[18] Fest, Joachim: Hitler. Eine Biographie. Berlin 2003 S. 782

[19] Was er nicht in Erwägung gezogen hätte, wäre er mittlerweile nicht über die zu erwartende Haltung Mussolinis und Großbritanniens bei einem solchen Schritt beruhigt gewesen. Goldinger, Walter:  Geschichte der Republik Österreich 1918-1938. Oldenburg 1992 S. 289 f.

[20] Hesztera, Gerald: ROT-WEISS-ROT BIS IN DEN TOD? Die österreichische Exekutive zwischen Austrofaschismus und Nationalsozialismus. Munderfing 2010 S. 80 ff.

[21] Bezirksgendarmeriekommando Grieskirchen [DÖW 15.061]. Zit. n.: Widerstand und Verfolgung in Oberösterreich 1938-45. Eine Dokumentation. Hrsg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Wien 1982 S. 440

[22] Chronik des Gendarmeriepostens Grieskirchen. Zit. n.: Nimmervoll, Helmut: Der Weg der Zeit – Lebendige Heimatkunde. Grieskirchen 2009

[23] OÖLA/BH Grieskirchen/II/122: Zusammensetzung der Kommission […] Sitzung […] 12. Jänner 1946 […]

[24] OÖLA/BH Grieskirchen/II/11: Gendarmerieabteilungskommando Linz […] am 27. Mai 1947

[25] Verordnung zur Neuordnung des österreichischen Berufsbeamtentums vom 31.5.1938, RGBl. I, S. 607 http://ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblPdf/1945_134_0/1945_134_0.pdf [28.9.2012]

[26] Fuchs, Gernod: Die Salzburger Gendarmerie von der „Kampfzeit“ der NSDAP bis zur Entnazifizierung. In: Mittelungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. Band 143 (II. Teil) 2003 S. 273 ff.

[27] Hesztera, Gerald: ROT-WEISS-ROT BIS IN DEN TOD? Die österreichische Exekutive zwischen Austrofaschismus und Nationalsozialismus. Munderfing 2010 S. 62 f. und 72 f.

[28] OÖLA/BH Grieskirchen/II/189: Moser Karl […] an die Landeshauptmannschaft […] Grieskirchen, den 9. August 1945 [samt Beilagen]

[29] OÖLA/BH Grieskirchen/II/122: Bezirksgendarmeriekommando Grieskirchen […] 21.11.45 / E.Nr. 670/45

[30] Die Angaben beziehen sich auf die individuellen und summarischen Berichte über Inschutzhaftnahmen an die Bezirkshauptmannschaft Grieskirchen. OÖLA/BH Grieskirchen/II/11: E.Nr. 412-420,  Spf.Nr. 11 u. 12 etc.

[31] OÖLA/Politische Akten/24/Mikrofilm 5080: E.Nr.60/46 […] 15.5.1946

[32] Bauer, Kurt: Die österreichischen Anhaltelager 1933-1938. (Forschungsbericht) 2010 S. 11 ff. http://www.kurt-bauer-geschichte.at/PDF_Forschung_Material/Anhaltelager.pdf [23.9.2012]

[33] Perr, Wolfang: Das Anschlussjahr 1938 (1.Teil). In: Gallspacher Gemeindezeitung. 1. Folge – März 2008. Gallspach S. 10

[34] OÖLA/Politische Akten/24/Mikrofilm 5080: E.Nr.754/46 […] 7.5.1946

[35] OÖLA/BH Grieskirchen/II/189: 23.8.1945, Politischer Lagebericht Nr. II

[36] OÖLA/LG Linz/Sondergerichte/26/VgVr1946/Zl.1238-1222/VgVr1240/46: Politisches Führungszeugnis […] am 29.7.1946 Der Bürgermeister: gez. Gföllner

[37] OÖLA/BH Grieskirchen/III/13: Gendarmeriepostenkommando Grieskrichen / E.Nr. 2119/46 […] 12. August 1946 […]

[38] OÖLA/BH Grieskirchen/II/110: Liste der verbandsregistrierten Mitglieder / Haftzeit unter 3 Monate, Häftlinge mit ½ Jahr Haftzeit, Häftlinge mit unter 3 Monaten Haftzeit

[39] OÖLA/Landesverband ehemals politisch Verfolgter/20: Gendarmerieposten Gallspach […] den 23.1.1946 […]

[40] OÖLA/Politische Akten/24/Mikrofilm 5080: E.Nr.754/46 […] 7.5.1946

[41] OÖLA/Politische Akten/24/Mikrofilm 5080: E.Nr.60/46 […] 15.5.1946

[42] OÖLA/BH Grieskirchen/II/121: Ergänzung zum Fragebogen; Military Government of Austria / Fragebogen; Bezirkshauptmannschaft Grieskirchen / Informationsbüro […], den 10. September 45 […] gez. Rosner

[43] http://www2.land-oberoesterreich.gv.at/statwahlen/WahlenErgebnis.jsp?GemNr=40000&kat=OOE&Gemeindeauswahl=&strWahlCode=GR45&strThema=OOE&strMandat=ja&wahlnr=4 [25.9.2012]

[44] OÖLA/Landesverband der ehemals politisch Verfolgten/20: Gendarmerieposten Gallspach […] den 23.1.1946

[45] Holter, Alfred: Dreißig Jahre Gallspach. Linz 1956 S. 126

[46] OÖLA/BH Grieskirchen/II/189: E.Nr.7res/47 gez. Hammerschmied, Bezirksinspektor

[47] Glas, Bernhard: Land der Mitte und der Eintracht. Landtagswahlkämpfe in Oberösterreich 1945-1967. In: Zwischen Wettbewerb und Konsens. Landtagswahlkämpfe in Österreichs Bundesländern 1945-1970. Hrsg. v. Dachs, Herbert. Wien 2006  S. 161

[48] Missong, Alfred: Eine sozialistische Zweischwerttheorie. (zuerst 1947) In: Derselbe: Christentum und Politik in Österreich. Ausgewählte Schriften1924-1950. Hrsg. v. Missong, Alfred jun. Wien 2006  S. 233

[49] Mesner, Maria: Die Unwägbarkeiten der Nachkriegszeit und die Sicherheiten des Kalten Krieges. In: Entnazifizierung zwischen politischem Anspruch, Parteienkonkurrenz und Kaltem Krieg. Das Beispiel SPÖ. Hrsg. v. Mesner, Maria. Wien 2005 S. 67 f.

[50] OÖLA/BH Grieskirchen/II/203: Der Bürgermeister des Marktes Gallspach […] [ohne Datum, aus dem Kontext ähnlicher Schrieben zu schließen, entweder vom 9. Oder 10. Juni 1945] […] gez. Georg Schmied

[51] Bernhard, Thomas: Auslöschung. Ein Zerfall. Frankfurt a. M. 1988 S. 439 und S. 448

[52] OÖLA/BH Grieskirchen/II/203: Der Bürgermeister […] Gallspach, 10.6.1945 […] gez. Georg Schmied

[53] Bundesarchiv (Berlin): SSO (Personal) 021/23003: 23608 / Dr. A[.] Josef. Wien, am 29. Oktober 1938 / Lebenslauf […]

[54] Bundesarchiv (Berlin): ZA-V (Reichsministerien, Wehrmacht) 53/170

[55] Kaiserliches Patent vom 17. März 1849, […] womit ein provisorisches Gemeinde-Gesetz erlassen wird. (Das „provisorische Gesetz“ sollte bis in Jahr 1939 in Kraft bleiben.)

[56] Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv/Personalunterlagen/Vereinigte Wehrevidenzstellen/Hauptreihe A: 21 159

[57] Bundesarchiv (Berlin): SSO (Personal) 021/23003: 23636 […] gez. Der SD-Führer des SS-Oberabschnittes Donau

[58]Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Bundesministerium des Inneren/Gauakt 4.346: 19071 […] Befürwortet […] Kreisleitung VII Wien, gez. [unleserlich]; 09623 […] Unterschrift desselben: Friedrich Zieher [Zellenleiter]

[59] Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Bundesministerium des Inneren/Gauakt 4.346: GA.4364 / 2.KV / 24 […] % 1

[60] Neugebauer, Wolfgang: Repressionsapparat- und Maßnahmen 1933-1938. In: Austrofaschismus. Politik – Ökonomie – Kultur. Wien 2012 S. 312

[61] Paul, Josef: Der erste Transport.  http://www.doew.at/frames.php?/service/archiv/eg/paul1.html [1.10.2012]

[62] Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Bundesministerium des Inneren/Gauakt 4.346: GA.4364 / 2.KV / 24 […] % 1

[63] Bundesarchiv (Berlin): ZA-V (Reichsministerien, Wehrmacht) 53/170

[64] Bundesarchiv (Berlin): SSO (Personal) 021/23003: 23612 […] Wien, am 29.10.1938, gez. Josef A[.]

[65] Bundesarchiv (Berlin): ZA-V (Reichsministerien, Wehrmacht) 53/170

[66] Bundesarchiv (Berlin): SSO (Personal) 021/23003: Der Reichsführer SS […] 23634 […] Berlin, den 21 Sept. 1939 […]; 23636 / Begründung […] Der SD-Führer des SS-Oberabschnittes / Donau […]; [hervorgehend aus:] 23614 […] zum SS-Obersturmbannführer […] zu befördern.

[67] Zit. n.: Müllner, Christian: Schwarzhörer und Denunzianten. Vergehen nach §§ 1 und 2 der Verordnung über außerordentliche Rundfunkmaßnahmen vor dem Sondergericht Wien. (Diss.) Wien 2011 S. 164 f.

[68] Bundesarchiv (Berlin): ZA-V (Reichsministerien, Wehrmacht) 53/170

[69] Krausnick, Helmut: Die Truppe des Weltanschauungskrieges: Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des S.D. 1938-1942. Stuttgart 1981 S. 645

[70] Bundesarchiv (Berlin): ZA-V (Reichsministerien, Wehrmacht) 53/170

[71] Bundesarchiv (Berlin): ZR (Einsatzgruppen und Einsatzkommandos) 38/B 5

[72] Mallmann, Klaus-Michael; Angrich, Jürgen; Lüppers, Martin (Hrsg.): Die „Einsatzmeldungen UdSSR“ 1941. Dokumente der Einsatzgruppen in der Sowjetunion I. Darmstadt 2011 19 ff.

[73] DÖW: Die Gestapo-Leitstelle Wien http://www.doew.at/frames.php?/gestapo-opfer/3/3_5.html [4.10.2012]

[74] Arad, Yithzak: The Holocaust in the Soviet Union. Jerusalem 2009 p. 287

[75] Krausnick, Helmut: Die Truppe des Weltanschauungskrieges: Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des S.D. 1938-1942. Stuttgart 1981 S. 186

[76] Förster, Andreas: Die braunen Flecken des Aufdeckermagazins „Der Spiegel“. In: Profil 10.5.2011

[77]Mallmann, Klaus-Michael: Lebenslänglich. In: Die Gestapo nach 1945. Karrieren, Konflikte, Konstruktionen. Hrsg. v. Mallmann, Klaus-Michael; Angrick, Andrej. Darmstadt 2009  S. 256 f.

1941. Dokumente der Einsatzgruppen in der Sowjetunion. Darmstadt 2011 S. 19 ff.

[78] Headland, Ronald: Messages of Murder. A Study of the Reports of the Einsatzgruppen of the Security Police and of the Secret Service 1941-1943. London 1992 S. 94, 100 ff. und 251

[79] IfZ-Archiv, MA 91/2, Chef der Sicherheitspolizei und des SD, Ereignismeldung UdSSR Nr. 92, 23.9.1941

[80] Hürter, Johannes: Hitlers Heerführer. Die deutschen Oberbefehlshaber im Krieg gegen die Sowjetunion 1941-1942. München 2006 S. 556 f. und 560

[81] Trials of War Criminals Before the Nuernberg Military Tribunals Under Control Council Law No. 10, Nuremberg  1946-1949. Vol. IV.: Case 9: U.S. v. Ohlendorf (Einsatzgruppen case) Case 8: U.S. v. Greifelt (RuSHA case).  U.S. Government Printing Office 1949 p. 204, 560

[82]  Mallmann, Klaus-Michael; Angrich, Jürgen; Lüppers, Martin (Hrsg.): Die „Einsatzmeldungen UdSSR“ 1941. Dokumente der Einsatzgruppen in der Sowjetunion I. Darmstadt 2011 S. 24

[83] Krausnick, Helmut: Die Truppe des Weltanschauungskrieges: Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des S.D. 1938-1942. Stuttgart 1981 S. 143

[84] Krausnick, Helmut: Die Truppe des Weltanschauungskrieges: Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des S.D. 1938-1942. Stuttgart 1981 S. 155 f.

[85] Bundesarchiv (Berlin): ZA-V (Reichsministerien, Wehrmacht) 53/170

[86] Bundesarchiv (Berlin): SSO (Personal) 021/23003: 23621 / Krakau, den 19. Mai 1944; 23625 […] gez. Kaltenbrunner

[87] Bundesarchiv (Berlin): SSO (Personal) 021/23003: Müncheberg/Mark, den 18.9.1944; 23618 […] gez. Ehrlinger; 23616 […] Berlin, 17. Oktober 1944 […]

[88] Die zweite Kriegsverbrecherliste. Oberösterreichische Nachrichten, 14. Jänner 1946 (2. Jahrgang)

[89] Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Bundesministerium des Inneren/Gauakt 4.346: A[.] Josef […] (§ 412 STPO) [Nichterscheinen des Angeklagten]

[90] Gilbert, James L.; Finnegan, John P.; Bray, Ann: In the Shadow of the Sphinx. A History of Army Counterintelligence. US Dept. of Def. 2005 p. 95

[91] OÖLA/BH Grieskirchen/II/205: Verzeichnis über die aus politischen Gründen in Haft befindlichen Personen […] Peuerbach, am 3. April 1945

[92] Klamper, Elisabeth: Die Gedenkstätte für die Opfer der GeStapo Wien. In: Mitteilungen des Dokumentationsarchives des österreichischen Widerstandes. Folge 202, Juli 2011 S. 2

[93] Angrick, Andrej: Im Fadenkreuz des Todfeindes? In: Die Gestapo nach 1945. Karrieren, Konflikte, Konstruktionen. Hrsg. v. Mallmann, Klaus-Michael; Angrick, Andrej. Darmstadt 2009  S. 271 ff.

[94] Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Bundesministerium des Inneren/Gauakt 4.346: BKA. MR.Dr.J[.] Dienstzettel 1. Feber 1957 […]

[95] OÖLA/BH Grieskirchen/III/357: Sicherheitsdirektor […] 15.Nov.1955

[96] OÖLA/BH Grieskirchen/III/357: BGK.GRSK. […] 19.11. / An die SID.u.LGK.f.O.Ö. […] gez. Ham.

[97] Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Bundesministerium des Inneren/Gauakt 4.346: A[.] Josef […] (§ 412 STPO) [Nichterscheinen des Angeklagten]

[98] Fiala, Josef: „Österreicher“ in den SS-Einsatzgruppen und SS-Brigaden. Die Tötungsaktionen in der Sowjetunion 1941-42. (Dipl.-Arb.) Wien 2009 S. 85

[99] Pers. Mitteilung Boeckl-Klamper, Elisabeth (DÖW), 16.10.2012

[100] Jandl, Ernst: Poetische Werke (Band 6). Frankfurt a. M. 1997 S. 185